Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
»Dann kann ich dir noch von meiner adligen Freundschaft erzählen.«
Nun war Sabrinas Neugier geweckt und das Bett musste warten. Sven erzählte, wie er den hessischen Hauptmann von Neuenburg kennengelernt habe. »Er ist der jüngste Sohn, erbt daher weder Besitz noch Titel und will in Amerika siedeln. Er hat Landwirtschaft gelernt und gab sein Wort, nicht mehr gegen uns zu kämpfen.«
Sabrina schaute ihn so merkwürdig an.
»Was hast du?«, fragte Sven.
»Es ist so sonderbar, Sven, als würde jemand für uns planen.«
»Was meinst du damit?«
»Die Frau des Käufers, der der Mutter Einars Tal abgekauft hat, hat mich um Hilfe gebeten, weil sie es wieder verkaufen muss. Ihr Mann wurde vom Blitz erschlagen. Der Besitz ist in gutem Zustand, wie der Älteste des nahe gelegenen Quäkerdorfes bestätigte. Und du kommst nun mit einem potentiellen Käufer. Mir ist das unheimlich.«
»Aber nein, mein Liebling. Es gibt auch Zufälle. Und ich werde den Besitz, den meine Eltern bearbeitet haben, nicht an Fremde verkaufen. Wir werden ihn erwerben. Herr von Neuenburg kann Land neben diesem Besitz besiedeln und unser Gut mit verwalten. Wir wollen es der Familie erhalten, wenn eines unserer Kinder dort siedeln will. Bist du einverstanden?«
Sabrina sah ihn versonnen an. »Vielleicht wollen auch unsere Eltern dort ihren Lebensabend verbringen, wenn erst Frieden ist.«
»Ich glaube, da werden sie eher hier bei Kindern und Enkeln wohnen wollen. Aber sie werden sich gern dort ausruhen. Auch ich denke schon an ein Urlaubsziel.«
Sabrina strahlte ihn an. »Wir dort mit den Kindern in der Natur! Das wäre wunderbar. Wo ist dein hessischer Freund jetzt? Du musst ihm gleich schreiben!«
»Ich muss jetzt etwas ganz anderes tun, Liebling, denn ich gehe mit meiner Frau ins Bett.«
Aber die lustvollen Erwartungen, die Sven mit dem Gang ins Bett verband, mussten noch warten, denn als er die Tür zum Schlafzimmer öffnete, griff Sabrina plötzlich nach seinem Arm. »Sven, ich habe ja völlig vergessen, dass deine Schwester dieses Jahr mit ihrer Familie bei uns feiert.«
»Auf See habe ich schon einmal daran gedacht, dass sie in diesem Jahr zu uns kommen. Im letzten Jahr waren wir bei ihnen. Ich bin einverstanden, Liebste, und freue mich auf sie.«
»Ich auch, Sven. Aber ich bekomme langsam Angst vor den vielen Terminen, die uns einengen. Im Januar die Einweihung des Heimes. Danach unser Umzug. Und viele Freunde müssen wir einladen und sie wollen uns bei sich sehen. Wir brauchen bald einen Sekretär, der unsere Termine verwaltet.«
Sie lachte ihn an und er lachte zurück. »Aber diesen Termin jetzt verwalten wir selbst.« Und sie drängten sich aneinander und umarmten sich.
Am Morgen weckten die Kinder wieder ihren Vater, kletterten auf seinen Rücken und wollten toben. Aber nach kurzer Zeit wurde Sven ernst und sagte: »So, jetzt ist erst einmal Schluss. Ich muss Briefe schreiben. Oder kann die Lilian schon einen Brief schreiben?«
»Ich kann schon das ganze Alphabet!«, rief Lilian stolz.
»Dann hol mal deine Sachen und fang an: ›Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt!‹«
»Das kann ich noch nicht!«, protestierte Lilian und ihre Brüder lachten.
Sven strich ihr mit der Hand über den Kopf. »Na, dann muss ich selbst schreiben und du lernst fleißig, damit du meine Briefe schreiben und ich mit euch spielen kann.«
Die Kinder schauten enttäuscht, aber Sabrina nahm sie unter ihre Fittiche und Sven konnte frühstücken und dann an Herrn von Neuenburg, die verwitwete Frau in Einars Tal und seinen Rechtsanwalt schreiben.
Sven hatte die Briefe noch einmal durchgelesen und kurz aus dem Fenster geschaut, als die Hunde freudig bellten, weil Sam mit ihnen zum ersten Spaziergang aufbrach. Sven siegelte die Briefe und rief nach Jack. Da hörte er Räderrollen und Pferdeschnauben vor dem Fenster. Mein Gott!, dachte er, kommt Ingrid mit ihrer Familie schon so früh?
Aber als er aus dem Fenster schaute, sah er fünf Männer aus der Kutsche springen. Sie hatten Messer in der Hand und Pistolen umgeschnallt. Einer winkte und sie rannten auf das Gartentor zu.
Sven sprang auf, öffnete die Flurtür und brüllte: »Alarm! Klarschiff! Fünf Männer wollen das Haus überfallen! Alle Türen schließen. Waffen bereit!« Er lief zum Schrank und holte seine doppelläufige Pistole. Dann hörte er, wie eine Tür geöffnet wurde. Sabrina fragte: »Was ist los?«
»Banditen wollen uns überfallen! Schließ die Tür zu und nimm deine Pistole!«
Sven
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