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Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman

Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman

Titel: Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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sind nicht in unserem Land. Hier, wo wir sind, haben die Piraten viele Anhänger und sind auch im Gefängnis nicht isoliert. Sie werden nach Rache dürsten. Ich weiß, dass meine Familie und ich vor allem Gegenstand ihres Hasses sind. Was ich getan habe, um einen Piraten zum Reden zu bringen, war grausam und ich bin nicht stolz darauf. Aber ich trage die Verantwortung für dieses Schiff und war in Sorge um meine Frau und Kinder. Ich befehle allen, kein Wort über diesen Vorfall an Land zu äußern. Ich ordne ferner an, dass immer nur drei Mann gemeinsam an Land gehen und sich nicht mehr als zwei Meilen vom Hafen entfernen dürfen. Wer sich nicht daran hält, den werde ich hier zurücklassen. Seien Sie vorsichtig! Dies ist für uns der gefährlichste Hafen, auch wenn es nicht so aussieht.«
    Nun konnte Sven seine Familie an Deck holen und ihr die breite, flache Küste zeigen, die sich vor ihnen ausbreitete. »Schaut nur, in dieser Richtung liegt Ceylon. An der Insel sind wir in der Nacht vorbeigesegelt. Zur anderen Seite hin liegt Madras. In diese Richtung sind die Dhaus geflohen. Die Küste nennt man Koromandelküste und der Hafen, den wir anlaufen, heißt, wie ihr schon wisst, Pondichery.«
    Sabrina und die Kinder fühlten diesen Morgen intensiver und schöner als die anderen zuvor. Die lange Anreise war beendet, die Gefahren vorbei. Der Duft des Landes verlockte. Und selbst die Vögel, die sie in Landnähe krächzend und schreiend als Gäste begrüßten, schienen anmutiger, akrobatischer und schöner als die, die sie bisher gesehen hatten.
    »Wir wollen Gott danken, dass wir diese Küste unbeschadet erreicht haben«, sagte Sabrina leise, und die Kinder falteten die Hände.

Im Land der Wunder
(Juni bis Oktober 1784)
    Sie standen auf dem Vordeck an der Reling und starrten schweigend voraus, Sabrina, Sven und die Kinder. So viele neue Häfen hatten sie schon gesehen, aber wieder erblickten sie etwas anderes. Dass viele Schiffe im Hafen lagen, dass unzählige Boote um die Schiffe wimmelten, das alles kannten sie. Aber dass eine Herde von riesigen grauen Tieren mit großen Ohren und einem langen Rüssel vor dem Kai wartete, dass sich hinter dem Ufer eine Villenstadt mit neu wirkenden, meist zweigeschossigen Häusern erstreckte, dass fast alle Männer um den Kopf gewickelte Tücher trugen, das war neu.
    »Das müssen Elefanten sein, diese riesigen grauen Tiere dort«, meinte Lilian.
    »Das glaube ich auch, aber gesehen habe ich noch keine«, sagte der sonst so allwissende Sven.
    »Sie sehen aus wie in meinem Bilderbuch«, bestätigte Henry, »aber hier sitzen Männer oben auf dem Kopf der Elefanten.«
    »Wir brauchen Mr Singh, damit er uns erklären kann, was wir nicht kennen«, entschied Sven und schickte einen Midshipman los.
    Während sie warteten, blickten sie auf die vielen hellen Häuser, die sich vom Strand landeinwärts erstreckten. Die Straßen waren mit Kutschen und Rikschas belebt, aber nicht überfüllt wie in Kapstadt. Dann ließen sie ihre Augen weiter wandern zu dem großen grauen Fleck der dunklen Hütten, der sich landeinwärts erstreckte. Dort schienen die Straßen belebter zu sein, aber sie konnten es aus der Entfernung nicht recht erkennen.
    Mr Singh trat mit einem freundlichen Gruß zu ihnen und wurde dankbar empfangen.
    »Wir sind so froh, dass wir Sie bei uns haben, Mr Singh. Wir sehen wieder eine völlig fremde Welt und bedürfen Ihrer Erklärung«, ermunterte ihn Sabrina. »Wir nehmen an, dass die hellen Stadtviertel am Strand die Siedlungen der Europäer und reichen Inder sind.«
    »Das haben Sie sehr richtig erkannt, Mrs Larsson. Die hellen Häuser dort …«, er zeigte mit seiner Hand, »… das ist das French Quarter oder auch ›Ville blanche‹, die weiße Stadt, genannt. Dort hinten die größere Ansiedlung der Eingeborenen nennt man die ›Schwarze Stadt‹. Dort wohnen vor allem die unteren Kasten der Eingeborenen und die Unberührbaren, die unter allen Kasten stehen.«
    Nun schaltete sich Sven ein. »Die Lagergebäude und das French Quarter sehen so modern und neu aus. Das hatte ich nicht erwartet, wo doch die Europäer schon über hundert Jahre hier siedeln.«
    »Ja, Sir, aber das alte Pondichery wurde 1761 von den Briten erobert und zerstört und erst nach 1763, nach dem Frieden von Paris, hat die französisch-indische Kompanie ihre Stadt wieder aufgebaut. Darum wirkt alles so neu, denn es waren nur wenige Häuser erhalten geblieben wie die Residenz des Gouverneurs und der

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