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Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit

Titel: Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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bescheidenes Kerlchen dagegen. Ob er sich gegen sie durchsetzen kann?«
    »Das glaube ich schon. Ich habe ihn einmal erlebt, als er einem kräftigeren Kerl gegenüber sehr energisch wurde.«
    Sie wurden unterbrochen, denn der Ausguck meldete ein Segel.
    Das Segel gehöre zu einem Kutter oder Schoner, hieß es bald darauf. Der Kapitän beruhigte die Auswanderer. »Wir müssen uns nicht sorgen. Ein britisches Schiff wird einem Neutralen nichts antun, und die Schiffe der Kolonien werden ihre künftigen Mitbürger nicht mit Raub und Gewalt begrüßen.«
    Es war ein Kutter, der die Flagge einer Reederei aus Bristol zeigte. Ein britisches Kaperschiff. Die Auswanderer waren beruhigt und winkten.
     
     
    Der Kutter Albert hatte bisher nur zwei Fischkutter aus New Jersey als Prisen erbeutet. Die Mannschaft war unzufrieden und neigte zur Meuterei, da sie sich meist aus ehemaligen Matrosen von Sklavenschiffen zusammensetzte, ein notorisch aufsässiges und gewalttätiges Volk.
    »Ein Däne aus Tönning und ein Auswandererschiff dazu«, stellte der Kaperkapitän fest. »Nichts für uns!«
    »Warum denn nicht!«, protestierte ein stiernackiger Maat neben ihm. »Da sind doch jede Menge Weiber.« Die Matrosen um sie herum lachten zustimmend.
    »Das sind Dänen! Kapiert ihr nicht?«, belehrte sie der Kapitän.
    »Na und?«, fragte der Maat. »Wir setzen die Flagge einer der verdammten Kolonien. Weit und breit ist niemand in der Nähe, der was merkt. Und Auswanderer haben ihre ganze Habe bei sich und viel am Körper versteckt. Da müssen wir besonders bei den Weibern suchen.«
    Die Matrosen grölten beifällig.
    Der Kapitän sah Rat suchend seinen Steuermann an. »Viel haben wir nicht auf unserer Seite, Sir, wenn wir dagegen sind«, flüsterte der. »Lassen wir denen doch das Vergnügen und passen auf, dass kein Blut fließt. Sonst riskieren wir eine Meuterei.«
    »Dann gehen Sie aber mit rüber! Ich will damit nichts zu tun haben.«
    Sie hissten die Flagge von Massachusetts, feuerten dem Auswandererschiff einen Schuss vor den Bug und setzten mit einem überfüllten Kutter über.
    »Schnell, Tochter! Versteck dich im untersten Deck im letzten Winkel!«, raunte der Schriftsetzer seiner Tochter zu: »Das ist Piratenpack!«
    Auch andere rannten unter Deck, aber die Schneidersfrau rief: »Das sind doch bald unsere Landsleute. Ich kann mit denen reden. Wir brauchen keine Angst zu haben.«
     
     
    Die dänische Besatzung scharte sich um ihren Kapitän und sah den Enterern entgegen. Der Steuermann des Kutters betrat zuerst das Deck des Auswandererschiffes. Er lüftete kurz den Hut vor dem Kapitän und sagte: »Gehen Sie mit Ihren Leuten zum Vorschiff. Sie werden dort auf Waffen durchsucht.« Er winkte drei Matrosen mit Gewehren, die die Besatzung nach vorn trieben.
    Dann wandte er sich an die Auswanderer: »Alle Passagiere müssen jetzt ihre Papiere, ihren Schmuck und ihr Geld vorzeigen.«
    Ein Auswanderer drängte sich vor und unterbrach ihn. »Nix Englisch verstehn. Wir sind deutsch.«
    Der Steuermann blickte ihn verständnislos an. Einer seiner Matrosen mischte sich ein. »Die verstehen kein Englisch, Sir. Die kommen aus Deutschland.«
    »Sprichst du ihre Sprache?«, fragte der Steuermann zurück.
    »Ja, Sir.«
    »Dann übersetz mal!« Und er wiederholte den ersten Satz und fügte hinzu, dass die Kontrolle notwendig sei, weil sich Spione eingeschlichen hätten. Man müsse nun Papiere und Geld kontrollieren. Und wer Schmuck habe, sei sicher kein Spion.
    Manch einem der Auswanderer kam diese Erklärung fragwürdig vor. Sie gingen auf die Niedergänge zu.
    »Halt!«, schrie der stiernackige Maat dazwischen. »Wo wollen die denn hin?«
    Der Übersetzer erklärte ihm, dass die Auswanderer Papiere und Geld holen wollten.
    »Sie können ja mitkommen und kontrollieren«, fuhr die Schneidersfrau die Enterer halb Englisch, halb Deutsch, auf jeden Fall aber herausfordernd an.
    Der Maat geriet in Wut. »Halt dein Maul, du Hure!«, schrie er und riss ihr mit einem Griff das Oberkleid auf, sodass sie mit freiem Busen dastand. Da brach bei den Enterern auch der Rest an Disziplin zusammen. Sie stürzten auf die Frauen los, warfen sie zu Boden, streiften die Kleider hoch oder wollten sie herunterreißen. Die Männer der Auswanderinnen wollten ihren Frauen beistehen, allen voran der Schneider. Er sprang dem stiernackigen Maat auf den Buckel und würgte ihn. Der ließ von der Frau ab, riss sich von dem Mann los und schlug ihm so brutal in den Leib, dass

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