Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Größe und Zustand der Schiffe, fragte nach der Ladung, und ihr Mann erbat zusätzliche Auskünfte, die seine Sachkenntnis verrieten.
Sven war überrascht, wie Rosita sich in das Geschäft eingearbeitet hatte. Wer nicht wie er ihre Vergangenheit kannte, musste annehmen, dass sie ihrem Onkel seit ihrer Kindheit über die Schulter geschaut und alles gelernt habe, was er wusste.
Mr Fernando schien sich vor allem der finanziellen Seite desGeschäftes zuzuwenden. Er war zuständig dafür, dass interessierte Käufer die Kredite erhielten, die sie benötigten, um die Prisenagenten und damit die Schiffsbesatzungen schnell zu bezahlen.
Sie waren sich bald einig. Ein Diener schenkte einen guten Wein ein, um auf das Geschäft anzustoßen.
»Auf eine Welt, in der Geschäfte unser Leben bestimmen und nicht Waffen«, toastete Mr Fernando.
Sven stutzte und dachte an jene Proklamation aus Charleston, in der die Geschäftsleute vorgeschlagen hatten, dass Charleston neutral bleiben solle, bis die militärische Auseinandersetzung zwischen den Briten und Amerika entschieden sei.
Sven trank seinen Schluck und sagte: »Mr Fernando, Geschäfte und auch Leben müssen in dieser Welt durch Waffen beschützt werden.«
»Das sagen uns die Krieger immer«, spottete Mr Fernando. »Aber, lieber Mr Larsson, ich garantiere Ihnen, wenn die Waffen zwischen Rebellen und Royalisten schweigen, wird der Handel zwischen Amerika und England einen Umfang wie nie zuvor erreichen. Ob Mutterland und Kolonien oder zwei unabhängige Staaten, wir sind ideale Handelspartner, und das können die Befürworter von Kriegen nicht ausschalten.«
»Ich glaube Ihnen gerne, dass der Handel zunehmen wird, aber warum haben sich die Geschäftsleute nicht gleich durchgesetzt und liberale Beziehungen eingeführt?«, fragte Sven. »Nein, Mr Fernando, vielen britischen Geschäftsleuten gefiel die Ausbeutung besser als ein fairer Handel, und sie haben auf die entsprechende Partei gesetzt. Doch ich merke, wir beuten die Geduld Ihrer Gattin aus.«
Mr Fernando schaute auf Rosita: »Verzeih, mein Schatz, aber ich habe den Eindruck, mit Mr Larsson lässt sich auch trefflich streiten. Doch nun wollen wir uns wieder der erfreulichen Unterhaltung widmen.«
Auf der Liberty sprach sich schnell herum, dass der Kapitän gute Preise für die Prisen erzielt habe. Ein Großteil der Besatzung hatte bis zwei Uhr früh Ausgang. Sie überboten sich in der Planung, wie sie ihr Geld auf den Kopf hauen wollten.
Sven hatte mit Mr Flinders gesprochen, ob es den Offizieren angenehm sei, wenn er sie heute Abend einlade, da die Liberty am nächsten Vormittag schon wieder auslaufe.
Mr Flinders hielt ein Essen in einem feineren Restaurant für eine gute Idee. »Nach einem lustigen und lauten Fest steht uns allen wohl nach dem Desaster Penobscot nicht so der Sinn, wenn auch die Besatzung sich austoben wird wie eh und je.«
Das entsprach auch Svens Meinung, der immer noch mit sich haderte und nicht so ganz wusste, warum.
Sie saßen im Nebenraum eines guten Restaurants, das gerade weit genug vom Hafen entfernt war, um nicht von Seeleuten besucht zu werden. Sie speisten vorzüglich, tranken guten Wein und unterhielten sich wie gute, alte Freunde. Leutnant Wilson von der Virginia passte zum Team, als sei er schon ewig mit ihnen gesegelt.
Es war nach Mitternacht, als sie aufbrachen. Ihre Diener holten die Kutschen, aber Sven entschied sich, dass er zu Fuß gehen wolle. »Die halbe Stunde ist gut für meine Gesundheit, und Sam kann mich für meine Sicherheit begleiten.«
Einige widersprachen, aber er ließ sich nicht umstimmen. Ihm war so eigenartig, und er wollte mit sich klarkommen.
Als sie fast am Kai waren, kreisten in Svens Gedanken immer noch Sabrina und Rosita umeinander, mitunter in Positionen, die ihn mit Lust und Scham erfüllten. Da sah er, nur einen Steinwurf entfernt, die Kutsche der Talbots. Ein Taschentusch winkte aus dem Türfenster. Der Diener stieg von der Kutschbank und kam auf Sven zu. Der war wie erstarrt.
Es war der alte Butler. »Sir«, meldete er, »Mr Fernando hat eine Neuigkeit, über die er sofort mit Ihnen sprechen möchte, wenn es genehm ist. Sam kann schon an Bord gehen. Wir bringen Sie zur Gangway zurück.«
Sven nickte Sam zu. »Ist gut! Ich komme.« Dann ging er mit dem Butler zur Kutsche. Der Butler hielt ihm die Tür auf und im Dunkel der Kutsche erkannte er Rosita.
Er hatte es so erwartet, aber das Gewissen drückte ihm den Hals ab.
»Welch ein Glück,
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