Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
doch die Verantwortung für den Konvoi.«
»Keine Diskussion«, fuhr ihn Sven an und starrte wie gebannt an den Strand. Aus den Augenwinkeln bekam er mit, wie Leutnant Will von den Seesoldaten ins Boot stieg, und sprang hinterher. »Ablegen!«
Auf South Marsh Island hatten sich die Männer ins Gebüsch geworfen, als die Liberty auf ihre Boote und auf sie selbst schoss. Jetzt rappelten sie sich wieder hoch und rannten landeinwärts.
Einem etwas älteren und schon beleibten Major in der langen, grünen Jacke der amerikanischen Loyalisten halfen zwei Soldaten hoch. Er klopfte seine hellbraunen Bundhosen ab, rückte den Hut mit der dunklen Feder zurück und lief den anderen in die waldigen Hügel nach.
»Verdammt! Wer hat da noch gebrüllt?«, schimpfte er laut vor sich hin.
Sein Adjutant, der neben ihm lief, informierte ihn: »Ich bin ziemlich sicher, Sir, das war Leutnant Redbook, der vor drei Wochen neu zu uns kam. Aber woher der den Schiffsoffizier kennen sollte, weiß ich nicht.«
Sie kamen im Wald auf eine kleine Lichtung, auf der zwei Blockhäuser mit besonders dicken Balken und etwa zehn leichtere Hütten standen. Ein Teil der Soldaten war schon in den Hütten verschwunden. Andere zündeten das Holz an den Feuerstellen wieder an.
Zum Major lief ein Melder. »Sir, die Rebellen sind mit vier Booten gelandet und suchen uns.«
»Alle raustreten!«, befahl der Major. »Hauptmann Bill, führen Sie die Truppe strikt nach Norden. Schicken Sie Patrouillen aus, die auf die Rebellen von weitem schießen. Wir wollen sie von unserem Lager weglocken, aber uns nicht fangen lassen.«
Der Hauptmann salutierte und zog mit den Soldaten ab. Der Major hielt noch Leutnant Redbook zurück. »Mr Redbook! Was zum Teufel hat Sie bewogen, dem Rebellenkapitän zu drohen?«
»Er hat mich um meinen Besitz in Philadelphia gebracht, Herr Major.«
»Wenn er jetzt unser Lager findet, wird er sie vermutlich um Ihr Leben bringen, mein Herr. Los, gehen Sie und lenken Sie ihn ab.«
Sven hockte am Bug des ersten Kutters, der das Ufer ansteuerte. Er sprang hinaus, als der Kutter auflief, und watete ans Ufer. Rocky war bei ihm. Joshua und Sam folgten ihm unmittelbar.
Sven hatte sich genau die hängende Weide gemerkt, von der die Stimme gekommen war. »Hier muss es gewesen sein. Such, Rocky, such!«, sagte Sven.
Joshua sah Sam bedeutungsvoll an. Aber Sam suchte nach Fußspuren und ließ Rocky schnüffeln. Dann nahm er die Leine und folgte dem Hund.
Die anderen waren gelandet und gingen links und rechts von ihnen vor. Sie entdeckten abgebrochene Zweige und immer wieder Spuren im Gras. Aber dann wurde links von ihnen geschossen.
»Sir«, rief Leutnant Will, »die sind inzwischen nach backbord ausgewichen. Von dort kamen die Schüsse.«
»Dann nehmen Sie drei Trupps und gehen in Richtung der Schüsse. Aber Vorsicht! Wir folgen den Spuren.«
Immer wieder hörte Svens Truppe Schüsse von links, aber Sven lief stur Rocky hinterher. Dann blieb Rocky stehen und horchte und schnüffelte voraus. Die Männer der Liberty knieten, hielten ihre Flinten bereit und spähten voraus. Sven sah eine kleine Lichtung mit Gebäuden.
Er winkte zwei Männern. »Geht ihr steuerbord um die Lichtung, ihr beiden geht backbord. Wenn ihr uns zwischen den Gebäuden seht, kommt ihr zu uns.«
Rocky musste langsam vorangehen und immer wieder schnuppern. Aber sie sahen niemanden, und niemand schoss auf sie. Das Lager war anscheinend verlassen.
»Ich wette«, flüsterte Sven zu Joshua, »sie wollten uns hier weglocken.«
Langsam schlichen sie sich an den Wänden der Hütten und Blockhäuser weiter in das Lager hinein. Die Hütten hatten als Nachtlager gedient. Bei den Blockhäusern vermutete Sven Munitions- und Waffenspeicher. Die Blockhäuser waren mit dicken Ketten und Schlössern versperrt.
»Seht euch mal nach einer Axt um«, sagte Sven zu Sam und Joshua. Aber dann wurde er abgelenkt, weil die beiden Seesoldaten, die er ausgeschickt hatte, die Lichtung zu umkreisen, zwei Gefangene heranschleppten.
»Das waren Posten, die flüchten wollten, Sir«, berichtete die Streife. »Sie liefen uns direkt vor die Füße. Wir mussten ihnen nur den Kolben über den Schädel geben.«
Die sehen aber kaum besser aus als unsere Milizen mit ihren zerschlissenen Kleidern und den zusammengebundenen Schuhen, dachte Sven. »Wer von euch hat am Ufer geschrien und einen Kapitän Larsson bedroht?«
Die beiden Gefangenen waren wohl noch etwas benommen: Sie guckten sich blöd an.
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