Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
gewachsen waren.
»Ihr Verwalter sitzt uns aber auch ständig im Nacken«, bemerkte der Architekt. »Ich war erst ein wenig erstaunt, dass Sie einen Neger für ein so verantwortungsvolles und leitendes Amt einsetzen. Aber inzwischen respektiere ich seine Zuverlässigkeit und seine Intelligenz voll und ganz, Herr Larsson.«
»Und Sie kennen seine Treue und seinen Mut noch nicht einmal. Joshua Petrus war ein wunderbarer Kamerad in all den Jahren, die ich zur See fahre. Ach, da kommt er ja schon.«
»Dann lasse ich Sie zur Begrüßung kurz allein und gehe vor zur Küche«, entschied der Architekt.
Sven und Joshua umarmten sich herzlich. Beide hatten Tränen in den Augen. »Du hast mir gefehlt, Joshua, aber jetzt höre ich von allen, dass du auch hier unentbehrlich bist. Nun kann ich nicht mehr klagen, sondern muss froh sein, dass du uns hier hilfst. Macht dir die Arbeit auch Spaß?«
»Aber ja, Sven. Ich war erst skeptisch, ob ich auf die See verzichten könnte und die guten Kameraden. Aber nun habe ich mich hier eingearbeitet. Es macht mir Spaß und ich bin abends und an Wochenenden immer mit meiner Familie zusammen. Es ist wunderbar, wie sich mein Leben gestaltet hat.«
Joshua erzählte noch ein wenig von seiner Tochter und seiner Frau. Sven berichtete kurz über die letzten Fahrten, und dann gingen sie zum Architekten.
Wächter von der Reederei Bradwick standen mit Fackeln vor der Tür. Kutschen rollten an. Im Haus der Larssons herrschte Aufregung. Die Larssons gaben ein Fest für ihre Freunde.
Die älteren Kinder der Larssons und Kellaghans standen imKinderzimmer hinter den Gardinen und beobachteten unter Henriettas Aufsicht die Anfahrt der Gäste. Henry und Astrid, die beiden Kleinen, lagen schon im Bett und schliefen. Die Hunde waren im Stall eingesperrt, und man konnte dumpf ihr aufgeregtes Bellen hören.
Richard Bradwick und seine Frau kamen zuerst, wurden herzlich begrüßt und gesellten sich zu Kellaghans, die schon im Salon warteten. In kurzen Abständen folgten Karl und Hanna Bauer, Joshua und Adeline Petrus sowie Jonathan Smith mit Frau.
Sabrina und Sven wussten, dass es etwas riskant war, Joshua und Adeline so in die Gesellschaft einzuführen. Karl Bauer und Joshua waren zwar alte und eng verbundene Freunde. Die Kellaghans kannte Joshua auch schon lange. Aber Richard Bradwick war Joshua nur flüchtig begegnet, und Mr Smith kannte ihn nur von Erzählungen.
Ein guter Beobachter konnte beiden auch die Überraschung anmerken, hier ein farbiges Paar zu treffen. Aber die Bradwicks waren mit den Larssons so eng befreundet, dass sie auch deren Freunde akzeptierten. Die Smiths hatten größere Schwierigkeiten.
Doch Sabrina und Sven konnten nur staunen, wie Adeline und Joshua die Probleme meisterten. Adeline hatte bei den Männern leichtes Spiel. Sie war die Schönste des Abends. Ihre reizvolle Figur wurde von einem eleganten und doch schlichten Kleid betont. Sie plauderte charmant, bewegte sich graziös und sah in ihrer dunklen Samthaut so gut aus, dass auch die Frauen sie bewunderten. Das fiel ihnen umso leichter, als Adeline bei aller Schönheit doch keine Konkurrenz für sie war.
Joshua war wie alle anderen Herren im dunklen Anzug erschienen, hielt sich etwas zurück, plauderte zuerst mit den Bauers und wurde immer stärker in das allgemeine Gespräch einbezogen. Sven verfolgte mit Erstaunen, wie Joshua nicht nur kleine Anekdoten aus ihrer maritimen Vergangenheit zum Besten gab, sondern auch in politischen und wirtschaftlichen Fragen bescheiden und dennoch kompetent mitreden konnte.
Als sich die Herren nach dem Essen für eine Zigarre zurückzogen, sagte Mr Smith zu Sven: »Ich hatte schon von Ihrer engen Beziehung zu einem Neger gehört, Mr Larsson, aber dass dieser Mann aus dem Mannschaftsstand ein so gut erzogener und gebildeter Herr ist, hatmich schon erstaunt. Er passt wirklich in jede Gesellschaft. Und seine Frau ist nicht nur eine Schönheit, sondern nach meinem Eindruck auch die Idealbesetzung als Rektorin für die Schule der Stiftung.«
»Joshua ist der tapferste, treueste und kompetenteste Seemann, den ich kenne, Sir. Wäre er nicht schwarz, wäre er einer unserer besten Kapitäne. Und Adeline ist ebenso klug wie herzensgut.«
Mr Smith nickte. »Ich vertraue Ihrem Urteil auch in diesem Fall.« Und dann erzählte er Sven kurz unter dem Siegel der Verschwiegenheit, dass der Kongress in Kürze das Amt eines Ministers für die Marine schaffen werde, um die Flotte wirksamer zu fördern.
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