Sven Larsson Bd. 2 - Unter der Flagge der Freiheit
gut. Alles war in Ordnung. Dann las sie von Anfang an. Dieses war die Fortsetzung des ersten Briefes, in dem er von dem Kampf mit der Brigantine Bristol berichtet hatte. Und jetzt suchte er nach der Bark, die die Bristol geleiten sollte.
Was Sven vom täglichen Drill und von den Männern an Bord schrieb, überflog sie eher. Sie wollte wissen, ob es einen Kampf gegeben hatte. Nein! Wie gut! Aber der fremde Kapitän hatte ihm einen Weinkrug an den Kopf geworfen. Nun ja, er hatte einen tüchtigen Schiffsarzt, und wenn der sagte, es sei alles überstanden, dann war sie zufrieden.
Danach schrieb Sven von der reichen Beute. Sie stutzte. Über 12.000 Dollar könne er verfügen. 5.000 möge sie bei einer soliden Bank in Pennsylvania anlegen, und um 7.000 könne man die Beteiligung bei Bradwick erhöhen, wenn es der Firma gut gehe.
Und dann leitete Sven im Brief zu Lilian über, der alles ja einmal zugute kommen solle, und fragte, wie es ihr gehe, wie sie sich entwickele. Sie möge doch alles genau schreiben. Er lese ihre Briefe immer wieder und habe solche Sehnsucht nach ihr.
Sabrina ließ den Brief sinken, denn Martha kam mit dem Kaffee und sah Sabrina erwartungsvoll an. »Es geht ihm gut!«, sagte Sabrina, und Martha atmete auf. »Wie schön!« Mr Bradwick wurde der Kaffee serviert. Er erfuhr, dass mit Sven und dem Schiff alles zum Besten stand. Er werde eine Woche in Charleston bleiben.
»Ja«, bestätigte Mr Bradwick. »Alle reden von ihm als einem Glückspilz und stellen ihn auf eine Stufe mit Kapitän Wickes, was sicher eine Ehre ist.«
»Er lässt Sie grüßen, Mr Bradwick, und fragt immer wieder, ob bei uns auch alles ruhig sei. Dass der Kongress wieder von Baltimore nach Philadelphia zurückgekehrt sei, hat er ja schon erfahren, aber er will wissen, ob es neue Entwicklungen gibt.«
Mr Bradwick zuckte mit den Schultern. »Eigentlich ist nichts zu berichten. Dass unsere Schiffe jetzt auch in die europäischen Gewässer vordringen und dort kräftig kapern, wird er ja selbst in den Häfen hören. Aber der Erfolg der Kaperschiffe lockt die Matrosen weg von der staatlichen Flotte. Gouverneur Johnson aus Maryland musste jetzt eingestehen, dass er die staatlichen Galeeren nicht ausrüsten und nicht bemannen kann.«
»Nun, Mr Bradwick, Sie sind doch auch am Erfolg der Kaper beteiligt.«
Mr Bradwick lächelte. »Wer ist schon völlig uneigennützig, Frau Larsson? Wir sind alle mit dem Rat Ihres Gatten gut gefahren. Mr Selberg, der frühere Obersteuermann Ihres Gatten, erobert mit dem Schoner Freedom gute Prisen, und die Brigantine Savannah , an der Sie mehrheitlich beteiligt sind, hat unsere Konvois in der Karibik gut beschützt und schon drei Angriffe abgewehrt. Sie hat selbst drei Prisengemacht. Britische Handelsschiffe haben sich freiwillig unserem Konvoi angeschlossen, weil der unter britischer Flagge segelte. Die Brigantine hat sie dann überzeugt, dass sie sich uns ergeben müssten.«
»Da muss ich mir ja Notizen machen, damit ich das alles behalte.«
»Wenn Sie gestatten, berichte ich Ihrem Gatten über diese Geschehnisse in der Reederei.«
»Aber gern. Ich hebe mir schon immer die Zeitungen auf, damit ich nichts vergesse, was über die allgemeine Lage zu berichten ist. Aber im Augenblick kann ich keine Bedrohung erkennen. Mein Vater hat mir bestätigt, dass sich der britische General Bourgoyne in Kanada mit einer Armee vorbereitet, den Hudson hinab auf New York vorzustoßen. Haben Sie etwas Neues von General Howe gehört, der um New York mit seinen britischen Truppen steht?«
Mr Bradwick schüttelte den Kopf. »Man weiß nichts Genaues. Aus London hört man, dass er Bourgoyne entgegenmarschieren soll, um die mittleren Kolonien von den nördlichen zu trennen. Aus New York höre ich wieder von Freunden, dass er Transportschiffe zusammenzieht. Was das soll, weiß ich auch nicht. Aber solange er nicht auf Philadelphia marschiert, kann ich mit meinem Büro hierbleiben.«
»Wie beurteilen Sie denn die Zukunftsaussichten der Reederei, Mr Bradwick?«
»Das ist aber eine schwierige Frage, Frau Larsson. Wir hängen sehr von der politischen und militärischen Lage ab. Wenn die sich nicht wesentlich ändert, dann haben wir ganz gute Aussichten, obwohl ich vor einer schwierigen Entscheidung stehe.«
»Können Sie Ihren stillen Teilhabern mehr verraten, Mr Bradwick?«
Er lächelte kurz. »Alle setzen jetzt auf Kaperschiffe und machen guten Gewinn. Ich fürchte aber, das ändert sich. Die Briten werden Konvois
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