Symbiose (Schicksal)
ihn glatt umgebracht. Wenn Ana das erzählte strahlte sie. „Er war der Grund, warum ich es aus diesem Loch geschafft habe. Er hatte mir ein Versprechen gegeben, dem ich nicht widerstehen konnte“, hatte sie gesagt.
Er hatte ihr versprochen sie zu küssen, sobald sie von den Fesseln befreit war. Das war Anlass genug, noch kräftiger auf die Fesseln zu beißen. Doch sie hatte es nicht geschafft. Ihre Kräfte verließen sie. So sehr sie sich auch gewünscht hatte, ihn nicht zu enttäuschen. Nachdem sie wieder bei Bewusstsein war, war er vor ihr und mit ihm ein Dutzend anderer Engel. Es war ihre Truppe gewesen, die ihr eine Unterstützung sein wollten. Danach ging alles schnell, sagte sie. Sie hatte es geschafft und wurde von Terathel hinauf getragen. Danach hatte er ihr gesagt wie sehr er sie liebte und sie sagte ihm dasselbe. Hier brach sie ab. Ich wusste, wie es endete, auch wenn sie nicht weiter sprach. Fabienne hatte mir gesagt, dass sie Ana ab da im Blick hatte. Dass sie sich geküsst hatten und Ana eingeschlafen war. Die anderen Engel konnten noch fliehen, doch Terathel hatte sich schützend über Ana gestellt. Er hatte gekämpft und verloren.
Fabienne hatte sich genug unter Kontrolle, um Ana am Leben zu lassen, bis diese wieder bei Bewusstsein war. Fabiennes Stimme versagte, als sie es mir erzählt hatte. Sie hatte wirklich ein schlechtes Gewissen. Sie beobachtete sie und erst als Ana sich in einen Engel verwandelt hatte, hatte sie angegriffen. Nach einem kurzen Kampf waren wir gekommen.
„Habt ihr denn inzwischen rausgefunden, wer ihr Vater ist?“ Ich sah Ana nur durch einen Schleier. Ich war so in Gedanken, dass ich vergaß, dass sie genau neben mir stand. Sie hatte wohl aber auch daran gedacht, denn sie hatte Tränen in den Augen. Sie wiederholte ihre Frage als ich keine Antwort gab. Sie versuchte, das Thema zu wechseln und ich wollte es auch.
„Nein und ehrlich gesagt haben wir es auch aufgegeben, nach ihm zu suchen. Sie hat nicht mehr darüber geredet oder Fragen gestellt.“ Wir beide traten vom Fenster weg. Ich sah die Träne in Anas Augen. Es war schlimm, sie so zu sehen, doch was hätte ich machen sollen? Ich konnte meine Schwester nicht immer verstecken wenn Ana zu Besuch kam.
Den Vorschlag, dass Ana doch bei uns einziehen sollte, hatte ich nicht geäußert. Auch wenn ich sicher war, dass es ihr gut getan hätte, wenn sie nicht immer so alleine gewesen wäre. Außerdem wollte ich uns alle so nah wie möglich zusammen haben. Seit wir Engel waren hatten wir eine unglaubliche Bindung zu einander. Wir fühlten, was die anderen fühlten und hörten, was sie dachten. „Schau mich bitte nicht so an, Youna. Irgendwann finde ich ihn. Ich bin schon auf etwas gestoßen.“
„Wo?“ fragte ich neugierig. Wenn sie solche Neuigkeiten hatte, sollte sie diese sofort mit uns teilen. Immerhin war er auch unser Freund gewesen. „Bevor wir das Haus von George niedergebrannt haben, habe ich mal kurz geschaut, ob sie vielleicht ein Buch darüber hatten. Ich habe eins gefunden, das vielversprechend klang. Es geht darum, in die Welt einzudringen und dort ein Opfer zu bringen. So wie es dort steht, kommen die meisten nicht mehr raus. Doch das Rauskommen ist gar nicht das Schwerste.
Das Reinkommen ist viel schwieriger. In dem Buch steht nicht konkret, wie oder wo es geht. Zudem gibt es so viele Orte, an denen er sein könnte. Ich meine, stell dir mal vor. Diese Unterwelt wird in dem Buch dargestellt wie eine Welt unter der Welt. Klar“, sie klatsche sich selbst auf die Stirn. „Klar ist es eine Welt unter unserer Welt. Das sagt ja schon der Name. Aber ich meine so eine richtige Welt. Sie soll angeblich genauso groß sein wie die Menschenwelt. Wenn du einmal drinnen bist, kann es Monate dauern, bis du die Person findest, nach der du suchst.“ Ihre Augen funkelten, als sie mir das sagte. „Ich werde jeden Stein umdrehen, wenn es sein muss. Jeden der sich mir in den Weg stellt, werde ich vernichten.“ Sie hatte Kampfgeist und das war gut. Aber ich fragte mich immer noch, wie sie das alles schaffen wollte und außerdem machte ich mir genau wegen diesem Kampfgeist auch Sorgen um sie. „Wie kann man so wahnsinnig sein und da alleine reingehen?“ Sie war älter als ich und deshalb hätte ich sie nicht tadeln sollen, aber sie verhielt sich verantwortungslos. „Es hätte ein Dämon da sein können.“ „Du kannst dir nicht vorstellen, wie gruselig es da unten war.“ Ich konnte es. Als ich das erste Mal die
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