Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Hindu-Tempel des Varadaraja aus dem 12. Jahrhundert, den Sie sich unbedingt ansehen sollten.«
»Können Sie uns auch ein Hotel empfehlen, Mr Singh? Meine Frau möchte unbedingt auf festem Boden schlafen.«
Mr Singh riet wortreich ab. Es gäbe zwar gute Hotels, aber die Familie der Larssons sei doch dort viel zu gefährdet. Die Seeräuber, deren Matrosen sie überwältigt und deren Dhau sie versenkt hätten, würden sich unbedingt rächen wollen. »Glauben Sie mir, Sir, die Piraten haben hier überall ihre Späher und Mörder. Sie kennen keine Skrupel.«
Sven wies die ängstlichen Hinweise zurück. Es müsse doch Hotels geben, die er durch seine Leute bewachen könne. Und vor der Kampfkraft der Piraten hätten diese keine große Angst. »Sie können ja wohl nicht mit einer Armee in die Ville Blanche einrücken.«
Mr Singh setzte sein Warnungen fort. Gegen Gift wären auch die besten Gewehre machtlos, und ein Meuchelmord in der Straße bedürfe keiner Armee.
Sie kannten Mr Singh als furchtsamen Mann, aber jetzt wurde es auch Sabrina zu viel. »Es gibt doch oft Hotels, die im abgezäunten Garten Bungalows für Familien anbieten. Kennt man so etwas in Pondichery nicht?«
»Sie können hier alles finden, Mrs Larsson. Das Hotel Reims, nicht weit vom Strand gelegen, bietet auch zwei Bungalows bei ausgezeichnetem Service an. Aber bitte, nehmen Sie meine Warnungen nicht auf die leichte Schulter. Wenn Piraten morden wollen, finden sie auch einen Weg.«
»Wir sind für Ihre Ratschläge sehr dankbar, Mr Singh. Aber bitte vergessen Sie nicht, dass wir auch die Pläne der Piraten, unsere Schiffe zu erobern, durchkreuzt haben. Sie sind nicht allmächtig. Wir müssen mit dem Ausschiffen ja noch warten, bis ich mit dem Hafenkapitän und dem amerikanischen Konsul gesprochen habe. Wir werden Ihre Warnungen beachten. Haben Sie vielen Dank. Wir alle wünschen Ihnen eine gute Weiterreise.« Mit diesen verbindlichen Worten verabschiedete Sven Mr Singh.
Nachdem ihr Passagier gegangen zwar, flüsterte Lilian zu ihrer Mutter: »Sollten wir nicht doch lieber auf dem Schiff schlafen, Mammi?« Sven hatte das gehört und beruhigte seine Tochter. Er werde sich ausführlich erkundigen und auch das Hotel besichtigen. Wenn ihm seine Gesprächspartner auch abrieten, müssten sie eben auf dem Schiff bleiben. Aber von Mr Singhs Angst müsse man sich nicht unbedingt anstecken lassen.
Die Familie sah zu, wie Sven mit dem Zahlmeister und seinen üblichen drei Begleitern an Land ging. Sie mieteten zwei Kutschen und fuhren auf der Uferstraße davon. Als sie nicht mehr zu sehen waren, wandten sich die Kinder wieder den Seevögeln zu, die hier am Ufer in großer Zahl ihre Nahrung suchten und sie sich dann gegenseitig abjagten.
Svens Empfang beim Hafenkapitän war ungewohnt herzlich. Der Kapitän öffnete schon die Tür zu seinem Büro, bevor der Schreiber Sven angemeldet hatte. »Sie kommandieren das erste Schiff der amerikanischen Staaten, Herr Kapitän, das diesen Hafen anläuft. Wir begrüßen Sie in der Hoffnung, dass sich zwischen unseren Ländern ein reger Warenverkehr entwickelt, von dem beide Seiten profitieren werden. Sie sind auch vom Baron du Savord herzlich empfohlen worden.«
Sven bedankte sich und betonte, wie sehr ihn dieser für ihn neue Kontinent willkommen geheißen habe. »Auch ich hoffe auf eine dauerhafte und rege Verbindung zwischen den Häfen Pondichery und Philadelphia.«
Der Hafenkapitän ließ Tee und Kekse auftischen, und dann gingen sie zu den Formalitäten über, die mit jedem Anlaufen in einen Hafen verbunden sind. Aber Sven merkte nicht nur am höflichen Ton des Hafenkapitäns, sondern auch an seiner für den Gast vorteilhaften Auslegung der Regeln, wie willkommen er war. Ernster wurde der Hafenkapitän, als Sven von den Piraten berichtete, die ihm aufgelauert hätten.
Der Hafenkapitän beglückwünschte ihn zu seinem Erfolg und gab sogleich Befehl, einen Zug Soldaten zum Kai zu senden, um die Gefangenen abzuholen. »Die Piraten sind eine Geißel dieser Küste, und wir bemühen uns, sie zu vernichten. Aber sie haben viele Verbündete in der armen Bevölkerung, und unsere Kräfte sind nach dem letzten Krieg noch nicht so stark, wie sie einmal waren. Wir Franzosen müssen uns in Indien nicht nur räuberischer indischer Radschas erwehren, nicht nur gegen Portugiesen und Holländer durchsetzen, sondern in immer stärkerem Maße gegen die Briten, die dieses Land unter ihre Gewalt bringen wollen. Umso mehr liegt uns an
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