Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
müssen wir noch festlegen.«
Sven nickte. »Ich treffe mich nachher noch mit einem Major aus Lincolns Stab, genauer gesagt aus Washingtons Stab. Sobald er die Kapitulationsbedingungen kennt, erfahre ich sie. Vergiss aber nicht, dass ihr noch den Stollen zwischen den zwei Häusern graben müsst, die ich dir gezeigt habe.«
»Das alles ist am 10. Mai, also in zwei Tagen, fertig. Bis dahin wird sich die Stadt noch halten.«
»Aber bitte nicht viel länger, Karl«, sagte Sven ihn. »Mr Bradwick will, dass ich Ende Mai einen Konvoi nach Nordspanien geleite.«
Sven verabschiedete sich ungewohnt hastig von seinem Freund Karl. Nur er wusste, dass er auf dem Rückweg herausfinden wollte, ob Rosita in der Stadt war. Er erinnerte sich, dass in der Nähe von Talbots Haus eine Poststation war. Dort wollte er fragen.
Als sie die Straße erreichten, bat er Sam und Dick, einen Moment zu warten. Er selbst ging hinein und fragte den Postintendanten, ob die Familie der Talbot-Nichte in der Stadt sei.
»Na ja«, antwortete der ein wenig zögernd. »Der Witwer ist im Haus. Die Nichte ist ja schon im Februar vor Beginn der Belagerung gestorben.«
Sven konnte die Überraschung nicht verbergen. »Sie war doch eine junge und gesunde Frau.«
»Sie ist bei einer Geburt gestorben. Sie hatte sich so auf das Kind gefreut, aber das Mädchen hat auch nicht überlebt.«
Sam bemerkte, wie verstört Sven war. Ganz gegen seine Gewohnheit fragte er: »Haben Sie etwas Unangenehmes erfahren, Sir?«
»Ja. Die Nichte meines Freundes Talbot, die sein Geschäft übernommen hatte, ist unerwartet verstorben.«
»Das tut mir leid, Sir.«
Am 11. Mai morgens hörte Sven, wie die britischen Kanonen ein konzentriertes Feuer auf Charleston begannen. Er ließ sofort seine Offiziere zu sich kommen und befahl, alle Hilfskräfte für die Evakuation in Alarmbereitschaft zu versetzen.
»Leutnant Bergson, Sie machen unsere drei Schilfinseln startbereit. Die erste startet morgen um ein Uhr mittags, die nächsten je eine Stunde später. Die Landungsplätze sind bekannt. Leutnant Waller besetzt mit zwanzig Mann die beiden Häuser, in denen der Kanal endet. Sollten noch Briten in der Nähe sein, werden sie ausgeschaltet. Aber das ist unwahrscheinlich, denn sie werden an die Mauern der Stadt vorrücken. Nehmen Sie auch Waffen für die Befreiten mit, Leutnant Waller. Den Marsch der Gefangenen beobachtet Leutnant Walton aus einiger Entfernung und greift ein, falls Briten den Zug aufhalten oder umleiten wollen. Aber möglichst ohne Geschieße. Das amerikanische Schiff zur Aufnahme der Befreiten liegt hier! Alles klar?«
Kapitän Karl Bauer erfuhr spät am Abend, dass die amerikanischen Truppen am nächsten Tag ihre Waffen niederlegen würden. Washingtons Major berichtete es ihm. »Ich werde Sie und Ihre Leute zu Kapitän Larsson begleiten. Ich habe meinen Burschen zu ihm geschickt, damit er alle Einzelheiten kennt, Mr Bauer.«
»Wie soll denn alles vor sich gehen, Major?«
»Morgen Nachmittag werden die Eroberer mit Fahnen und klingendem Spiel einrücken. General Lincoln wird das britische Siebte Infanterieregiment und Lissings Hessisches Jägerkorps empfangen. Auch General Clintons Stab rückt mit ihm ein. Diese Truppen werden die Wälle sichern. Am Samstag geben unsere Truppen die Waffen ab. DieMilizen werden nach Hause entlassen und müssen schwören, nie mehr gegen England zu kämpfen. Die kontinentalen Truppen werden in die Gefangenschaft abgeführt.«
Karl Bauer wiegte den Kopf hin und her. »Das würde auch uns betreffen, gäbe es nicht meinen Freund Sven.«
»Ihr Freund?«
»Ja, wir waren beide Mitte 1770 zusammen auf der Victoria . Ich war Matrose, und er fing an. Wir haben viel gemeinsam erlebt und sind Freunde geworden, die sich aufeinander verlassen. Aber sagen Sie mir nun, wann unsere Einheiten die Waffen übergeben sollen?«
»Auch am Samstag. Ich meine, wir alle sollten uns in der Nacht zum Samstag verstecken, damit wir fliehen, sobald das Signal zur Waffenübergabe kommt.«
Vor Beginn der Morgendämmerung verließen etwa fünfzig Matrosen unter Führung des Zweiten Leutnants ihre Quartiere und schlichen einzeln durch die Straßen in Richtung Süden. In dem einsetzenden Gewimmel der Neugierigen und der zur Arbeit strebenden Menschen war ihre Chance aufzufallen sehr gering. Dieser Trupp würde sich unter den vorbereiteten Schilfinseln verstecken und gegen Abend »absegeln«.
Karl hielt die anderen Männer am Samstag in ihren
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