Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
sie plötzlich. »Da treibt ein Mensch im Wasser!«
Leutnant Walton hatte es gehört und schaute nach. Dann brüllte er die Befehle, um ein Boot auszusetzen.
»Mann über Bord!«, ertönten die Rufe.
Sven kam angelaufen und blickte auf das Meer. »Was ist los?«, fragte Sabrina.
»Ein Junge treibt im Meer und klammert sich an einen Baumstamm.«
Ja, dort war ein Baumstamm und halb auf ihm lag ein Junge und winkte verzweifelt zu dem Boot, das auf ihn zu ruderte.
»Wie kommt der hier ins Meer, wo kein Land zu sehen ist?«, wollte Lilian wissen.
»Das müssen wir ihn selbst fragen. Wahrscheinlich ist er auf einem Schiff über Bord gefallen«, erklärte ihr Vater.
Die Kinder und die wachfreien Matrosen drängten sich um die Stelle, wo der Junge an Deck gehoben worden war. Der Schiffsarzt kniete bei ihm und flößte ihm Wasser ein.
»Er treibt seit mindestens einem Tag im Meer und muss sich erst etwas erholen, ehe wir ihn befragen können«, erklärte Dr. Bader und ließ den Jungen in sein Lazarett schaffen.
Einige Zeit später sprach sich an Deck herum: Den Jungen hat sein Kapitän über Bord geworfen.
»Das gibt es doch nicht!«, behauptete Sabrina und fragte ihren Mann, der zu ihnen getreten war.
»Er hat es Dr. Bader so erzählt«, bestätigte Sven. Und leiser fügte er für seine Frau hinzu: »Der Kapitän wollte ihn angeblich missbrauchen, und als der Junge sich losriss, ist er wütend geworden, hat ihn gegriffen und über Bord geworfen. Danach soll es an Bord eine Prügelei unter den paar Besatzungsmitgliedern dieses spanischen Handelskutters gegeben haben.«
»Glaubst du ihm?«
»Eher ja. Er wirkt sehr verängstigt.«
»Und was könnt ihr tun?«
»Wir könnten diesen Handelskutter aufspüren, denn er soll auch nach Recife segeln, und dann die Behörden benachrichtigen. Wir haben sonst keine rechtliche Basis.«
Sie sichteten den Handelskutter am Morgen vor dem Anlaufen in Recife. Viele Teleskope starrten auf das kleine Schiff. Es wirkte sehr unauffällig.
»Was mich verwundert, ist, dass ich nur vier Mann an Deck sehen kann«, berichtete Karl Bauer seinem Freund Sven. »Mit so geringer Besatzung können sie doch nicht einmal so eine Nussschale segeln. Und jetzt ist doch die Zeit, wo eigentlich alle zum Reinigen des Schiffes an Deck sind.«
»Der Name des Kutters stimmt mit dem überein, den uns der Junge genannt hat«, antwortete Sven. »Klarheit werden wir erst in Recife bekommen.«
Zwei Stunden später meldete der Ausguck: »Land voraus!«
Der Master schickte Midshipmen mit Teleskopen in den Ausguck, die die Küste genau studieren sollten. Er selbst stand auf dem Achterdeck und verglich ihre Angaben mit der Karte.
Dann meldete er zufrieden Kapitän Bauer: »Wir sind genau auf Kurs, Sir. Wir steuern exakt auf die Flussmündung zu.«
Kapitän Bauer hatte das schon vermutet, da sie den Handelskutter, der das gleiche Ziel hatte, überholt hatten. Aber er sagte mit Anerkennung in der Stimme: »Sehr gute Navigation, Mr Wheler!«
Dann rief er seine Offiziere zu sich, um die Anordnungen für die Landung zu geben. »Ich begebe mich selbst zum Hafenkommandanten. Dr. Bader soll mich mit dem Jungen begleiten. Mr Zander wird mich mit allen Protokollen über die Bergung und Vernehmung des Jungen begleiten, damit wir die Untersuchung des Handelskutters und die Vernehmung der Besatzung veranlassen können. Der Zahlmeister geht an Land, um die hier erforderlichen Ausladungen und die neue Proviantierung vorzubereiten. Landgang ist für die wachfreie Besatzung heute bis Mitternacht, aber erst nach meiner Rückkehr. Bereiten Sie die Wasserfässer für die Wasseraufnahme morgen vor. Die Mannschaft wird durch die Divisionsoffiziere auf die aktuellen Gefahren vorbereitet.«
Der Master hatte die Midshipmen zusammengerufen und erklärte ihnen, dass die Hafenstadt Recife am Zusammenfluss von Capibaribe und Beberide liege und 1537 gegründet worden sei. Etwa hundert Jahre später sei die Stadt dreißig Jahre von Holländern besetzt gewesen, inzwischen aber wieder in den Händen der Portugiesen. Die Stadt habe Reichtum durch den Handel mit Zucker, mit Baumwolle und Sandelholz gewonnen, konkurriere darin aber mit der noch reicheren Stadt Olinda, die ganz in der Nähe liege. Recife sei nach den Riffen benannt, die vor dem Strand lägen. Es erstrecke sich über mehrere Flussinseln und werde wegen der vielen Brücken auch mit Venedig verglichen.
Einar hatte zugehört und lief zu seinen Geschwistern, um mit seinem Wissen
Weitere Kostenlose Bücher