Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
Entscheidungen gezwungen werden dürfe. Gingen wir im Leben nicht auch so vor? Darüber hätte er gerne mit Sabrina gesprochen. Nun ja, in zwei Tagen begann die Heimreise.
Aber jetzt wurden die Karronaden und Kanonen geliefert. Da musste Sven an Bord sein und neben ihm der Feuerwerker und alle seine Maate und jeder, den es interessierte. Und das waren fast alle.
Die Tischler hatten in den letzten Tagen ununterbrochen an den Lagerungen der Kanonen gearbeitet. Nun würde man bald die Antwort wissen, ob die Geschütze in die Bettungen passten. Sie taten es. Alle waren erleichtert.
Aber nun kam die Frage, ob die Lagerungen auch dem Abfeuern der Kanonen gewachsen waren. Einige Male wurden Laden, Richten und Abfeuern simuliert. Nichts störte den Ablauf. Und jetzt hissten sie die Flagge »Probeschuss«, alle Maate pfiffen das entsprechende Signal, und dann krachte es.
Im Hafen schauten alle zur Spirit of Philadelphia , sahen die Flagge und waren beruhigt. Die Offiziere und Maate waren auch zufrieden. Nun wollte Sven aber noch genauer die Kanonen an Bug und Heck prüfen. Sie hatten keine drehbaren Scheiben, keine Pivots, da sie ja nicht rundum feuern sollten. Das war für die Konstruktion des Schiffes einfacher, denn die drehbaren Scheiben erforderten Halterungen durch mehrere Decks hindurch, die die Belastung bei der Drehung aushielten. Hier aber sollte jede der beiden Kanonen nur einen knappen Halbkreis abdecken. Das ging auch ohne bewegliche Deckteile.
Die Kanone hatte im hinteren Teil eine äußerst stabile, drehbare Verankerung, die den Rückstoß auffangen und die Schwenkung des Rohres erlauben musste. Beim Probeexerzieren hatte alles geklappt. Aber nun wurde wieder die Signalflagge gehisst, und der Schuss krachte. Die Kanone wurde von der Lagerung ohne Schwierigkeiten gehalten, und erst jetzt war Sven erleichtert. Nun lagen nur noch Stunden voller Übungen vor ihnen und dann hatte er ein außerordentlich feuerstarkes Schiff, das allen Angriffen gewachsen sein sollte.
Der Bäcker und seine tragische Tat waren in den Hintergrund gedrängt. Sven empfing am Abend die Kapitäne und Offiziere zur Besprechung. Übermorgen früh würden sie auslaufen. Morgen würde es noch einen harten Tag mit der Überprüfung der Ladungen geben, aber dann konnte die Heimfahrt beginnen.
Sven war am nächsten Mittag bei den Savords zum Essen eingeladen worden. Das war nun ein fast familiäres Ereignis. Sie kannten sich gut und mochten einander. »Es ist traurig, dass nur wir das Vergnügen haben und Ihre Gattin und Ihre Kinder immer abwesend sind«, stellte die Baronesse fest.
»Schatz, wenn die Larssons ihre Indienreise hinter sich haben, werden sie unseren Besuch in Amerika ertragen müssen. Wenn sich unsere Kinder gut entwickeln …«, er bedachte sie mit einem prüfenden Blick, »… dann könnten wir uns alle treffen und kennenlernen.«
Das war eine Aussicht, die alle erfreute. Sven konnte sich seine Sabrina sehr gut als Freundin der Baronesse vorstellen.
Am übernächsten Morgen pfiffen die Maate auf der Spirit of Philadelphia besonders laut – oder schien es nur so? Die Matrosen quälten sich je nach Veranlagung mehr oder weniger schnell aus den Hängematten.
»Det war wieder eene Nacht«, schimpfte Tim Cantel. »Wat ham se uns nich allet erzählt, wat wia fürn jroßet Schiff kriejen. Drei Meter länger als bisher, zwee Meter breiter und wat is? Ick quetsch mir jenau so eng in die Hängematte zusammen wie uff die Defence. Dabei sind wia doch wenijer an Bord als uff de Hinfahrt. Allet Schwindel!«
»Mensch, Tim, wenn du so lang wärst, wie de dämlich bist, denn könnten wir dir als Hauptmast nehmen. Det hier ist een Handelsschiff. Det hat Laderaum. Den hat die Defence nich. Die nehmen ihren Raum nur für Mannschaften. Wir aber haben jetzt viele Kisten und Fässer unter Deck. Der Raum fehlt uns zum Pennen. Daher is det Schiff zwar größer, aber für uns bleibt nich mehr Raum. Vastehst de det?«
»Na ja. Wenn wir also nich die vielen Kästen und Tonnen hätten, die se uns rinjepackt hätten, dann wär mehr Platz zum Pennen?«
»Genau, Tim. Aus dir wird noch een Kapitän.«
Es war eine recht kurze Liegezeit in Bordeaux gewesen, aber für die meisten Matrosen barg die Zeit angenehme Erinnerungen. Mit Freude hatten sie gehört, dass die Handelsverbindungen der Reedereien Bradwick und du Savord künftig enger werden würden. Das würde häufiger Reisen in diesen angenehmen Hafen bedeuten.
Sven bemerkte die verträumten
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