Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Stellungen und erlaubte keinem, sich zu entfernen. Die anderen Truppen sollten nicht aufmerksam werden. Sie hörten die melodischen Glocken von St. Michael am Morgen und auch die Hymne »God save the king«, die die einrückenden Truppen spielten, aber sie konnten die Truppen nicht sehen.
Gegen Mittag traten die von ihnen eingekleideten »hessischen Soldaten« aus einem Haus und gingen zu etwa fünfzig Matrosen der Liberty , die waffenlos waren und nur ihre Seesäcke mit persönlicher Habe trugen. Die »Hessen« wurden von einem erfahrenen Maat in der Uniform eines Sergeanten geführt. Alle trugen Musketen mit aufgepflanztem Bajonett.
Drei »Hessen« marschierten an der Spitze der Kolonne, die anderen an den Seiten. Karl sah ihnen nach und hoffte, dass alles gut ginge. Erselbst ging zu den Offizieren der neben ihnen liegenden Truppen und sagte, dass seine Männer den Befehl zur Abgabe der Waffen erhalten hätten.
Der ältere, hagere Milizmajor klagte. »Nun ist es so weit. Dank für die gute Kameradschaft, Kapitän. Wo sollen Sie die Waffen abliefern?«
»Am Pul…« Kapitän Bauers Antwort wurde durch ein gewaltiges Krachen übertönt. Beide Männer zuckten zusammen und drehten sich nach dem Schall um, wo eine riesige Wolke aufstieg und immer höher in den Himmel wuchs. Neue Explosionen ertönten, manche wie ein Schlag, andere wie ein Knattern.
»Mein Gott!«, rief Kapitän Bauer. »Das ist das Pulvermagazin, wo wir unsere Waffen abgeben sollten.« Er winkte dem Major zu und rannte zu seinen Männern.
Aber die Männer der Liberty drängten schon aus den Stellungen. Der Erste Leutnant hatte sofort nach der ersten Explosion das Abrücken in die Fluchtstellungen befohlen. Sie rannten zu den Lagerhallen und betraten sie durch zwei getrennte Eingänge. Ein Teil räumte den Kanaleingang frei, andere krochen durch den neuen Stollen.
Joshua Petrus betrat den Kanal als Erster. Er hielt eine Fackel in der Hand und inspizierte beim Voranschreiten die Wände. Außer dem schrecklichen Gestank schien alles in Ordnung. Hinter ihm loderten weitere Fackeln auf. Der Großteil der Mannschaft flüchtete durch den Kanal.
Auch Kapitän Bauer war in dieser Gruppe und versuchte, weiter nach vorn zu kommen. Aber das gelang erst, als die Menschenmasse nach fast einer Stunde anhielt.
»Wir sind unter dem Ausgang«, hieß es von vorn.
»Lasst mich durch!«, rief Kapitän Bauer. »Wer erkundet?«
»Bootsmann Petrus, Sir«, wurde ihm geantwortet.
Joshua räumte Balken und Steine zur Seite. Anscheinend waren die Häuser, die am Kanalende lagen, in den letzten Tagen noch zerstört worden. Hier war der Kellergang, dort die Treppe. Wieder musste er räumen. Dann hatte er einen freien Blick auf die Stadt. Zuerst sah erdie riesige Staubwolke. Dann fielen ihm die britischen Fahnen auf den Mauern auf, und schließlich kam ihm zu Bewusstsein, dass er keinen britischen Soldaten sah. Erleichtert kroch er um die Ecke und blickte zum Fluss und zum Wald hinüber. Auch hier war kein Brite zu sehen.
Sie hatten das Schwerste hinter sich.
»Los raus!«, rief er. »In Zweierreihen zum Strand! Nicht rennen!«
Als Kapitän Bauer den Ausgang erreichte, sah er schon eine lange Kette von Matrosen zum Fluss gehen. Hoffentlich fällt das nicht auf, dachte er. Wir hätten das noch besser überlegen müssen. Aber dann marschierte er mit den anderen los.
Sie hatten etwa einen halben Kilometer zu gehen. Der Acker war sehr uneben, und viele Seeleute fluchten.
»Ruhe!«, rief Kapitän Bauer. »Ihr Meckerköppe marschiert in die Freiheit. Da schimpft man nicht.«
»Da vorn sind aber Briten!«, riefen plötzlich die, die vor ihnen marschierten.
»Lasst mich nach vorn«, brüllte der Kapitän. »Das sind unsere Leute von der Liberty . Leutnant Waller kommandiert sie. Den kennt ihr doch.«
Am Flussufer stand neben einem großen Busch Leutnant Waller in britischer Uniform und schwenkte seinen Hut. Jetzt rannten die Ersten los und sprangen am Strand in die Ruderboote.
Kapitän Bauer fiel ein Stein vom Herzen. Plötzlich packte eine Hand seinen Arm. Ein Seemann hielt ihn fest und blickte voller Schreck zur Seite. Da ritten fünf britische Reiter mit gezogenen Säbeln auf sie zu.
Karl Bauer fasste sich in Bruchteilen von Sekunden.
»Halt!«, schrie er und sprang auf die Reiter zu. »Wir sollen da mit Booten abtransportiert werden. Fragt eure Kameraden da vorn.«
Die Reiter stutzten, senkten die Säbel und ritten langsamer zum Ufer.
Leutnant Waller winkte
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