Symbiose (Schicksal)
zu weit von der öffentlichen Straße entfernt. Aber man konnte ja nie wissen. Da Fabienne für die anderen noch nicht als gesund angesehen werden konnte, hatten wir ihr auch kein Kostüm besorgt. Die Menschen wären sicherlich misstrauisch geworden, wenn sie sich so schnell von ihren Verletzungen erholt hätte. Es störte sie aber auch nicht wirklich. Sie war nie so ein Halloweenfan wie ich gewesen und dass sie noch nicht in die Schule musste fand sie am allerbesten.
Als ich rein kam stellte ich die Tüten erst mal auf den Tresen. Überall lagen noch Kartons rum. Keiner wusste mehr, wo was hingehörte und keiner fühlte sich auch nur annähernd dafür verantwortlich, die Sachen wegzuräumen. Nur Elisabeth löste sich ab und zu aus der Gemütlichkeit und öffnete einen Karton. Logans Mustang stand vor dem Haus und das hieß, dass er wohl da war. Ich ging zum Fenster und sah ihn. Es traf mich immer noch wie ein Blitz, wenn ich diesen perfekten Mann vor mir sah. Er ging so toll mit Fabienne um und kümmerte sich liebevoll um sie. Logan zeigte ihr gerade, wie man sich selbst kontrollierte. Das war das, was die beiden schon seit Wochen übten. Doch Fabienne genoss die Zeit mit Logan genauso wie ich. Ich wollte sie nicht stören, denn jeden Tag kam Fabienne ihrem Ziel näher. Obwohl es von außen aussah, als stünden sie nur nebeneinander, wusste ich, dass sich ihre Willenskraft stärkte. Logan hatte es mir einmal erklärt, doch ich hatte vergessen, wie das genau vor sich ging. Ich spürte einen Windhauch und Hände, die meine Sicht verdeckten. „Wer bin ich?“ fragte mich Jemand mit verstellter Stimme. „Ähm, keine Ahnung. Vielleicht Ana?“ Enttäuscht nahm sie ihre Hand von meinem Gesicht. „Wie bist du drauf gekommen? Mein Auto steht nicht vor der Tür und ich habe meine Stimme verstellt.“
„Wann wirst du es endlich lernen? Du kannst mich nicht täuschen. Egal, wie viel Mühe du dir gibst.“
„Ich probiere es einfach weiter, bis ich dich erwische.“
Wir sahen beide aus dem Fenster. „Und wie läuft es mit Fabienne? Kann ihr Logan irgendwas beibringen?“
Man konnte in Anas Ton hören, dass sie immer noch verletzt war und dass sie Fabienne noch nicht vergeben hatte. Egal, wie sehr sie es probierte. Es war zu schwer für sie, im selben Raum mit ihr zu sein.
„Sie macht sich ganz gut. Sie probiert es wirklich mit großem Eifer. Wusstest du, dass die beiden sogar nachts üben?“ „Fang doch nicht schon wieder damit an.“
„Ana, ich weiß wie schwer es dir fällt, aber du solltest ihr wirklich vergeben. Sie kann nichts dafür und das weißt du auch.“
„Ich weiß es, aber du kannst nicht verstehen, was ich durchgemacht habe. Vielleicht solltest du dir mal vorstellen was wäre, wenn dir jemand deinen Logan nehmen würde.“
Nur bei dem Gedanken daran schauderte es mich. „Siehst du, du kannst nicht mal eine Sekunde darüber nachdenken, ohne berührt zu sein. Nun denke daran, dass ich jede Minute meines Lebens damit leben muss.“
„Ich verstehe dich wirklich, aber komm schon. Sie ist 11 Jahre alt.“
Ich verstand, warum Ana ihr nicht verzeihen konnte. Ana hatte uns erzählt, wie es zu dem Angriff gekommen war. Unser Schmerz vom Verlust von Terathel war lächerlich gering zu dem, was Ana durchmachte. Sie hatte ihn bereits zum zweiten Mal verloren und wusste nicht, wann er wieder kommen würde oder ob er es je tat. Terathel war ihre große Liebe. Schon im Himmel waren sie ein Paar und hier auf Erden hatte er sie immer beschützt. Obwohl Ana das erst viel später erfahren hatte. Er war zu ihr gekommen um ihr zu helfen, als es fast schon zu spät war.
Anas Verletzungen wurden immer schlimmer in den Tagen, in denen sie gefangen war. Terathel hatte die ganze Nacht bei ihr verbracht. Keine Sekunde war er von ihrer Seite gewichen.
Später erzählte sie mir, dass sie ihm vertraute. Denn obwohl sie sich noch nicht verwandelt hatte, spürte sie, dass sie zusammen gehörten und dass er wirklich an sie glaubte.
Ana lachte, als sie davon erzählte. Er war ganz nah an sie heran gekommen. In dem Moment glaubte sie, sich erneut in ihn zu verlieben. Er war näher gekommen und hatte ihr was ins Ohr geflüstert, dass sie das Einzige war, was er je gewollt hat.
Ana hatte in dem Moment geglaubt, er wollte sie küssen. Doch kurz bevor er ihre Lippen berührte sagte er ihr, dass er es nicht konnte.
Damals wusste Ana es nicht besser. Aber ihre Fesseln machten es für ihn unmöglich, sie zu berühren. Es hätte
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