Symbiose (Schicksal)
Nachdem sie aus Fabiennes Klassenzimmer kam wollte Lucia wissen, was Logan von mir alleine wollte.
„Er ist ziemlich unhöflich“, stellte sie fest. „Aber bevor ich mich darüber aufrege, erzähl mir lieber, was er von dir wollte.“
„Ehrlich gesagt haben wir nicht viel Zeit zum Sprechen gehabt.“ Dabei lachte ich und Lucia verstand sofort, auf was ich anspielte.
„Also habt ihr euch wieder geküsst? Oh mein Gott, das ist so süß. Ich muss dir sagen, ich bin ein klein bisschen eifersüchtig. Ich will auch mal wieder verliebt sein.“ Dabei sah sie mich verträumt an. Und es stimmte. Gab es auf der Welt ein schöneres Gefühl als verliebt zu sein? Wenn ja, ich kannte es nicht und ich genoss meines darum umso mehr.
„Wenn ihr nichts ausgemacht habt, wie wollt ihr euch dann treffen?“ Lucia hatte wohl vergessen, dass wir in der gleichen Klasse waren und uns eh gleich wieder sehen würden. Doch es schien ihr wieder einzufallen, denn sie knallte sich selbst ihre Hand gegen die Stirn. „Ich bin so doof, ihr habt ja jetzt genug Zeit, darüber zu reden.“ Als sie das sagte fiel mir Fabienne wieder ein. Ich konnte sie kaum alleine lassen. Und ich wollte nicht, dass Lucia auf sie aufpassen musste. Nicht, wenn das Jugendamt bald vor der Tür stand.
„Was ist Youna? Du schaust plötzlich so ernst.“
„Ich kann sie doch wohl schlecht alleine lassen und mitnehmen möchte ich sie auch nicht.“ Das war das erste Mal seit Langem, dass mir wieder klar wurde, in welch dumme Situation ich war.
„Wen kannst du nicht alleine lassen? Sorry, aber ich kapier es nicht.“
„Fabienne, wo soll ich sie denn lassen?“
„Alles klar.“ Lucia schob die Unterlippe beleidigt nach vorne und ging ein Stück voraus. Ich musste laufen um wieder mit ihr Schritt halten zu können.
„Was kapierst du nicht?“ Ich musste sie am Arm halten, sodass sie nicht gleich wieder verschwand.
„Habe ich dir jemals den Eindruck vermittelt, dass man mir nicht vertrauen könnte?“ Sie schüttelte meine Hand weg und runzelte ihre Stirn.
„Nein, wieso?“ und als ich diese Frage stellte war es mir klar. Es sah für Lucia so aus, als würde ich ihr nicht vertrauen.
„Ich glaube, du hast das in den falschen Hals bekommen“, versuchte ich mich zu erklären.
„Ich denke nicht, dass ich es in den falschen Hals bekommen habe.“ Dabei hob sie die Finger um ein Gänsefüßchen anzudeuten, als sie falschen Hals extra lang zog.
„Du traust mir nicht. Du glaubst, ich kann nicht alleine auf sie aufpassen und das ärgert mich, Youna.“
„Jetzt lass mich halt mal erklären“, unterbrach ich sie.
„Erstens vertraue ich dir. Zweitens will ich nur nicht, dass wir dir noch mehr zur Last fallen. Wo soll das Ganze enden, Lucia? Du bist schon Tag und Nacht bei uns. Ich weiß, dass du es gerne tust. Aber dir nun auch noch meine Schwester aufs Auge zu drücken, damit ich ein Date haben kann? Das wäre einfach zu viel verlangt. Und drittens, und das ist wohl der wichtigste Punkt, kommt das Jugendamt doch bald vorbei. Ich weiß nicht wann. Und ich will da sein, wenn es so weit ist. Ich hoffe, du verstehst nun, warum ich mich gerade so erschrocken habe.“
Weiterhin sah sie mich ernst an, doch das Stirnrunzeln wurde weniger. „Also das mit dem Jugendamt kann ich ja noch verstehen.“ Ihre Stimmlage wurde sanfter, sodass ich schon gehofft hatte, sie habe mich verstanden. Doch dann wurde sie wieder lauter. „Aber bei dem Rest muss ich mich wirklich fragen, wie blöd du manchmal bist. Nein, ich korrigiere mich. Du bist sogar noch blöder als ich dich eingeschätzt habe.“
„Hä?“ Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Warum beleidigte sie mich? Ich habe ihr drei gute Gründe genannt.
„Ich liebe sie und ich liebe dich. Für mich gibt es kein; „das ist deine Verantwortung und das ist meine.“ Für mich sind wir beide ihre Schwestern und mal muss ich alleine auf sie aufpassen und mal eben du.“
„Ich will nur nicht, dass…“
„Ja ja ich weiß, was du nicht willst. Aber das ist nicht der Fall. Ich will das machen und ich glaube, du hast einfach nur Schiss vor deinem ersten richtigen Date.“ unterbrach sie mich.
Ich verdrehte die Augen. „So ein Blödsinn. Wieso sollte ich Angst haben?“
„Du weißt genau, wieso. Du könntest verletzt werden und das willst du nicht. Weißt du was, Youna? Das gehört zum Leben dazu. Leb damit.“ Ich stand mit offenem Mund da. Ich wollte was dagegen sagen, aber bekam gar nicht erst die Chance
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