Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Ruder oder am Besanmast dabei. Die Sloop setzte im Nu alle Segel und floh.
Die Defence sandte ihr noch einige Schüsse hinterher, wandte sich aber dann den flüchtenden Handelsschiffen zu. Sie waren leicht einzuholen und stellten die Flucht spätestens dann ein, wenn die Defence ihnen eine Kugel ins Vorschiff schoss. Kutter mit den Enterkommandos besetzten die drei Handelsschiffe.
Die britischen Seeleute empfingen die amerikanischen Matrosen teils mit Flüchen, teils mit stoischer Ruhe. Sie wurden entwaffnet und auf dem Vorschiff zusammengetrieben. Dann wurden die Papiere geprüft, um Klarheit über die Ladung zu bekommen, und die Pulverkammer wurde gesichert. Das war alles Routine.
Aber alle Enterer spitzten die Ohren, um zu hören, was die Ladung an Wert barg. Und bald sprach es sich herum. Die Schiffe hatten Proviant und Munition für die Belagerer von Charleston geladen. Diese Ladung war überall in Amerika willkommen. Gute Beute!
Die Enterer strahlten und gaben ihren Kameraden auf der Defence Zeichen, dass gutes Prisengeld zu erwarten war. Sven bekam dann offiziell die Papiere mit den genauen Angaben, aber da hatten sich die Matrosen schon freudig auf die Schultern geklopft.
»Wir bringen zwei der Schiffe nach Wilmington, das dritte nehmen wir mit nach Charleston«, entschied Sven.
Der Erste wandte ein: »Sir, wenn Sie erlauben: In Philadelphia würden wir wesentlich bessere Preise erzielen.«
»Stimmt, Mr Potter. Aber ich müsste mindesten dreißig Mann als Prisenmannschaften entbehren, was ich mir nicht leisten kann.«
»Aye, aye, Sir.«
Sie liefen Wilmington nur kurz an, setzten die britischen Besatzungen aller drei Schiffe an Land und meldeten zwei Prisen an. Der örtliche Agent der Reederei Bradwick versprach, alles zu unternehmen, um gute Preise zu erzielen und Post weiterzuleiten.
»Mensch, wenn dieses Kaff richtige Kneipen und ein paar Weiber mehr gehabt hätte, wäre ich desertiert. Das kann man doch keinem Seemann zumuten, so eine Stippvisite im Hafen!«, schimpfte der bullige Maat Rob zu Bootsmann Winner.
Tom Winner blickte ihn ernst an. »Du warst auch nicht auf der Liberty , du Hurenbock. Wenn du Joshua Petrus kennen würdest, könntest du auf deine Nummer verzichten, um ihm zu helfen. Er hätte es tausend Mal für uns getan.«
Die meisten dachten so, denn sie hatten gute Freunde auf der Liberty . Sven hatte selten eine so nüchtern motivierte Mannschaft erlebt, die keine Mühe bei den Vorbereitungen scheute. Sie hatten keine Marineinfanteristen, da sie kein Schiff der Flotte waren. Aber sie hatten dreißig Mann als Ranger abgestellt, die dunkelgrüne Jacken und Hosen erhielten und eifrig mit Musketen und Handwaffen übten.
Am späten Abend des 1. Mai 1780 erreichte die Defence eine Position sechs Kilometer seewärts von der Isle of Palms. Sven befahl Klarschiff und völlige Abdunkelung.
Ein Teil der Kanoniere konnte an den Kanonen schlafen, die anderen standen in Bereitschaft. Sven hatte die Männer mit der besten
Nachtsicht am Bug und den Seiten postiert und ergänzte sie durch Posten mit gutem Gehör, die immer wieder Sprechtrompeten an die Ohren hielten. Und Rocky wurde herumgeführt und musste horchen und schnuppern.
Sie sahen die Lichter britischer Schiffe, sie hörten Befehle und Gelächter, aber niemand rief sie an. Sie waren jetzt querab von Coffin Land.
»Jetzt haben wir die Einmündung zum Hafen doch schon passiert, nicht wahr, Sir?«, fragte ein junger Midshipman den Master.
Der wollte bejahen, als am Bug ein Warnruf erscholl. Der Master spähte nach vorn, sprintete dann zum Ruder, bellte einen Befehl und drehte mit am Ruder, um das Schiff auf einen anderen Kurs zu bringen. Ein dunkler Schatten rauschte beängstigend nah an ihnen vorbei. Erstaunte Rufe waren zu hören, dann war alles vorbei.
»Eine Handelsbark«, atmete der Master erleichtert aus. »Eine Fregatte hätte uns nicht so leicht laufen lassen.«
»Was war los, Mr Winner?«, fragte Sven, der auf der anderen Seite des Achterschiffs gestanden hatte.
»Eine Bark hätte uns beinahe gerammt, vermutlich britisch, Sir. Sie war gut abgedunkelt. Nur ein Warnschrei am Bug hat mich bewogen, das Ruder herumzulegen.«
»Gut gemacht, Mr Winner. Ein Zusammenstoß wäre das Letzte, was wir jetzt bräuchten. Aber nun haben wir die Gefahrenzone wahrscheinlich hinter uns. Lassen Sie einen Teil der Wachen abtreten und legen Sie sich auch noch zwei Stunden hin. Wir brauchen Sie, wenn wir uns am Morgen zwischen den Inseln
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