Sven Larsson Bd. 4 - Auf zu neuen Horizonten: Roman
nicht.«
Die Mannschaften merkten bei der Annäherung an die Küste, dass jetzt wirklich Frieden war. Die anderen Schiffe hielten sich nicht vorsichtig auf Distanz, sie änderten nicht ihren Kurs, bis sie nicht sicher waren, wer sich ihnen näherte, nein, jeder segelte, wie er wollte. Es war ein buntes Durcheinander von Küsten- und Hochseeschiffen, von Fischern und Händlern.
Sven musste Wachen und Rudergänger zu mehr Aufmerksamkeit ermahnen, aber er merkte, dass sie auch Freude über diesen Trubel empfanden. Die Gespräche an Bord waren lebhafter als sonst. Die Mannschaft der Spirit of Philadelphia hatte ja auch keine Sorge um ihren Arbeitsplatz. Sie wusste, in ein paar Wochen ging es nach Indien.
Auf dem Achterdeck standen die Offiziere beisammen. »Nun, meine Herren, was diskutieren Sie?«, fragte Sven.
»Mr Waller hat uns in Verlegenheit gebracht, Mr Larsson«, antwortete der Erste. »Er fragte, ob einer von uns wisse, ob wir jetzt auf dem größten Schiff wären, das Philadelphia je angesteuert hat.«
»Das weiß ich auch nicht«, antwortete Sven spontan. »Ich weiß, dass noch kein Ostindiensegler hier einlief. Da andere Schiffe ja nicht so groß sind, halte ich es für wahrscheinlich, dass kein Segler bisher größer war als wir, aber sicher bin ich mir nicht. Da müsste ich den Hafenkapitän um Recherchen bitten.«
Auf jeden Fall fand ihr Konvoi Aufmerksamkeit. Menschen sammelten sich am Flussufer. Boote ruderten zu ihnen heran. Reiter ritten ihnen voraus flussaufwärts. In den Orten, die sie passierten, jubelten die Menschen ihnen zu.
Der Hafen von Philadelphia war bunt von den vielen Flaggen, die für sie gehisst waren. Massen von Bürgern standen am Kai. »Das ist ja fast so, als wir damals mit dem ersten Konvoi im Krieg aus Europa kamen«, sagte Sven zu Mr Bergson.
»Das werde ich nie vergessen, wie uns damals die Bevölkerung feierte, Sir«, erwiderte der Erste. »Ich glaube, so etwas erlebt man nur einmal in seinem Leben.«
»Nun, diesmal ist die Bevölkerung nicht so aus dem Häuschen. Da wird die Mannschaft nicht so oft gratis in den Kneipen trinken können. Ich sehe auch den Rat der Stadt nicht zum Empfang am Kai. Aber neben Mr Bradwick erkenne ich Kapitän Bauer. Er wartet auf sein neues Schiff und wird Sie bald mit Fragen überfallen, was alles in der Werft noch gerichtet werden muss. Er wird dafür sorgen, dass die Liegezeit nicht zu sehr zur Erholungszeit werden wird. Sie werden schon merken, Mr Bauer ist auch nicht bequemer als ich.«
Mr Bergson lächelte. »Das habe ich schon gehört, Sir. Ich habe meine Listen bereit.«
Sven nahm den Trubel der Ankunft diesmal gelassener als sonst. Er dachte mehr an die Reise zu seinen Eltern als an das Schiff. Es war längst beschlossen, dass sein alter Freund Karl Bauer das Schiff als Kapitän nach Indien führen würde, während er selbst als Kommodore und Vertreter der Reederei an Bord wäre. Mit dieser Aufgabenteilung war auch Sabrina sehr einverstanden gewesen.
Sven bemühte sich, die Begrüßungen mit Mr Bradwick und all den anderen unvermeidbaren Repräsentanten möglichst kurz zu halten, um bald zu Sabrina und den Kindern zu kommen.
Er sah aus den Augenwinkeln, dass Martin mit seinen Gefährten sein Gepäck zur Kutsche schaffte. Nun wären sie bereit zur Heimfahrt. Es gelang ihm, die Gespräche abzukürzen und auf den Platz zuzugehen, wo die Kutschen warteten. Er erkannte auch schon ihre Kutsche.
Aber da sah er einen gebeugt gehenden Mann, der aus einer anderen Kutsche stieg, und ihm war, als erhalte er ein Zeichen alter Vertrautheit. Kannte er den Mann? Ihm fiel kein Merkmal auf und er wollte sich schon abwenden. Aber dann: diese Kopfbewegung? Die Bewegung der Hand zum Hut? Jetzt sah er die Form der Nase. Ja, das war doch Mr Smith! Oder?
Er ging auf den Mann zu. Jetzt brachte ein Diener noch einen großen Koffer von der Kutsche und beide wandten sich zur Halle am Kai. Sven schritt schnellen Schrittes auf den Mann zu und rief: »Mr Smith!«
Er musste noch einmal rufen, ehe der Mann anhielt und sich ihm zuwandte. Jetzt erkannten sich beide und das Lächeln der Vertrautheit breitete sich in ihren Gesichtern aus. Sie riefen ihre Namen und streckten die Hände zur Begrüßung aus.
Mr Smith wirkte, als sei er noch geschwächt von langer Krankheit. Sein Lächeln war matt, seine Haut blass. »Was machen Sie denn hier, Mr Smith? Waren Sie krank?«
Smith lächelte resigniert. »Ich bin es noch. Ich wandere nach den Bahamas aus, wo ich in
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