Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
die Schiffswachen überrumpelt und die anderen Piraten-Dhaus herbeigerufen hatten, die dann ziemlich risikolos entern konnten. Die Briten haben dadurch zwei Schiffe verloren. Als mir das einfiel, habe ich unsere Schiffbrüchigen noch einmal kritisch beobachtet. Dabei sind mir Ausbuchtungen quer über ihrer Brust aufgefallen. Ich hoffe, alle, die es miterlebt haben, werden immer daran denken.« Den letzten Satz hatte er etwas lauter gesprochen und die Offiziere angesehen.
»Da hatten wir einmal wieder den richtigen Kommandeur und damit Glück«, bestätigte Kapitän Bauer. »Aber wo sind die anderen Dhaus?«
»Das ist eine gute Frage. Die Antwort müssen mir die Banditen dort geben, und das werden sie nicht auf freundliche Fragen allein tun. Ich schlage vor, dass nur die Musketiere und die diensthabenden Seeleute an Deck bleiben und natürlich Mr Singh, obwohl ich ihn nicht gern hineinziehe.«
Als alle unter Deck waren, die nicht gebraucht wurden, winkte Sven Sam zu sich und gab ihm Instruktionen. Dann bat er Mr Singh um Übersetzung, ging mit ihm zu den Piraten, zeigte auf den, der ihm als besonders rebellisch aufgefallen war, ließ ihn vortreten und fragte ihn, wo die anderen Dhaus auf sie warten würden.
Der Pirat blickte erst überrascht, dann verschloss sich sein Gesicht. Er antwortete nicht und schaute Sven trotzig an.
»Antworte!«, herrschte Sven ihn an. »Oder du erleidest furchtbare Qualen!« Mr Singh übersetzte, aber der Pirat grinste nur höhnisch.
Sven rief Sam und erteilte ihm laut den Befehl, die Haifische anzufüttern und dann den Piraten über Bord zu hängen und so oft bis zum Bauch ins Wasser zu tauchen, bis er antworte oder der Hai ihn zerfleische. Mr Singh übersetzte, aber der Pirat starrte weiter unbeeindruckt.
Sam warf blutendes Fleisch, das ihm der Koch gebracht hatte, über die Reling. Dann meldete er, dass die Haie da seien, und holte den Piraten. Mr Singh hatte alles übersetzt. Einige Piraten blickten entsetzt, die meisten aber starrten vor sich hin.
Sam hob den Piraten an den Seilen, die um seinen Fuß gebunden waren, über die Reling und ließ ihn zum Wasser hinab. Die Matrosen mit den Gewehren blickten sich erstaunt an. Sven ging zur Reling, blickte hinunter und fragte mit fester Stimme: »Wo warten die Dhaus?« Mr Singh übersetzte.
Der Pirat schwieg.
»Tauch ihn ein!«, befahl Sven.
Der Pirat sank bis zur Brust in die See. Bevor die Haie ihn erreichten, ließ ihn Sven anheben und fragte erneut: »Wo sind die Dhaus?«
Er schwieg.
»Tauch ihn ein!«
Diesmal waren die Haie schneller. Ein Hai riss ihm einen Arm ab, ein anderer fetzte ein Stück Fleisch aus der Schulter. Der Pirat schrie fürchterlich.
Sam zog ihn auf Befehl hoch. Sven griff den blutüberströmten Körper an den Hüften und zeigte ihn den Piraten. »Sehr her! So geht es jedem von euch, wenn keiner antwortet!«
Dann schnitt er das Seil ab und stieß den schreienden Piraten zurück ins Meer.
Mr Singh zeterte. »Aber, Herr Kommodore …«
Sven winkte Sam und ging mit ihm, das Seil in der Hand, zu den sitzenden Piraten. Er zeigte auf den, der vorhin besonders ängstlich gewirkt hatte. »Hol ihn raus und binde das Seil an seine Füße!«
Der Pirat zitterte und bat um Gnade. Sven ging zur Reling zurück und stand nun neben Mr Singh, der ihn entsetzt anblickte. »Bring ihn her!«, befahl er Sam.
Als der Gefangene neben ihm stand, sagte er leise, aber eindringlich: »Du kannst dein Leben retten, wenn du die Wahrheit sagst. Ich gebe dir mein Wort, dass du dann freigelassen und an Land gebracht wirst. Wenn du nicht redest, krepierst du wie er!«
Mr Singh übersetzte mit leiser, zitternder Stimme. Der Pirat fragte ungläubig: »Ihr lasst mich frei, wenn ich rede?«
»Du hast mein Wort!«
Da sprudelte der Pirat leise und ängstlich heraus: »Sechs Dhaus warten acht Meilen vor der Einfahrt nach Pondichery. Wenn wir eine rote Laterne am Bugspriet schwenken, kommen sie.«
»Woher wusstet ihr, dass wir kommen?«
»Einer unserer Katamarane hat euch vor Ceylon beobachtet und uns benachrichtigt.«
Sven wandte sich zu Mr Singh. »Was ist ein Katamaran? Ich kenne den Namen nicht.«
»Ein kleiner Schnellsegler mit zwei Rümpfen«, antwortete der nun wieder etwas fester.
Sven sagte zu Sam: »Bring ihn ins Kartenzimmer und gib ihm zu trinken. Aber er muss bewacht werden.« Auch Sam schien erleichtert und führte den Piraten ab.
Dann gab Sven den Befehl, die anderen Piraten ins Unterdeck in einen Stauraum zu bringen
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