Sweet Valentine's - Rache zum Valentinstag
Verkleidung genommen,
die ich gefunden habe.
Und
genau das bereue ich gerade.
Ich
sitze neben Allie auf einem Barhocker an der improvisierten Bar, die Kyle
aufgebaut hat, und schmolle vor mich hin. Alle anderen Mädchen um mich herum
haben unglaublich sexy Klamotten an. Holly Irving trägt sogar Strapse, die
nicht mal zur Hälfte von ihrem kurzen Rock verdeckt werden. Aber auch die
anderen zeigen mehr, als sie verdecken. Die Gelegenheit bietet sich schließlich
nur einmal im Jahr. Die Schminke im Gesicht, die die Mädchen als Vampirin, Hexe
oder Zombie ausweist, dient dabei eher als Alibi. Alle flirten heftig und
scheinen so gut gelaunt zu sein wie lange nicht mehr.
Und
zwischen ihnen sitze ich in meinem Froschkostüm aus dickem, grünem Plüsch. Um
das Ganze halloweentauglich zu machen, hängt um meinen Hals eine Schlinge wie
von einem Galgen aus einem Wildwest-Film. Und im Augenblick hätte ich nicht
übel Lust, mich damit am nächsten Balken aufzuhängen.
Es
ist nicht nur, dass ich mir einfach nur unscheinbar und absolut unsexy
vorkomme, nein, zu allem Überfluss scheine ich gerade das auserkorene Opfer von
Jayden Cahill zu werden. Oder warum sonst sollte er ständig zu mir
herüberschauen, wenn nicht, um sich über mich lustig zu machen?
Wir
kennen uns nicht persönlich, aber natürlich habe ich ihn sofort erkannt. Er war
an meiner Schule, drei oder vier Klassen über mir. Schon damals haben ihn viele
Mädchen angehimmelt, aber natürlich hatte er für uns »Kleine« keinen Blick
übrig. Jetzt trägt er ein Sensenmann-Kostüm, und obwohl sein Gesicht weiß
geschminkt ist und er sich dunkle Augenringe gemalt hat, sieht er einfach zum
Anbeißen aus.
Missmutig
reiße ich mich von seinem Anblick los und drehe mich zum Tresen, um mir noch
eine Cola einzugießen. Soll der Kerl doch von mir und meinem albernen Kostüm
halten, was er will. Spätestens in drei Tagen ist er sowieso wieder aus Green
Falls verschwunden, also was mache ich mir überhaupt Gedanken darüber?
»Du
solltest dir das noch mal gut überlegen«, ertönt plötzlich eine dunkle, volle
Stimme hinter mir.
»Was?«
Ich fahre so heftig herum, dass etwas Cola aus meinem Glas über den Rand
schwappt und direkt auf die Schuhe des Sprechers platscht.
Es
ist Jayden. Wegen der lauten Musik und der tanzenden Leute habe ich gar nicht
mitbekommen, dass er an mich herangetreten ist.
Er
sieht nach unten, blickt dann wieder zu mir auf und grinst. »Danke, der Durst
meiner Schuhe wäre dann wohl gestillt.«
»Oh,
ich ... äh ... ich ... also, tut mir echt leid«, stammele ich verlegen. Dabei
fangen meine Wangen unweigerlich an zu brennen. Gott, ist das peinlich. Am
liebsten würde ich mich im nächsten Erdloch verkriechen, aber leider kann ich
in der Nähe gerade keins entdecken.
»Schon
gut.« Jayden lacht. »Ich hab dich wohl erschreckt.«
Ȁh
... ja«, nicke ich wenig geistreich.
»Dabei
wollte ich dich nur davor bewahren, eine Dummheit zu begehen.«
»Was?«
Ich starre ihn verständnislos an.
Er
weist mit einem Kopfnicken auf den Strick um meinen Hals. »Das solltest du
nicht tun«, meint er mit einem Augenzwinkern. Dann wackelt er mit seiner Sense.
»Glaub mir, ich kenne mich mit dem Tod aus. Ich bin darin sozusagen Profi. Sich
zu erhängen ist keine besonders angenehme Art zu sterben. Außerdem wäre es doch
verdammt schade um deine schönen, froschgrünen Augen.«
Sehr
witzig.
»Die
sind nicht froschgrün, sondern blaugrün«, protestiere ich.
»Echt?«
Jayden
beugt sich vor und sieht mir intensiv in die Augen.
Ich
spüre, dass ich ganz kribbelig werde. Seine sind haselnussbraun mit einem
schwarzen Ring um die Iris.
Sehr
hübsch.
Plötzlich
lächelt er, und es ist dieses Lächeln, das mich total umhaut. Selbst wenn er
jetzt den blödesten Spruch aller Zeiten reißt, würde ich ihm das verzeihen. Das
und noch viel mehr.
»Du
hast recht«, stellt er nach einer Weile fest. »Das ändert aber nichts an der
Sachlage. Dann wäre es eben schade um deine schönen blaugrünen Augen.«
Er
streckt mir die Hand hin. »Mein Name ist übrigens Jayden. Kommst du hier aus
Green Falls, schöne, selbstmordgefährdete Froschprinzessin?«
Ich
kichere, während ich seine Hand ergreife. »Ja. Ich bin Tess. Tess Bennett.«
»Tess?«,
hakt er nach. Ist das dein richtiger Name?«
»Nein.«
Ich schüttele den Kopf. »Eigentlich heiße ich Teresa, aber so nennt mich kein
Mensch.«
»Dann
ist es ja gut, dass ich kein Mensch, sondern der Tod bin. Also, Teresa,
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