Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Gaukler mehr an. Sie wollten nur noch aufs Schiff. Auf der Gangway zum Schiff kam ihnen Dr. Bader, der Schiffsarzt, entgegen.
»Was ist denn mit dir passiert, Lilian? Bist du hingefallen? Komm! Wir gehen gleich zum Lazarett, und ich versorge dich.«
Sabrina wollte erst zu ihrem Mann, aber der Schiffsarzt zog Lilian schon am Arm hinter sich her. Im Lazarett griff er gleich nach Alkohol, Mull und Binden. »Die Matrosen erhalten erst einen tüchtigen Schluck Rum, bevor ich ihnen wehtun muss. Aber bei dir muss eine Tablette reichen. Es wird jetzt etwas schmerzen, wenn ich die Schürfwunde an der Stirn mit Alkohol abreibe. Aber das geht gleich vorbei, wenn ich Heilcreme auftrage. Du bist doch ein tapferes Mädchen!«
Dr. Bader ging behutsam vor. Lilian zuckte zusammen, unterdrückte den Schmerz aber tapfer. Und dann konnte sie mit ihrem Verband zur Kajüte ihres Vaters laufen. Der hatte sich gerade den Bericht seiner Frau angehört und hielt sie noch im Arm. Nun öffnete er die Arme weit für Lilian. »Gott sei Dank, meine Lilian. Wie gut, dass ihr eure Wachleute hattet! Mir ist jede Lust vergangen, mich hier noch länger aufzuhalten. Ich bin froh, dass wir übermorgen absegeln.«
Sabrina wollte Lilian auch wieder umarmen, und die beiden Jungen kamen sich etwas überflüssig vor. »Aber sie hatten dort so schöne Sachen«, murrte Henry schließlich.
»Sind dir diese Sachen wichtiger als deine Schwester?«, fragte Sabrina pikiert.
»Nein«, erwiderte Henry. »Aber was wollte der Mann denn überhaupt von Lilian?«
Sven und Sabrina sahen sich an. Sven antwortete schließlich: »Sie wollten sie wahrscheinlich aufs Land verkaufen, wo sie den ganzen Tag auf den Feldern arbeiten muss.«
Einar mischte sich ein. »Ein weißes Mädchen auf den Feldern, das fällt doch auf. Die müssen dumm sein. Oder gibt es auf dem Land keine Polizei?«
Sabrina machte dem ein Ende. »Jetzt geht mit Elizabeth mal in eure Kajüte. Ich muss mit Vati noch etwas besprechen.«
Als sie allein waren, schluchzte Sabrina noch einmal. »Wir können ihnen doch noch nicht die Wahrheit über Kinderbordelle erzählen. Und wenn ich nur daran denke, bleibt mir das Herz fast stehen.«
Sven umfasste sie. »Ich darf mir das auch nicht vorstellen. Und solche Sadisten gibt es bei uns ja auch. Werden wir unsere Kinder immer behüten können? Wir müssen es jedenfalls versuchen. Und der Jamadar hat sich wieder einmal bewährt. Ich werde ihm fünfzig Dollar schenken. Oder hast du einen anderen Vorschlag?«
»Du solltest ihm auch am Sonntag vor der ganzen Mannschaft danken. Das wird ihn freuen.«
Die ersten Passagiere kamen an Bord, und Sven empfing sie mit den eingeteilten Stewards, die neue Uniformen trugen. Die Mannschaften blickten neugierig. »Deretwegen dürfen wir nicht mehr mit nacktem Oberkörper arbeiten. Verdammte Pfeffersäcke!«
In der Kombüse arbeitete nun ein weiterer Koch, der für die Passagiere zuständig war. Auch das erregte Neid. Aber einige Matrosen suchten die Nähe der Passagiere. Als das dem Master auffiel, befragte er sie, was sie da wollten. »Da kann doch mal ein Trinkgeld abfallen, wenn man bei etwas hilft, Sir.«
»Da kann für euch auch ein Extradienst abfallen, wenn sie sich belästigt fühlen. Also haltet euch abseits!«, schnauzte er die Matrosen an.
Als die Passagiere mit Sabrina und den Kindern zum Abendessen zusammensaßen, begrüßte sie Sven mit einer kleinen Ansprache und wünschte allen eine gute Reise.
Im Morgengrauen liefen sie aus, und die Larssons waren froh, den Hafen hinter sich zu lassen.
Zwei Tage waren vergangen, und die übliche Routine stellte sich ein. Die Kinder spielten an Deck, aber jetzt waren immer zwei Sepoys bei ihnen. Auch Gao spielte mit, wenn es sein Dienst erlaubte. Seine Maate waren mit ihm zufrieden und der Schulmeister lobte seine Fortschritte in der englischen Sprache.
»Dann kann er mich ja in Batavia begleiten, denn dort wohnen viele Chinesen. Allerdings überlege ich immer, ob ich nicht nach Padang segeln soll, wie mir ein Händler in Madras geraten hat. Batavia soll viel größer und überlaufener sein als Padang. Aber Pfeffer und andere Gewürze würde ich dort genauso erhalten«, erklärte Sven seiner Frau.
»Aber, Liebling, die Frauen der Passagiere erzählten mir, dass sie sich auf Batavia freuen. Es soll eine sehr interessante Stadt sein mit Handelswaren aus aller Welt. Ich würde Batavia auch lieber sehen als dieses kleine Padang.«
»Was euch Frauen an Batavia reizt, das
Weitere Kostenlose Bücher