Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
nur, das Schiff immer wieder nach Hause zu bringen, obwohl ich dir nicht mehr beim Navigieren helfen kann, lieber Sven?«, fragte Joshua schmunzelnd.
Sven lachte. »Na, viel besser als früher, als du Angeber immer bei jedem Windhauch die Segel einholen wolltest. Aber nun im Ernst: Wie geht es Adeline und eurem Mädchen?«
»Ich hätte nie gedacht, dass es auf Erden so viel Glück gibt. Adeline ist eine wunderbare Frau und Mutter. Und unsere Tochter schenkt uns immer wieder Freude. Ich traue mich gar nicht, es zu sagen, aber mir fehlt die See überhaupt nicht. Meine Ehe und mein Beruf füllen mich so aus, da denke ich an nichts anderes. Ich musste mich sehr zurückhalten, um dir nicht in den ersten Minuten unseres Wiedersehens von der Stiftung und ihrer Eröffnung zu erzählen.«
»Wann wollt ihr denn eröffnen, Joshua? Niemand hier ist bisher dazu gekommen, mir das zu erzählen.«
»Am achten und neunten Januar kommen die Kinder und am zehnten Januar soll die Eröffnung sein. Du siehst, wir haben alles auf deine Liege- und Urlaubszeiten abgestimmt, Sven.«
»Da müsst ihr ja allwissend gewesen sein, Joshua. Ich habe vor einer Woche nicht gewusst, dass ich jetzt hier sein werde. Eigentlich habe ich es gestern noch nicht gewusst, denn wir sind in der Mündung des Delaware überfallen worden und Alfred Holt ist gefallen.«
»Mein Gott!«, stöhnte Joshua. »Die arme Henrietta. Wie wird sie damit fertig?«
»Du kannst sie nachher noch sehen, aber erst setzen wir uns jetzt zusammen, trinken etwas und du gibst mir einen kurzen Bericht über das Waisenhaus.« Sven wandte sich zu Sabrina um. »Sag du bitte John Bescheid und setz dich dann zu uns.«
»Wenn ihr nicht zu lange erzählen wollt!«, mahnte Sabrina.
»Aber nein«, versicherte Joshua. »Entschuldige, Sabrina, dass ich so hereinplatzte. Aber ich musste zum Gemeindehaus in Gloucester, und als ich von Svens Heimkehr hörte, habe ich es nicht ausgehalten und wollte ihn kurz sehen.«
»Ist in Ordnung, Joshua. Du gehörst doch zur Familie. Fangt nur schon an mit dem Erzählen. Ich bin gleich bei euch«, beruhigte Sabrina.
Als Sabrina mit John zurückkam, berichtete Joshua gerade von den Kindern, die aufgenommen werden sollten. »Wir haben zwanzig Jungen von sechs und sieben Jahren ausgewählt und zwanzig von zehn und elf Jahren und noch einmal die gleichen Altersgruppen an Mädchen. Siebzehn Kinder sind Farbige. Bei dem Elend, das es in den Armenvierteln gibt, hätten wir die dreifache Zahl auswählen können, aber das Heim wird schnell genug wachsen.«
Joshua schilderte den Zustand der Gebäude, zwei Wohnheime und einen Unterrichts- und Verwaltungsbau, erzählte von den Lehrern und dem sonstigen Personal. »Die beiden Reinigungsfrauen je Gebäude sind Witwen von Seeleuten, die auch die Wäsche machen werden. Auch für die Küche haben wir Seemannswitwen. Sie können ihr Glück noch gar nicht fassen.«
Sabrina ergänzte aus ihrer Erfahrung kurz mit Geschichten über die Reaktion der Ausgewählten, und Sven war beeindruckt.
»Es ist paradox! Man müsste glücklich sein, dass man in der Not helfen kann. Aber dieses Glück wird von der Einsicht in die Not derer, denen man nicht helfen kann, aufgezehrt.«
»Sieh es anders, Sven«, widersprach ihm Joshua. »Ich freue mich auf das Leben mit diesen Kindern. Und ich hoffe, dass dieses Beispiel andere anregt, auch ihrerseits zu helfen. Unser Heim wird wachsen und wir werden viele Spenden und andere Hilfe brauchen. So wächst das Glück doch auch.«
»Ein wunderbarer Freund«, sagte Sabrina, als Joshua gegangen war. »Dadurch, dass wir ihn in den Kreis unserer Freunde aufgenommen haben, haben auch unsere Freunde das erkannt, und es hat ihre Toleranz gegenüber Andersfarbigen erhöht. Und wenn ihn nun viele Menschen in seinen Funktionen erleben, werden immer mehr erkennen, dass es bewundernswerte Menschen in allen Hautfarben gibt. Gute Beispiele wirken fort.«
Und dann kamen wieder die Kinder.
Nach dem Abendbrot brachten sie gemeinsam die Kinder ins Bett. Sie liebkosten sie und gingen glücklich lächelnd ins Wohnzimmer zurück. »Meine Kinder strengen mich mehr an als meine Matrosen«, sagte Sven und atmete erschöpft.
»Ich nehme an, die Matrosen tollen nicht mit dir herum und du kitzelst sie nicht so oft«, erwiderte Sabrina lächelnd. »Aber sei beruhigt. Auch unsere Kinder sind sehr erschöpft und werden schnell einschlafen.«
»Trinken wir noch einen Schluck Wein, ehe wir ins Bett gehen?«, fragte Sven.
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