Symphonie der Herzen
ihre Frauen haben wollen und -«
»Nicht alle Ehemänner wollen das«, unterbrach James sie sanft. »Und ich gehe davon aus, dass auch Euer Vater eher wenig Kontrolle über Eure Mutter hat.«
Louisa lachte. »Manchmal versucht er, ihr etwas vorzuschreiben. Ja, ab und zu kommt das vor. Aber meist scheitert er damit kläglich. Sie hat eben einen richtigen Dickkopf.«
»Ihr könnt Euch sehr glücklich schätzen, Lady Louisa. Denn Eure Eltern lieben sich. Was meiner Meinung nach ohnehin das Geheimnis einer glücklichen Ehe ist -«
»Und trotzdem reizt mich die Ehe nicht«, fuhr Louisa ihm rasch dazwischen. Sie wollte dieses Thema lieber nicht weiter vertiefen, ahnte sie doch bereits, worauf er hinauswollte.
»Ich weiß, ich weiß«, seufzte James leicht enerviert. »Ihr wollt lieber als Tänzerin auf der Bühne stehen, statt als Ehefrau und Mutter zu enden.«
»Oh ja! Und ob ich das will. Tausendmal lieber als zu heiraten. Aber wie es scheint, ist mir dieser Weg ja leider versperrt«, raunte sie missmutig. Mürrisch schaute sie aus dem Fenster. »Wo wohnt Ihr eigentlich, wenn Ihr in London seid? Immer noch in der South Audley Street?«
»Im Leben nicht! Da kriegen mich keine zehn Pferde mehr hin. Ich habe jetzt mein eigenes Stadthaus in der Half-Moon Street.«
Wenig später hielt die Droschke auch schon am Belgrave Square an, und James öffnete die Tür. Behände sprang er auf den Bürgersteig und half Louisa beim Aussteigen, ehe er mit verschwörerischem Unterton raunte: »Ich vermute mal, Ihr wollt Euch nächsten Mittwoch bestimmt abermals die Nachmittagsvorstellung ansehen? Wie wäre es also, wenn ich Euch einfach begleite?«
»Wie kommt es bloß, dass Ihr mit solcher Leichtigkeit meine Gedanken lesen könnt?«
Mit liebevollem Grinsen schaute er sie an. »Irische Intuition, meine Liebe.«
Louisa hingegen zögerte noch, sein Angebot anzunehmen. Andererseits, wenn sie mit ihm ginge, dann bräuchte sie sich nicht wieder eine Ausrede auszudenken. Gegen einen Nachmittag mit Abercorn hätten ihre Eltern sicherlich nichts einzuwenden. »Nun«, entschied sie sich nach längerem Nachdenken, »dann nehme ich Euer freundliches Angebot an. Ihr dürft mich nächsten Mittwochnachmittag hier abholen.«
Louisa war schon seit einer guten Stunde wieder zu Hause und beschäftigte sich mit einigen kleineren Aufräumarbeiten, als ihr plötzlich einfiel, dass James sie ja schon einmal in die Falle gelockt hatte. Und zwar damals, bei der Kinder-Party in Carlton House. Er hatte mir diese winzige Marzipanmaus angeboten, erinnerte sie sich, eine Süßigkeit, der ich einfach nicht widerstehen konnte. Und heute hat er mich schon wieder mit etwas gelockt, bei dem von vornherein klar war, dass ich nicht Nein sagen kann. Abercorn!, fluchte sie im Geiste. Ihr seid ein durchtriebener Teufel!
Während des Abendessens wandte John Russell sich irgendwann mit verschmitztem Grinsen an seine Tochter: »Louisa, sag einmal. War das nicht James Hamilton, der dich vorhin nach Hause gebracht hat?«
Lu errötete. Verdammt! Er muss uns wohl von der Bibliothek aus beobachtet haben. »Ja, Vater. Das war er.« Mit unbeweglicher Miene hielt sie den Atem an und hoffte, dass er nun nicht auch noch fragen würde, wo sie denn eigentlich gewesen war.
»Aber warum hast du ihn dann nicht hereingebeten? Lu, das war wirklich sehr unhöflich von dir.«
In diesem Moment schaltete Georgy sich in das Gespräch mit ein. »Lu, du hattest doch gesagt, du hättest keine Verabredung!«
»Hatte ich ja auch nicht.« Entnervt verdrehte Louisa die Augen. »Wir sind uns durch Zufall begegnet.«
»Gut gemacht, Liebes.« Georgina warf ihrer Tochter einen anerkennenden Blick zu. »Und? Hast du vielleicht noch weitere zufällige Treffern mit ihm arrangiert? Willst du James Hamilton Wiedersehen?«
»Nein!« Louisa war außer sich. Was dachte Georgina bloß von ihr. »Ich hatte von Anfang an nichts >arrangiert<. Aber es stimmt schon. Wir sehen uns wieder. Und zwar begleitet er mich nächsten Mittwoch zur Nachmittagsvorstellung im Covent Garden.«
»Aber das ist ja wunderbar. Es ist schließlich nicht so leicht, einen Marquis dazu zu bringen, einem seine Aufwartung zu machen. Ich gratuliere! Hatte ich eigentlich erwähnt, dass der Marquis von Lansdowne kurz nach eurem Debütantinnenball vorbeigekommen war, um zu fragen, ob auch sein Sohn dich offiziell umwerben darf? Du weißt schon, ich meine den jungen Lord Kerry.«
Louisa blickte einmal flüchtig zu ihrer Schwester
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