Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
antreiben lassen konnten.
»Und der kleine Dick Borell hat vorgeschlagen, dass wir einige unserer Leute in britische Uniformen stecken und sie als ›Wachmannschaft‹ Matrosen der Liberty aus der Stadt geleiten könnten.«
Sven lächelte. »Das ist ein kleines Schlitzohr, was?«
»Ja, Sir, wie die meisten Kinder, die selbst für sich sorgen müssen.«
Sie brachten Sven in der nächsten Nacht in die Stadt. Das Sumpfgebiet an der Südseite von Charleston Neck war nicht unüberwindbar, sondern es gab einen Pfad vom Ashley-Fluss zu den Befestigungslinien. Sven hielt sich sorgfältig auf dem Pfad, auf dem Sam und Dick vor ihm gingen. Dreißig Meter neben ihm reichten die britischen Gräben bis an den Sumpf, und sie hörten, wie geschaufelt und geredet wurde. Dann wuchsen die Stadtmauern vor ihnen empor, und Dick krächzte wie ein Reiher.
Ein Kopf lugte über die Mauer. »Wer da?«, rief er.
Dick antwortete fröhlich. »He, Johnny, wir sind zu dritt. Lass uns die Strickleiter runter.«
Die Strickleiter kam, und Dick kroch zuerst hoch, gab dem Posten ein frisch geschlachtetes Huhn und sagte: »Sam und ein Freund kommen noch. Gibt es was Neues bei euch?«
»Geht nicht ins Wachzimmer. Die haben heute zwei Nutten gemietet. Da würdet ihr nur stören.«
Für Sven, dessen Bein noch nicht die volle Leistungsfähigkeit hatte, war der Weg durch die Stadt sehr anstrengend. Es war zwar interessant, Charleston, das er bisher nur aus dem Kutschenfenster kannte, nun zu Fuß zu erkunden, aber nach einer Weile fragte er: »Können wir uns einen Augenblick hinsetzen und einen Kaffee trinken?«
»Aye, Sir, an der nächsten Ecke ist ein kleines Café, in dem viele Arbeiter und Vertreter frühstücken«, antwortete Sam.
Das Eckcafé war gerammelt voll, aber sie konnten drei Plätzeerwischen, als einige Gäste gingen. Sven aß mit Dick einen Streuselkuchen zu seinem Kaffee und blickte sich im Laden um. Er sah die übliche Charlestoner Mischung. Geschäftsleute und Arbeiter. Weiße, Mischlinge und Neger und einige Frauen. Alle sprachen lebhaft. Es herrschte fast südländisches Flair.
Dick schien beliebt zu sein. Der Wirt gab ihm einen Bonbon, als sie gingen. Draußen marschierten einige Soldaten der kontinentalen Truppe vorbei. Sonst sahen sie keine Uniformen.
Nach einiger Zeit lief Dick zu einem kleinen Reihenhaus voraus und schaute sich um. Sam erklärte: »Wir treffen uns hier, damit keiner der Besatzung Sie sieht. Von den Kontakten von draußen nach innen braucht niemand zu wissen.«
In einem kleinen Zimmer umarmten sich Karl und Sven herzlich. »Diesmal war es nicht so sicher, ob wir uns gesund wiedersehen würden«, sagte Karl.
»Ich muss dir doch die herzlichsten Grüßen deiner lieben Frau überbringen und auch einige Briefe von ihr, lieber Karl. Außerdem will ich mit dir schimpfen, weil du meine alte Liberty versenkt hast.«
»Das geschah auf Befehl, lieber Sven. Ich halte mich an Befehle.«
Sven sah ihn skeptisch an. »Spielst du schon auf die Kapitulation an? Lies hier den Brief des Marinekomitees. Dort wird dir erklärt, dass es deine höhere Pflicht ist, eine gute Besatzung vor Gefangenschaft zu retten. Niemand wird das als Befehlsverweigerung sehen.«
Karl las und lachte Sven an. »Endlich ist der Konflikt zwischen Pflicht und Neigung gelöst.« Sven nickte und dachte, es sei gut, dass Karl nicht wisse, wie viel Überredung und Tricks ihn dieser Brief gekostet hatte.
»Erzähl mir etwas über die neuesten Entwicklungen in der Belagerung, Karl.«
Karl schlug die Hände ineinander. »So ein Landkrieg ist furchtbar. Es ist, als ob du dich an einer Leeküste festgesegelt hast. Wir sind ringsum eingeschlossen. General Lincoln, übrigens ein tüchtiger Offizier, hat mit den Briten verhandelt, um freien Abzug für seine regulären Truppen zu erhalten, wenn er die Stadt übergibt. Die Briten haben noch mehr Truppen aus New York geschickt und machen keineZugeständnisse. In ein paar Tagen werden sie die Stadt sturmreif schießen. Wie du uns da rausholen willst, bleibt mir ein Rätsel.«
Sven holte eine Karte aus der Tasche, erklärte, fragte nach und diskutierte angeregt mit Karl, der immer zuversichtlicher wurde. Natürlich konnte er zehn hessische Uniformen besorgen. Es waren ja genug Gefallene vor ihren Linien liegen geblieben oder im Hafen angetrieben worden. Er würde auch genug Leute in seiner Besatzung finden, die Deutsch sprachen und die »Gefangenen« abtransportieren könnten.
»Aber die Route
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