Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Dienst hatten. Wer hat denn von Ihren Leuten die letzten Ladungen überwacht, Mr White?«
Der Master überlegte kurz. »Maat Solder und Maat Nadzik, Sir. Und ich habe Sergeant Sobas an der Steuerbordseite gesehen, wie er mit Rangern schimpfte.«
»Dann lassen wir die drei doch sofort holen!«, entschied Sven und rief nach seinem Burschen.
Als die drei kamen, salutierten die Maate wie Seeleute, indem sie die Knöchel der rechten Hand an die Stirn führten. Sergeant Sobas knallte die Hacken zusammen und führte die ausgestreckte Hand an die Schläfe. Ein Soldat eben, dachte Sven schmunzelnd. Dann erklärte er den drei Männern, welche Vermutungen sich in den bisherigen Besprechungen über den Verlauf der Sabotage ergeben hatten.
»Wer von Ihnen hat irgendetwas Besonderes vor dem Ablegen bemerkt?«
Maat Solder richtete sich auf. »Sir, ich habe mich schon bei meinen Männern erkundigt. Kurz vor dem Ablegen ist noch ein Händler an Bord gekommen, um den Zahlmeister zu sprechen. Er hatte vorher Arbeiter angeleitet, die noch Proviant brachten. Er hat dann zwei meiner Matrosen angesprochen und auf zwei Fässer hingewiesen, die noch mittschiffs standen. Seine Leute hätten die vergessen, soll er gesagt haben. Ob sie die beiden Fässer im Unterdeck am Niedergang abstellen könnten. Der Zahlmeister würde dann dafür sorgen, dass sie an den rechten Ort kämen. Er hat ihnen dafür seine Taschenflasche mit gutem Rum geschenkt, Sir.«
»Mr Solder, holen Sie sofort die beiden Matrosen und bitten Sie den Zahlmeister zu uns.«
Sergeant Sobas und Maat Nadzik hatten nichts Außergewöhnliches zu berichten und wurden entlassen. Als sie den Raum verließen, trafen sie auf Maat Solder mit seinen beiden Matrosen. Gleich darauf kam der Zahlmeister.
Ihn bat Sven an den Tisch. Die anderen standen, und Sven ließ die Matrosen den Mann beschreiben, der ihnen den Auftrag gegeben hatte.
»Sir, der war een Zivilist, Sir. Soon feiner Pinkel mit ne braune Jacke und jelbe Hosen. Ick hab ihn vorher bei die Arbeiter gesehen, die ausluden.«
Sven zähmte seine Ungeduld. »Nun erzählt uns noch mehr über ihn! Größe, Alter, Haarfarbe und so etwas.«
Jetzt war der andere Matrose an der Reihe. »Sir, der hatte schon graue Schläfen. Er war so groß wie ich und ich bin über einssiebzig. Er hatte ’nen Bauch wie soon Schreibtischhengst. Seine Haare habe ich nicht gesehen, weil er ’nen Hut aufhatte.«
»Und was hat er zu euch gesagt? Hatte er einen Akzent?«, fragte Sven.
»Er hat geschimpft, dass seine Arbeiter die Fässer nicht runtergetragen hatten, Sir. Dann hat er uns gebeten und uns seine Taschenflasche gegeben. War ein feinet Ding. Ick hab se hier.« Und er holte eine Taschenflasche mit schwarzem Tuchüberzug aus der Tasche.
Er gab sie Sven und der schüttelte sie.
»Wir haben sie mit unsere Kumpel leer gemacht, Sir. War guter Rum, Sir.«
»Und wo habt ihr die Fässer hingestellt?«
»Im Unterdeck, Sir, unter die letzte Stufe vom Niedergang. So hat er’s gesagt. Die Räume vom Smutje sind ja gleich daneben.«
»Ist euch noch etwas aufgefallen?«
Der eine Matrose nickte mit dem Kopf. »Ja, Sir. Er hatte ’ne Narbe auf der Backe. Von hier so hoch bis da.« Und er zeigte auf seiner linken Wange einen Strich vom Mundwinkel bis zur Schläfe.
»Gut beobachtet«, lobte Sven. »Aber wenn euch noch einmal an Bord jemand um eine Arbeit bittet, holt erst den Wachhabenden. Die Flasche kann ich euch nicht wiedergeben. Die muss ich nach Philadelphia schicken, ob jemand sie an dem Wappen hier erkennt. Ihr könnt jetzt gehen, aber ich werde euch noch einmal brauchen.«
Sven war unruhig, denn das ging ihm alles zu langsam. Aber er beherrschte sich und fragte den Zahlmeister ruhig: »Hat dieser Mann mit Ihnen gesprochen, Mr Huston?«
»Nein, Sir. Ich habe auch niemanden gesehen, auf den diese Beschreibung zutrifft. Allerdings war ich vor dem Auslaufen auch meist unter Deck und habe mit dem Master die Verstauung der Waren überwacht.«
Mr White nickte zu dieser Aussage.
Sven stellte fest: »Nach dem, was wir bis jetzt wissen, handelt es sich um einen sorgfältig geplanten Anschlag. Eine Einzelperson, die ihre persönliche Rache ausleben will, kann so etwas nicht organisieren. Ich werde jetzt noch zur Mannschaft sprechen und auch mit einer Prämie versuchen, weitere Auskünfte herauszulocken. Aber die entscheidende Aufklärungsarbeit muss in Philadelphia erfolgen. Mr Zander, mein Schreiber, wird nachher die Personenbeschreibung aufnehmen.
Weitere Kostenlose Bücher