Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
Formalität ab.
Sein Schreiber führte die Akten. Ein Seemann, der früher bei einem Anwalt gearbeitet hatte, vertrat den Angeklagten. Der Anklage folgte die Verlesung der Zeugenprotokolle, sofern die nicht anwesend sein konnten. Dann versuchte der Verteidiger die Anklage zu erschüttern, wobei er trotz aller Mühe nicht überzeugen konnte. Die Beweislage war zu eindeutig. Der Matrose McCall wurde zum Tode durch Erhängenverurteilt. Und nach dem Urteil schrie und leugnete er nicht mehr, sondern bat um den Besuch eines Pfarrers.
Die beiden amerikanischen Kriegsschiffe mussten schon am Abend auslaufen. Ihre Leutnants verabschiedeten sich von Sven. Und Sven besprach mit Leutnant Bergson noch die Flaggensignale, die sie brauchten, wenn sie auf Feinde treffen sollten. Und dann kam auch schon Baron du Savord und teilte ihm mit, dass er Svens Angebot dankbar annehme und mit der Brigg gern nach Frankreich reise. Ob es gestattet sei, die Kabinen noch etwas wohnlicher auszugestalten. Seine Frau habe Handwerker ausgesucht.
Sven war einverstanden, musste die Einladung zum Abendessen aber ablehnen, da er schon seine Offiziere eingeladen habe. »Aber, Herr Kapitän, das Problem können wir doch lösen. Ihre Herren Offiziere sind so freundliche Gesellschafter gewesen, dass es mir eine hohe Ehre wäre, sie auch einladen zu dürfen. Dann können wir zwei angenehme Kreise verbinden.«
Sven war einverstanden und informierte seine Offiziere.
Auf den angenehmen Abend folgte ein schwerer Morgen. Das Urteil musste vollstreckt werden. Das Seil hing bereits über der Rahnock. Das Brett war über den Rumpf hinaus gelegt worden. Die Seesoldaten standen bereit. Die Mannschaften strömten auf ihre Positionen. Die Leutnants meldeten Sven. Der Schreiber verlas das Urteil. Sven befahl: »Profoss, walten Sie Ihres Amtes.«
Der Matrose McCall wurde mit gefesselten Händen auf das Brett geführt. Ein Pfarrer sprach noch einmal mit ihm und segnete ihn. Dann erscholl der Trommelwirbel. Der Profoss löste die Verankerung des Brettes. Es kippte nach unten. McCall hing am Seil, zuckte noch etwas. Sie zogen das Seil an den Rumpf. Der Schiffsarzt stellte den Tod fest. Es war vorbei.
David blickte noch einmal auf die Küste der schönen Insel, die er diesmal gar nicht weiter besuchen konnte, und sagte zu Leutnant Harvy: »Lassen Sie bitte wegtreten und Signal zum Auslaufen setzen. Salut für den Gouverneur. Ich gehe in meine Kabine.«
»Es ist viel besser, wenn wir abends auslaufen. Da kann man sich dann in die Hängematte rollen. Wenn wir morgens auslaufen, dann gibt es Kanonendrill, sobald wir aus dem Hafen draußen sind«, murrte einer der Matrosen beim Mittagessen. Seine Kameraden grinsten verständnisvoll. Aber sie wollten nicht reden, sondern essen. Nach dem Auslaufen gab es frisches Fleisch und Gemüse, und da musste man sich ranhalten, solange noch etwas im Topf war.
Sven hatte seinen alten Freund Joshua gebeten, mit ihm zu essen. Er wollte fragen, wie es mit der Heilung vorangehe, aber er wollte mit ihm auch schon vorbereitend über den Aufenthalt in Bordeaux sprechen. Joshua trug nun schon eine Woche die feste Bandage. Er fühlte keine Schmerzen mehr, und sie war ihm sehr lästig. Aber der Schiffsarzt war strikt und verbot jede aktive Bewegung mit der verletzten Schulter. Doch an Deck hin und her zu gehen und ein wachsames Auge auf die Mannschaften zu haben, das konnte ihm Mr Bauer nicht verbieten. Mr Albus war es nicht so angenehm, wenn er dann von Joshua hören musste, was der alles bemerkt hatte.
Sven sprach gerade mit Joshua, was sie auf der Fahrt nach Bordeaux erwarten konnten. »Um schnelle Nachrichtenkutter, Konvois von Kriegsschiffen oder auch einzelne Linienschiffe brauchen wir uns nicht zu kümmern«, sagte Sven, »aber wenn ein Geleit kommt, dann habe ich mit Mr Bergson Signale für Angriff oder Täuschung verabredet.«
»Was meinst du mit Täuschung, Sven?«
»Scheinangriff, Maskierung als Wrack oder eine Mischung von beidem.«
»Wie soll eine Täuschung bei einem Konvoi mit Geleitfregatte funktionieren, Sven?«
»Wir müssen mit britischer Flagge als Wrack erscheinen, und die Brigg soll uns angreifen.«
Joshua schüttelte skeptisch den Kopf. »Da fragt doch jeder, wie die kleine Brigg eine Fregatte zum Wrack schießen oder wie ein Wrack einen Konvoi geleiten konnte.«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«, fragte Sven etwas ungehalten.
»Wenn wir das Wrack darstellen sollen, geht es nicht ohne Feuer. Ein Brand
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