Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Glück gehabt. Die Großeltern haben uns liebevoll aufgenommen. Wir konnten behütet aufwachsen. Wir haben einen neuen, liebevollen Vater und noch eine Schwester gefunden. Sie wurde deine geliebte Frau. Ich habe einen guten, tüchtigen Mann. Wir beide haben gesunde Kinder und haben guten Besitz. Nur Vater und Mutter, die nun in Kanada leben, fehlen mir manchmal sehr.«
Sven nickte. »Mir geht es auch so. Ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, was wir anstellen könnten, sie zu besuchen. Aber im Krieg ist das so gut wie unmöglich. Ein Glück, dass es eine Post gibt. Sonst wüssten wir nicht einmal, dass sie gesund und zufrieden sind.«
»Nun müssen wir dafür sorgen, dass die Familie nicht auseinanderstrebt. Könnten wir Weihnachten nicht bei uns in Norristown feiern, alle zusammen?«
»Da lädst du dir aber etwas auf, liebe Ingrid.«
»Ach, Sven, wir haben doch Bedienstete genug. Und vieles kann man vorher vorbereiten. Rede mal mit Sabrina.«
Sven versprach es, und sie kamen auf die Bediensteten. Ingrid erkundigte sich nach Joshua, und Sven schwärmte von dessen Hochzeit und der Schönheit seiner Frau Adeline.
»Ist sie auch so dunkel wie er?«
»Nein, sie ist Mulattin, hat europäischen Gesichtsschnitt, vielleicht etwas höhere Wangenknochen, ein wenig vollere Lippen, relativ helle Samthaut und graziöse Bewegungen.«
»Sag mal, Brüderchen, so schwärmst du ja nicht einmal von Sabrina. Du wirst doch da nichts anfangen wollen?«
»Ingrid, du kennst doch Joshua. Soll ich mich von dem Riesen verprügeln lassen?«
»Der ist dir so ergeben, Sven. Der würde dich nie verprügeln. Er würde still ganz weit fortgehen, wenn du ihm so etwas antun würdest.«
»Und darum könnte ihn auch nur ein völlig böser Mensch so enttäuschen. Und so böse, wie du denkst, bin ich nicht.« Sie lachten sich beide an.
Ingrid und Henry hatten vor, Sabrinas Ankunft abzuwarten, aber dann gleich abzureisen, um das Wiedersehen von Sabrina und Sven nicht zu stören.
Sven lächelte. Ohne einen halben Tag mit ihrer besten Freundin und Stiefschwester würde Sabrina sie nicht fortlassen.
Als dann die Kutsche vorfuhr und Sabrina kam, schien sie aber erst einmal gar nicht zu merken, dass Henry und Ingrid mit Kindern zu Besuch waren.
»Wo ist er?«, rief sie John zu, der das Tor öffnete, und rannte ihn fast um.
»In der Bibliothek!«, rief John hinterher.
Sabrina lief ganz undamenhaft schnell, den Rock unziemlich hochgezogen. Sie stieß die Tür auf, eilte über den Flur, rief: »Sven!«, und öffnete die Tür zur Bibliothek.
Sven saß im Sessel, das Bein auf einem Hocker und hatte die Zeitung auf den Schoß sinken lassen. Sein Mund öffnete sich zum freudigen Lachen, als er Sabrina erkannte. Sie stürzte auf ihn zu, stieß an sein linkes Bein, was ihm einen Schmerzensschrei entlockte, und fasste ihn um. »Dass du nur lebst, mein Liebster! Alles andere schaffen wir schon.«
Sie küssten sich hingebungsvoll. Dann löste sich Sven und stellte mit einem fragenden Ton fest: »Du wusstest, dass ich hier bin und verwundet wurde?«
Sabrina nickte unter Tränen. »Wir mussten im Ort anhalten, und da rief eine Frau ins Kutschenfenster: ›Ist Ihr Gatte schon über den Berg?‹ Da konnte ich Zwei und Zwei zusammenzählen. Und ich war schon in so gedrückter Stimmung.«
»Wieso, Liebste?«
»Das erzähle ich gleich. Aber sag mir, wo du verwundest wurdest und wie es der Wunde geht.«
Sven zog seine Hose hoch, sodass Sabrina die Wund sehen konnte. »Vor Savannah hat mir eine Handgranate die Wade zerfetzt. Sam und Billy haben mich aufs Schiff geschleppt und Dr. Bader hat mit viel Mühe alles zusammengeflickt. Es heilt gut. Morgen muss ich mit Krücken die ersten Versuche machen. Ein wenig Hinken wird wohl bleiben.«
»Wenn du nur lebst, Liebster. Und zur See kannst du jetzt doch auch nicht fahren.«
Sven lachte. »Die nächsten drei Monate wirst du mich wohl nicht loswerden. Aber ich weiß noch nicht, ob das Komitee die Liberty unter Leutnant Flinders oder einem anderen vorher losschickt. Und nun musst du mir sagen, was dich bedrückte.«
Sabrina löste sich von Sven. »Ich muss doch schnell Ingrid und Henry begrüßen. Sie können dann ja auch hören, was ich dir von New York erzähle.«
Sie kam gleich darauf mit den beiden zurück und begann zu erzählen: »Ihr wisst ja alle, dass ich in einem Komitee bin, das die Lage derGefangenen verbessern soll. Nach langen Verhandlungen fand nun ein Austausch von Kommissionen statt. Vier
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