Sven Larsson Bd. 3 - Kurs auf Sieg
diese Zeit nur ein Sekretär und zwei Schreiber. Der Sekretär orientierte Sven, wer noch in der Nacht vom Eingang der Nachrichten erfahren werde. Am Morgen früh um sieben Uhr seien drei Abgeordnete anwesend, die alle Nachrichten lesen dürften und sofort Kopien versenden würden, falls erforderlich.
Sven sagte noch etwas zu den einzelnen Depeschen und gab Anregungen, wer morgen Früh vom Marinekomitee eine Abschrift erhalten sollte. Dann verabschiedete er sich und stieg mit Sam in die Kutsche, die sie zur Barkasse bringen sollte.
Der Barkassenführer begrüßte Sven sehr höflich. Einige der Ruderer blickten ihn dagegen mürrisch an und gähnten demonstrativ. Aber einer starrte Sven an und fragte: »Mr Larsson, erinnern Sie sich nicht?«
Sven musterte den Frager und überlegte. »Du warst Rudergänger auf dem Schoner Freedom . Stimmt’s?«
»Ja, Sir. Anno fünfundsiebzig. Sie waren Obersteuermann.«
Der Barkassenführer rief: »Ruder auf!«
Sven setzte sich und war froh, dass es heimging.
Das Erste, was sie von der Heimat hörten, war wieder das freudige Bellen der Hunde. Rocky und Ricky tobten am Tor und wollten angefasst und gestreichelt werden.
»Ruhe!«, schrie der alte John. »Ihr weckt ja die ganze Nachbarschaft auf.«
Aber erst, als er die Tür öffnete und sie sich an Sven und Sam drücken konnten, wurden sie ruhig. Inzwischen hatte sich auch die Haustür geöffnet, und Sven sah vor allem Sabrina, die ihm die Stufen hinunter entgegenkam. Das Personal stand im Hintergrund. Nun, er hatte das »Begrüßungsgeld« schon in der Tasche bereit.
Aber Sabrina war hoch in anderen Umständen, und Sven lief ihr entgegen, um sie zu stützen.
»Vorsicht, Sabrina!«, rief er. »Fall bloß nicht hin!«
Aber sie fasste ihn nur fest um und küsste ihn vor allen Dienstboten. »Jetzt hältst du mich ja, mein Liebster. Wie bin ich glücklich, dich gesund wiederzusehen.«
Es dauerte ein wenig, bis Sven beruhigt war, dass es ihr gut gehe und dass auch den Kindern, dem Personal und dem Haus nichts Böses widerfahren war.
Dann endlich waren sie allein, tranken eine Tasse Tee. »Jetzt schauen wir nach den Kindern und dann legen wir uns noch etwas ins Bett. Du musst doch sehr müde sein«, sagte Sabrina.
Der kleine Einar mit seinen gut anderthalb Jahren hatte sich seit Svens Abreise doch erheblich verändert. Aus dem Baby war ein Kleinkind geworden. Gesicht und Glieder schienen irgendwie andere Proportionen bekommen zu haben. Lilian, ein Jahr älter, ließ schon das hübsche Mädchen ahnen, das sie einmal werden würde.
»Warte nur, wenn beide mit dir herumtollen wollen. Sie habenimmer von ihrem Daddy erzählt und sich das so gewünscht.« Sabrina blickte ihn lächelnd an. »Ich habe mich auch so danach gesehnt.«
Sven sah sie erstaunt an. »Aber Sabrina! Du bist doch im neunten Monat! Das geht doch nicht!«
»Es gibt viele Möglichkeiten, Liebster. Warte nur ab.«
Er wurde wirklich überrascht. Als er befriedigt einschlief, fuhr ihm noch der Gedanke durch den Kopf, woher seine Frau solche Sexualpraktiken kannte.
Sven schlief in den nächsten Morgen hinein wie ein Toter. Auch sein Unterbewusstsein musste spüren, dass er keine Verantwortung trug, keine Wache zu überprüfen, keinen Horizont nach feindlichen Schiffen abzusuchen hatte.
Die Kinder waren schon seit zwei Stunden wach. Nun konnte Sabrina sie einfach nicht mehr zurückhalten.
»Ihr dürft den Vati aber nicht erschrecken. Nur ganz langsam und zart ein wenig an der Wange kraulen, bis er die Augen aufmacht. Wenn er euch anguckt, dann dürft ihr rufen, ihn küssen und ins Bett springen.«
Lilian ging wieder zuerst ans Bett und hob die Hand zu Vatis Gesicht. Einar stand daneben und schaute noch zu. Aber als der Daddy zu blinzeln anfing, da griff er mit seinen kleinen Händchen zu und stieß dem Vater an die Nase. Sven schüttelte den Kopf und riss die Augen auf. Da schrien die beiden wie ein ganzer Indianerstamm und krabbelten zu ihm ins Bett.
»Was ist los?«, stammelte Sven erst erschrocken, begriff dann und drückte sie. »Ihr beiden Racker weckt den Daddy auf. Na wartet mal.« Und er kitzelte und knuddelte sie.
Sie sahen ihm zu, wie er sich wusch. Sie sahen ihm beim Essen zu, und wenn Sabrina sie nicht zurückgeholt hätte, wären sie ihm aufs Klo gefolgt.
»Ich muss doch noch schnell zum Marinekomitee, Sabrina. Willst du mit nach Philadelphia?«
»Nein, Liebster, das mute ich mir nicht mehr zu. Ein heftige Welle bei der Überfahrt, und unser
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