Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
Beispiel nenne ich nur die Chesapeake-Bucht, die den Zugang zu mehreren Handelszentren eröffnet. Was sich dort jetzt britische Kaper erlauben können, richtet mehr Schaden an, als wir ausgleichen können. Wir bräuchten Befestigungen an den Kaps und ständige Patrouillen mit Fregatten.«
Mr Bradwick stimmte wortreich zu, und Mr Smith sagte schließlich: »Die Forderung wird immer lauter. Wir werden sie auf die Tagesordnung des Marinekomitees setzen. Aber vorher müssen wir noch Klarheit über die britischen Pläne in Georgia und Karolina gewinnen. Unsere Agenten melden aus New York, dass Schiffe für eine Landung in einer Stadt dieser beiden Staaten zusammengezogen werden. Bis Mitte nächster Woche werde ich Mr Larsson sagen können, welche Aufgabe wir ihm in diesem Zusammenhang zugedacht haben.«
Die letzte Woche in der Heimat verging für alle viel zu schnell. Joshua war sicher, die Frau fürs Leben gefunden zu haben, wie er Sabrina und Sven am Abend glückstrahlend berichtete.
Mr Bradwick wollte mit Sven zu einem Erntschluss über das Ostasienprojekt kommen und schickte ihn zur Werft nach Burlington, um die Möglichkeit zu erkunden, dort Schiffe mit entsprechender Tonnage zu bauen. Sven war nicht nur mit einem kleinen Anteil stiller Teilhaber in der Werft, er schätzte auch deren Leiter. Aber in Burlington war man auf derartig große Schiffe noch nicht vorbereitet. So riet Sven Mr Bradwick, erst gekaperte Ostindiensegler anzukaufen.
Als Sven am Abend nach Philadelphia zurückkehrte, erfuhr er, dass sein Schiff in vier Tagen auszulaufen und einen Konvoi in die Karibikzu geleiten habe. Gleichzeitig solle er auf britische Schiffe vor Georgia und Karolina achten.
Für Sabrina kam das Auslaufen viel zu schnell. Sie war still, aber sehr erfolgreich bemüht, alle Termine außer den Vorbereitungen für sein Schiff und außer dem Zusammensein mit der Familie abzublocken.
Sie erlebten die letzten Tage und Nächte sehr intensiv, und Sabrina empfing ihr drittes Kind.
Der Konvoi wartete in der Bucht vor Salem auf Svens Fregatte und Karl Bauers Sloop Enterprise . Weiter zur Mündung des Delaware hatten sich die Handelsschiffe nicht getraut, denn auch dort waren schon britische Kaper aufgetaucht.
Sven ließ alle Kapitäne an Bord der Liberty kommen, übergab ihnen nach dem obligatorischen Schluck Rotwein ein Verzeichnis der internen Signale, erläuterte seine Pläne für die Reise und beantwortete Fragen.
Sven musste wieder über den bunten Haufen schmunzeln. Neben würdigen und mit Sorgfalt gekleideten älteren Herren, von denen ihn zwei auf seinen Großvater ansprachen, standen Veteranen des Kapergeschäftes im mittleren Alter und junge Burschen, die sich lässig wie Matrosen kleideten.
»Hoffentlich beachten sie unsere Signale prompt und genau«, sagte Sven zu Karl Bauer, der noch einen Moment wartete, nachdem die Kapitäne gegangen waren.
Aber der nickte nur. »Es ist doch viel schwerer, Abschied zu nehmen, wenn man einen lieben Menschen zurücklässt, mit dem man das Leben teilen will«, meinte er etwas bedrückt.
»Aber es ist auch viel schöner, sich auf das Wiedersehen mit diesem Menschen zu freuen, lieber Karl«, erwiderte Sven. »Wenn du über die ersten Tage hinweg bist, wirst du es merken. Und wir werden uns beide viel Mühe geben, gesund heimzukommen.«
Als sie den Atlantik erreicht hatten, übernahm die Liberty die Spitze des Geleits. Die acht Handelsschiffe folgten in zwei Kolonnen und die Enterprise segelte am Schluss.
Langsam ließen Belastung und Hektik nach. Das Leben auf dem Schiff spielte sich wieder ein. Nur wenig neue Männer waren an Bord und fügten sich in die Routine des Kanonendrills ein. Amüsiert beobachtete Sven, dass auch Billy Walton als Midshipman nun schon als alter Hase respektiert wurde. Und Joshua erledigte alle Arbeiten nicht nur in der gewohnten Präzision, sondern auch mit einer glückhaften Leichtigkeit, die man nicht beschreiben konnte.
Sven schaute in die Wolken, die sich zu den eigenartigsten Gebilden auftürmten. Kein Maler würde diese Vielfalt an Farben und Figuren je wiedergeben können. Die vom Menschen geschaffenen Gegenstände waren meist einfacher Natur. Auch Sextanten oder Uhren waren nicht mit der komplexen Gestaltung von Nerven, Sehnen, Knochen und allem anderen zu vergleichen, was den Vogel dort oben fliegen ließ.
Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Mr White, der Master, zu ihm trat. »Sir, der Wind wird auffrischen. Er kommt aus Nordost.
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