Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
ihm Leutnant Trumbull. »Ihren Kapitän haben wir in Eisen gelegt, damit in Ruhe geklärt werden kann, was wegen des Angriffs gegen Sie unternommen wird.«
»Da werden wir gar nichts machen können, Mr Trumbull. Das war sein gutes Recht. Aber lassen Sie ihn ruhig noch in Eisen.«
Drei Tage später, Sven war schon längst wieder voll im Dienst, lief die Enterprise mit ihrer Prise Charleston an. Am Kai sammelte sich eine jubelnde Menge. Sie hatten kaum festgemacht, da kam der Büroleiter der Reederei Bradwick und verlangte nach Sven.
»Herzlichen Glückwunsch, Sir. Vor drei Tagen kam Post für Sie, und Mr Bradwick schrieb, sie solle Ihnen gleich ausgehändigt werden. Die Post für die Mannschaft hat Mr Bauer.«
Sven griff nach dem Brief. Er war von Sabrina. Er schnitt ihn auf und las. Martin stand an der Tür und dachte, dass Sven ängstlich aussah. Aber dann lachte er und stieß einen Freudenschrei aus.
»Gute Nachricht, Sir?«, fragte er leise.
»Meine Frau erwartet wieder ein Kind. Sie hofft auf einen Sohn. Welch eine Freude!«
»Sie sind ein Glückskind, Mr Larsson. Man nennt Sie schon in einem Atemzug mit den Kapitänen John Paul Jones und Lambert Wickes, die kürzlich so reiche Prisen kaperten.«
»Ich bleibe lieber Sven Larsson, Mr Talbot. Die Prise ist gut, aber die bessere Nachricht ist, dass meine Frau wieder in gesegneten Umständen ist und auf einen Sohn hofft.«
Mr Talbot sah ihn nachdenklich an. »Sie sind ein erstaunlicher junger Mann, Mr Larsson, wenn Sie einem alten Mann diese Bemerkung nicht verübeln. Mögen Sie bei dieser Verteilung der Prioritäten bleiben. Ich wünsche Ihnen Gottes Segen!«
In der Weite des
Atlantiks (Mai bis September
1777)
Es war ein wunderschöner Frühlingstag. Die Sonne wärmte, obwohl sie noch nicht hoch am Himmel stand. Die Amme hatte das Körbchen mit der kleinen Lilian auf die Terrasse gestellt, damit sie ein wenig frische Luft atmen konnte. Ricky, der Schäferhund, lag neben dem Körbchen und horchte auf das ruhige Atmen des kleinen Wesens, um das seine Herrin und die anderen Zweibeiner immer so viel Aufheben machten.
Sabrina saß an ihrem Sekretär, korrigierte Hefte und schaute immer wieder hinaus zum Körbchen. Lilian war nun schon ein halbes Jahr alt und hatte sich prächtig entwickelt. Sie griff mit ihren kleinen Fingerchen fest nach allem, was man ihr hinhielt, krähte fröhlich, wenn sie durch die Luft geschwenkt wurde, und schaute aufmerksam, wenn sich jemand näherte.
Sabrina unterrichtete schon wieder einige Stunden in der Schule. Sie wurde für den Französischunterricht gebraucht, denn der alten Gouvernante, die sie seit dem letzten Herbst vertreten hatte, wurde es nun zu viel, und auch die Kinder hatten sich nach der lebhaften und lustigen Sabrina gesehnt.
Ricky stand auf der Terrasse auf und blickte zu Henrietta hin, als wollte er sagen: »Merkst du nicht, dass da etwas kommt?« Jetzt hörteauch Henrietta eine Kutsche näher kommen. »Ist gut, Ricky. Wir wissen ja gar nicht, ob die zu uns wollen.«
Aber die Kutsche hielt vor ihrem Tor an. Nun kam auch schon John angelaufen, öffnete das Tor, und die Kutsche fuhr vor. Henrietta ließ den Hund »Platz« machen, öffnete die Tür und sagte: »Frau Larsson! Ich glaube, Mr Bradwick fährt vor.«
Sabrina blickte erschrocken auf. Er würde doch keine schlechte Nachricht bringen! Sie stand auf, zupfte ihr Kleid zurecht und ging in die Diele, in die John gerade Mr Bradwick hineinkomplimentierte.
»Nicht erschrecken, liebe Frau Larsson, ich hatte in der Gegend zu tun und wollte gleich selbst einen Brief vorbeibringen, der gestern Abend spät noch mit einem Schoner ankam. Sie warten doch auf Post von Ihrem lieben Mann.«
»Und wie, Mr Bradwick. Kommen Sie, ich lasse uns einen Kaffee machen, und Kekse sind auch da. Es dauert nur einen Augenblick.«
»Lesen Sie nur erst, Frau Larsson. Ich gehe ein wenig auf die Terrasse und schaue zu der kleinen Lilian. Ricky kennt mich ja und wird mir nichts tun.«
Im Gegenteil. Ricky wedelte mit dem Schwanz und schaute Mr Bradwick erwartungsvoll an, bis der sagte: »Na, komm schon!«, und ihn streichelte. Er schaute in das Körbchen, aber die kleine Lilian schlief ruhig. Er blickte sich um. Es war alles schön und friedlich hier. Man konnte auf den Delaware schauen, auf dem die weißen Segel blinkten. Hoffentlich blieb es so.
Sabrina hatte im Zimmer hastig den Brief aufgeschlitzt und schnell die letzten Zeilen gelesen. Gott sei Dank. Es ging Sven
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