Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
lachte. »Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Das wäre allerdings eine unvergessliche Äquatortaufe.«
Am nächsten Vormittag war es dann so weit. Die Jungen hatten sich gewundert, dass ihr Schiff vorübergehend die Segel eingeholt hatte. Aber ihr Vater schwieg sich über den Grund aus.
Dann rief der Matrose vom Ausguck: »Boot hundert Meter steuerbord voraus!«
Die Maate pfiffen alle Mann an Bord. Die Matrosen stürmten lachend an Deck. Die neuen Seeleute hatten vorsorglich nur die Hosen an. Alle starrten in Richtung Bug.
Dann stieg dort eine sonderbare Gestalt an Bord. Die Haare fielen ihr in wirren Locken bis über die Schultern. Das Gesicht war durch einen dichten Bart kaum zu erkennen. Auf dem Kopf trug der Fremde eine bunte Krone. Um die Schultern hing ein fußlanges blaues Gewand. In der Hand trug er einen langen, oben gebogenen und verzierten Stab. »Ein Szepter, wie es auch Könige tragen«, flüsterte Sabrina den Kindern zu.
»Das ist Neptun«, erklärte Sven.
Kapitän Bauer meldete dem Meeresgott, dass die Spirit of Philadelphia auf dem Weg nach Indien den Äquator überquere. Die Neulinge seien zur Taufe bereit.
Neptun dankte würdevoll und berührte Kapitän Bauers Schulter mit seinem Szepter. Dann schritt er zu einem großen Bottich, der mit Wasser gefüllt an Deck aufgestellt war.
»Alle Matrosen, die diese Linie unseres Reiches noch nie überquert haben, sollen vortreten!«, befahl Neptun. Seine bärtigen Gefährten standen neben ihm.
Die jungen, halb nackten Matrosen traten vor.
»Matrosen, ihr überquert zum ersten Male diese Linie in unserem gewaltigen Reich, die den Norden vom Süden trennt. Diesen Moment eures Lebens werden wir feiern. Ihr vier, die ihr hier vorne steht, steigt ein in dieses Gefäß und erwartet unseren Segen, damit ihr weiter glücklich in unserem Reich segeln könnt.«
Die ersten vier Matrosen traten über eine Stiege in den Bottich. Einer der bärtigen Gefährten Neptuns schüttete über ihnen einen Eimer Wasser aus. Andere traten hinzu und hatten lange Scheuerbesen in der Hand. Damit kratzten sie den Matrosen über den nackten Oberkörper. Diese versuchten sich vor den rauen Bürsten in Sicherheit zu bringen, stießen sich zur Seite oder tauchten ihren Oberkörper unter Wasser. Dann traten andere Gefährten Neptuns hinzu und drückten auch die Köpfe unter Wasser. Prustend tauchten die Neulinge wieder auf, rangen nach Luft und spritzten die Umstehenden mit Wasser voll. Das gab ein Gejohle und Geschiebe, dass alle lachten.
Henry und Einar jubelten und schoben Lilian nach vorn, die sich losriss und vor dem Wasser in Sicherheit brachte.
»Ihr seid geweiht, Matrosen. Steigt aus!«, verkündete Neptun. Die Nächsten stiegen in den Bottich. Die nassen Neulinge umarmten derweil die trockenen Matrosen, was zu neuem Gejohle führte.
Gruppe um Gruppe der neuen Matrosen wurde gebürstet und untergetaucht. Sabrina fragte sich etwas besorgt, was man wohl mit ihrer Familie anstellen werde.
Dann kam der Augenblick. Neptun rief: »Es soll noch eine Familie an Bord sein. Sie möge vortreten.«
Sabrina und Elizabeth nahmen die Kinder an die Hand und traten zum Bottich. »Der Herr Kommodore wird Ihnen persönlich die Taufe erteilen«, verkündete Neptun.
Sven trat mit Sam und Walter Jungmann vor. »Zieht euch die Hemden aus, Einar und Henry!«, befahl Sven. Sam und Walter halfen den Jungen. Dann wurden die in den Bottich gehoben. Die Besen berührten sie leicht, Wasser wurde über sie geschüttet, und Sam und Walter tauchten sie kurz unter. Prustend und kreischend tauchten sie wieder auf und bespritzten die anderen. Sam und Walter griffen sie und holten sie aus dem Bottich.
»Und nun sollen die beiden Frauen und das Mädchen vortreten!«, befahl Neptun. Sabrina, Elizabeth und Lilian traten vor und fühlten plötzlich alle drei einen klatschnassen Lappen, den ihnen Sven, Karl Bauer und Martin auf ihr Gesicht drückten. Sie rissen die Hände hoch und schoben die Hände mit den Lappen weg.
»Sven, du verwischst meinen ganzen Puder!«, rief Sabrina und die Matrosen lachten und johlten. Dann reichte man den Frauen trockene Handtücher.
»Ihr seid nun weibliche Matrosen«, verkündete Neptun, »und dürft an den Seilen ziehen, wenn die Segel gebrasst werden.«
Einar und Henry klatschten lachend in die Hände und zeigten auf die nassen und wirren Haare der beiden Frauen. »Na, wartet nur, ihr beiden Schlingel, beim nächsten Baden werdet ihr richtig eingetaucht«,
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