Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
zurückrudern musste.
Sven verschwendete daran keinen Gedanken. Er wusste, Joshua würde das regeln. Er klopfte mit der Hand an seine Tasche, vergewisserte sich, dass der Geldbeutel da war, rückte Pistole und Schwert zurecht und machte sich bereit, auf den Kai zu springen.
Sam war schon vor ihm auf dem Kai und eilte zu ihm, um ihm die Depeschentasche abzunehmen. Sven dankte ihm und ging schnell voran. Dort vorn war die Walnut Street. An der Ecke zur Front Street standen die ganze Nacht Kutschen.
Aber da standen auch die ganze Nacht Nutten, und die kamen jetzt auf Sven und Sam zu und riefen ihnen ihre Angebote entgegen. »Na, ihr Hübschen? Mit euch machen wir ein Quartett im Bett, das ihr nicht vergesst.«
Sven schüttelte den Kopf, doch Sam schimpfte: »Behaltet euren Tripper für euch, ihr kümmerlichen Dockschwalben.«
Aber jetzt wurden die Huren böse, schwenkten drohend ihre Taschen, fluchten mit so schmutzigen Ausdrücken, dass Sven erstaunt war, dass er nicht rot wurde, und spuckten nach ihnen.
»Kannst du nicht den Mund halten, Sam? Legst dich hier mit Huren an!«, schimpfte Sven. Dann sprang er in die nächste Kutsche undrief: »Zur Hafenkommandantur und danach zum Büro des Kongresses!«
Der Kutscher war froh, dass er einen Fahrgast hatte, knallte mit der Peitsche zu den Nutten und trieb sein Pferd an.
Den diensttuenden Hafenkapitän kannte Sven gut, was nicht verwunderlich war. Sein Großvater, ein berühmter Kapitän, hatte ihn oft mitgenommen. Er selbst lief seit Jahren immer wieder den Heimathafen an.
»Wo kommen Sie denn mitten in der Nacht her, Sven?«, fragte ihn der Hafenkapitän.
»Aus Georgia, James. Ich bringe Nachrichten von der Einnahme Savannahs durch die Briten und von ihrem Rückschlag bei Charleston.«
»Da haben Sie ja wenigstens auch etwas Gutes dabei. Die Bürger und die Abgeordneten haben die Nachricht von der Chesapeake Bay noch gar nicht verarbeitet.«
Sven stutzte. »Was war denn da los? Davon weiß ich noch gar nichts.«
»Die Briten haben am 8. Mai ein Geschwader mit Landungstruppen in die Bucht geschickt, das Portsmouth und Norfolk besetzte, die Werften bei Gosport zerstörte, auch das Armeedepot bei Suffolk, hundertsiebenundfünfzig Schiffe eroberte oder verbrannte und alles mitschleppte, was irgendwelchen Wert für Flotte und Armee hatte. Sie haben fast zwei Wochen dort gehaust, und wir konnten sie nicht hindern.«
Sven schüttelte den Kopf. »Wie sollten wir auch? Haben wir an allen wichtigen Punkten Küstenbefestigungen gebaut? Haben die Gouverneure der angrenzenden Staaten nicht begonnen, ihre Staatsflotte zu verkaufen, statt sie aufzurüsten? Jetzt werden sie wieder allen anderen die Schuld geben. Ihre Zeitungsschreiber, dieses Hurenpack, wird lügen, was die Politiker alles tun werden, um das Volk besser zu schützen, und das dämliche Volk wird sie wieder wählen.«
Der Hafenkapitän hob die Hand. »Sven, so sollten Sie aber nicht überall reden. Man glaubt ja, Sie wollen wieder den König haben.«
»Aber nein! Ich will nur kompetente und ehrliche Politiker.«
Der Hafenkapitän lachte kurz auf. »Die sind auch nicht häufiger als treue Ehemänner, mein Lieber.«
Sven musste auch lachen. »Ja, gut. Aber ich bin ziemlich sicher, meine Tochter wird später nicht den Untreuesten wählen.«
»Sicher nicht, denn sie ist bei den Eltern ja auch klug, gebildet und zur Beurteilung von Menschen erzogen. Sind das die Wähler auch? In hundert Jahren vielleicht. Bis dahin müssen wir es aushalten. Aber nun sagen Sie mir bitte noch kurz, wie es vor Georgia steht. Sie wollen ja noch Ihre Depeschen im Kongressbüro abgeben.«
Sven berichtete vom Rückzug Prevosts vor Charleston und seiner Garnison auf Port Royal Island. Dann kam ihm ein Gedanke, und er fragte besorgt: »Waren die Briten noch Anfang Juni in Portsmouth?«
»Nein«, antwortete der Hafenkapitän. »Sie sind am 26. Mai abgesegelt. Warum fragen Sie, Sven?«
»Wir haben am 2. Juni eine britische Brigantine und eine Bark vor der Delawaremündung überrascht. Die Brigantine haben wir versenkt, die Bark als Prise genommen und nach Portsmouth geschickt. Ich dachte schon, wir hätten sie den Briten in die Arme segeln lassen.«
Sie wechselten noch ein paar Sätze, und als Sven zum Kongressbüro weiterfuhr, bot ihm der Hafenkapitän an, dass er die Barkasse des Hafenamtes für ihn bei Masters an der High Street bereithalten würde. »Die bringt Sie dann nach Gloucester.«
Im Büro des Kongresses waren um
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