Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
sehen.«
Sabrina nahm nach Rückfrage bei dem einladenden Herrn Mahda Lilian mit, damit sie mit den Töchtern und den jungen Söhnen des Gastgebers spielen konnte.
Beide erzählten nach ihrer Rückkehr lebhaft von ihren Erlebnissen. Sabrina war von der ersten Frau sehr angetan. »Das ist eine liebenswürdige und gebildete Dame. Sie liest sehr viel, da sie fast nur innerhalb des Harems Kontakte hat. Der Besuch von einem zum anderen Harem ist wohl sehr selten. Aber sie ist auch sehr gut über die Situation der Frauen im Christentum orientiert. Sie beneidet uns einerseits um die Freiheit, mit der wir unsere Häuser verlassen und Verwandte sowie Freunde besuchen und am öffentlichen Leben teilnehmen können, andererseits genießt sie auch die Annehmlichkeiten des Harems. Leise teilte sie mir auch mit, es sei durchaus auch ein Vorteil, wenn man nach der Jugend die Begierden des Mannes mit anderen Frauen teilen könne.«
Sven musste laut lachen. »Da hast du sie sicher beneidet, Liebste.«
Auch Sabrina musste lachen. »Nicht unbedingt, lieber Sven. Aber es hat mich schon sehr erstaunt, dass unter den verschiedenen Frauen des Haremsbesitzers keine Eifersucht zu herrschen scheint. Sie scheinen im Gegenteil eher eine verschworene Gemeinschaft zu sein, die gemeinsam versucht, seine Herrschaft nicht ausarten zu lassen.«
»Und wie ist es mit den Eunuchen?«, fragte Sven.
»Die spielen meist die Rolle ergebener Diener. Nur der älteste Eunuch reguliert die Abläufe im Harem und achtet darauf, dass zum Beispiel auch die Kinder den Harem nicht ohne wichtigen Grund und nicht ohne Begleitung verlassen.«
Das hatte auch Lilian zu beanstanden. Nachdem sie staunend berichtet hatte, dass Herr Mahda fünfzehn Kinder habe, monierte sie, dass die aber kaum einmal aus dem Harem herauskämen. »Stellt euch vor, sie können keine Freunde besuchen, gehen nicht zur Schule, sondern haben ihren eigenen Lehrer, sind immer im Harem und dem dazugehörigen Garten. Harem und Garten sind sehr schön, sie haben auch viel Spielzeug, gute Kleidung und so weiter. Aber ich käme mir da vor wie im Gefängnis. Sie haben auch sehr erstaunt geschaut, als ich ihnen von unserer Heimat und unserem Leben erzählte.«
»Hoffentlich hast du keinen Aufstand im Harem angezettelt«, scherzte ihr Vater.
»Das glaube ich nicht. Nach allem sind die muslimischen Frauen, die mit einem Mann und nicht im Harem leben, sehr arm oder vereinzelt wohnende Bauersfrauen.«
»Dann bleibst du also auch bei mir und gehst nicht in den Harem?«, neckte Sven.
»Aber natürlich, du bist doch der liebste Daddy der Welt. Und im Harem gibt es unter den Mädchen auch viele Eifersüchteleien. Da werde ich mit meinen zwei Brüdern besser fertig.«
Am nächsten Morgen musste Sven zu dem Agenten, den sie schon von Pondichery aus beauftragt hatten, nach Passagieren für die Rückfahrt zu suchen. Auch deren Gebühren sollten ja zum Profit der Reise beitragen.
»Mir ist nicht so ganz wohl bei dem Gedanken, lieber Sven, nun ständig Gäste an Bord zu haben. Wenn es Menschen sind, die einem unsympathisch sind, dann kann doch jedes Essen, jeder Gang an Deck zur Belastung werden«, klagte Sabrina.
»Sei doch nicht pessimistisch, meine Liebe. Wir haben doch auch unter den Reisenden des britischen Konvois viele nette Leute kennengelernt.«
»Ich muss es ja nehmen, wie es kommt. Übrigens, heute Morgen gehe ich mit den Kindern zum Markt. Das ist hier ein besonderer Tag. Ich habe gehört, dass viele Händler aus dem Umland kommen und viele Zauberer auftreten. Ich will auch noch nach Lackarbeiten schauen, von denen ich hier viel gehört habe.«
Sven blickte besorgt drein. »Aber nimm den Jamadar, zwei Sepoys, Sam und Walter mit.«
»Aber, Sven, das ist ja die halbe Mannschaft!«
»Bitte, tu es, liebe Sabrina! Mir zuliebe!«
Der Agent hatte für Sven ein älteres Ehepaar und zwei junge Männer, die nach Amerika wollten, und zwei Offiziere mit ihren Ehefrauen, die nach Kapstadt versetzt worden waren. »Wenn wir mehr Zeit für die Werbung haben, Herr Kommodore, wird die Nachfrage auch reger werden. Derartige Reisen plant man ja nicht von heute auf morgen.«
Danach sprachen sie noch über die Unterkünfte und die Bedienungen der Reisenden, über häufige Vorlieben der Passagiere und mögliche Gründe für Klagen, die man vermeiden könne. Sven sicherte zu, dass er den Agenten rechtzeitig über weitere Fahrten der Reederei Bradwick unterrichten würde.
Sabrina wanderte inzwischen mit den
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