Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
»Die Antwort sollte Ihre Kameraden auch interessieren. Holen Sie bitte noch die drei anderen Midshipmen, die jetzt Dienst haben.«
In wenigen Minuten erschienen auch die Midshipmen Henri Mountain, Albert Salton und Charly Wilberg und bauten sich mit John Brigger vor Mr Waller auf.
»Stehen Sie bequem, meine Herren!«, ordnete der an. »Wer von Ihnen weiß, was ein Bermudaschoner ist?«
Albert Salton antwortete: »Ein scharf geschnittener, schneller Schoner mit etwa fünf bis fünfzehn Mann Besatzung, Sir. Zwei Masten mit Schratsegeln.«
»Gut, Mr Salton. Es gibt auch welche mit nur einem Mast. Aber die Hunter hat zwei. Der Kapitän hat sie seinerzeit gekauft, um zu erkunden, wie er seine alte Besatzung der Liberty vor der Kapitulation Charlestons herausholen könne. Und was meinen Sie, wozu er die Hunter jetzt braucht?«
Der junge Wilberg antwortete zuerst: »Um die kleinen Buchten der Chesapeake Bay zu erkunden, Sir.«
»Ihnen kann man ja nichts mehr beibringen«, scherzte Mr Waller. »Aber wer die Hunter als Erster kommandierte, wissen Sie nicht!«
Die Midshipmen sahen sich ratlos an.
Mr Waller grinste und sagte: »Mr Grieve, auch einer unserer Midshipmen. Fragen Sie ihn mal nach der Befreiungsaktion bei Charleston. Dabei können Sie auch eine Menge darüber erfahren, wie unser Kapitän für seine Besatzungen eintritt.«
»Danke, Sir!«, bellten die vier wie aus einem Munde, drehten sich zackig um und gingen. Mr Waller sah ihnen lächelnd nach. War er vor sechs Jahren auch noch so jungenhaft gewesen?
Sven war in seiner Kajüte von seinem Burschen Martin und seinem Schreiber Nathaniel Zander begrüßt worden. Nein, es gäbe nichts Neues, antworteten sie auf seine Frage. Nur die üblichen offiziellen Schreiben lägen auf seinem Schreibtisch, fügte Nathaniel hinzu.
»Die sehe ich früh genug«, sagte Sven. »Ich muss mich erst einmal ein bisschen an das Schiff gewöhnen. Meine Landzeit war diesmal sehr anstrengend.« Und er plauderte mit seinen beiden Vertrauten ein wenig über die Stiftung und das neue Haus und erkundigte sich nach ihrem Urlaub.
Nach einigen Minuten holte Martin einen Kaffee für Sven, und dann zogen sich die beiden zurück. Sie wussten, dass jetzt Mr Potter und der Master zum Kapitän kommen würden.
Mr Potter berichtete über den Zustand des Schiffes. Sie hätten eine vollständige Besatzung, Verpflegung und Bewaffnung seien ebenfalls planmäßig vorhanden. Er habe zunächst wie üblich Geschützdrill angeordnet. In der freien See würde er mit dem Drill in der Takelage beginnen.
»Sehr gut, Mr Potter, ich komme dann an Deck, nachdem ich mit Mr White gesprochen habe.«
»Sir, sollen wir an unserer Wacheinteilung und Gefechtsbereitschaft auf unserer ersten Friedensfahrt etwas ändern?«
»Nein, Mr Potter. Der Friede steht zunächst einmal nur auf dem Papier. Und vor allem in der Chesapeake Bay müssen wir auch noch mit britischen Kapern rechnen, die sich einen Teufel um den kommenden Frieden kümmern. Ich habe beim Auslaufen erfahren, dass der britische Kaper Käpt’n Kidd mit dreißig Kanonen in die Bay eingelaufen ist. Der wird uns dort nicht zur Unabhängigkeit gratulieren wollen.«
Sie diskutierten dann noch über die Plünderungen der Briten in den letzten Monaten in der Bay und über deren Unterstützung durch Königsanhänger in Maryland und anderen angrenzenden Staaten.
»Dann müssen wir auch diesmal wieder mit Land- und Seeeinsätzen rechnen, Sir?«
»Ja. Mr Potter. Eine Vergnügungsfahrt wird man uns noch nicht gönnen.«
Mr White, der Master, berichtete Sven, dass die Besatzung wohl schon stärker auf den Frieden eingestellt sei. »Ein Teil der Männer macht sich Sorgen, Sir, was aus ihnen im Frieden wird. Sie wissen, Sir, dass die Männer gern unter Ihnen gedient und das gute Prisengeld genossen haben. Jetzt fragen sie sich, wer sie übernimmt, denn die Defence wird doch im Frieden nicht mehr gebraucht.«
»Bis wir so weit sind, Mr White, wird es mindestens noch einige Monate dauern. Und im Spätherbst brauchen wir gute Leute für den Ostindiensegler. Sie wissen doch von diesen Plänen. Hören Sie sich doch einmal um, wer mit uns segeln würde.«
»Ja, Sir, manche sind schon bis Kapstadt gesegelt, wie ich auch, aber den Indischen Ozean kennt wohl noch keiner.«
»Ich habe schon einige Maate gefunden, Mr White, die Ostindienerfahrung besitzen. Und wir anderen werden uns auch da zurechtfinden.«
Eine Gruppe von Matrosen war den Niedergang bis zum untersten Deck
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