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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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aufkommen, und was die Damen sonst noch so haben.«
    Louisas Herz schien sich regelrecht zusammenzukrampfen. Dann ist diese Kitty also seine Geliebte! Verzweifelt versuchte sie sich einzureden, dass wohl alle jungen Männer eine Geliebte hatten. Und selbst wenn - das ist mir doch schnuppe!, schimpfte sie im Geiste. Von mir aus kann Abercorn sogar ein ganzes Dutzend davon haben.
    Mit einem Mal dämmerte ihr, dass James dann wohl auch nicht ihr ins Theater gefolgt war, sondern er war dort erschienen, um diese Kitty zu sehen. Am liebsten wäre Louisa vor lauter Scham an Ort und Stelle im Boden versunken. Abrupt wandte sie sich zu Hamilton um. »Ich danke Euch, dass Ihr mir diesen Blick hinter die Kulissen ermöglicht habt. Das war sehr nett von Euch. Aber nun will ich Euch nicht länger aufhalten. Guten Abend, Abercorn. Auf Wiedersehen, Kitty.« Damit wandte sie sich von den beiden ab und marschierte geradewegs wieder aus der Garderobe hinaus. Es dauerte eine gute Minute, bis sie bemerkte, dass James ihr folgte. »Ich bitte Euch, bleibt doch!«, fauchte sie ihn an. »Ich will Eure Abendplanung schließlich nicht durcheinanderbringen.«
    »Kitty und ich haben nichts miteinander geplant«, erwiderte er ruhig und schaute sie unverwandt an.
    »Kitty! Was für ein passender Name«, spottete Lu in betont nonchalantem Tonfall. »Aber das war ja klar. Wie sollte ein irisches Chormädchen auch anders heißen?«
    Erst jetzt begriff James, dass Louisa eifersüchtig war, und sein Herz begann regelrecht zu rasen vor lauter Freude. »Ich habe heute Abend nur noch ein Ziel«, beruhigte er sie. »Und zwar möchte ich gerne sichergehen, dass Ihr heil wieder am Belgrave Square angelangt.«
    »Das ist nicht nötig, bemüht Euch nicht.« Wütend reckte Louisa das Kinn vor. »Ich bin ja schließlich kein Kind mehr.«
    »Ich habe ja auch gar nicht behauptet, dass Ihr noch ein Kind wärt, Lady Lu. Für mich seid Ihr sogar eine höchst begehrenswerte junge Frau. Und genau darum lasse ich auch nicht zu, dass Ihr nun allein durch die Straßen Londons wandert.«
    »Von >wandern< ist ja auch gar keine Rede gewesen. Ich wollte vielmehr eine Droschke nehmen.«
    »Wie? Ihr wolltet von vornherein mit mir ganz allein in einer Kutsche fahren?«
    »Ich bitte Euch, stellt Euch nicht dümmer als Ihr seid!«, murmelte Lu und versuchte, nun nicht laut loszulachen; was ihr jedoch, nachdem es um ihren Mund bereits verräterisch zuckte, schließlich gründlich misslang. »Ihr seid einfach unmöglich, Abercorn!«, schimpfte sie empört. »Warum müsst Ihr mich auch ständig ärgern?«
    »Weil ich es einfach liebe, die Regungen auf Eurem Gesicht zu beobachten. Wenn Ihr wütend seid, dann glitzern Eure grünen Augen wie Smaragde. Und Eure Nasenlöcher weiten sich ein klitzekleines bisschen, und Ihr kräuselt die Oberlippe, ganz so, als ob Ihr mich jeden Moment beißen wolltet. Ihr habt eine solch wilde Schönheit«, flüsterte er, »dass ich Euch kaum noch widerstehen kann.«
    »Ihr seid ja verrückt!« Louisa tat so, als ob sie entrüstet sei, insgeheim aber fühlte sie sich durchaus geschmeichelt. Sie beobachtete, wie er eine Kutsche heranwinkte, und überlegte bereits voller Aufregung, ob sie ihm wohl trauen könnte. Würde er sich beherrschen und respektvollen Abstand wahren, oder würde er die Kutschfahrt nutzen, um ... Als er sich dann aber sittsamerweise ihr gegenüber niederließ, statt gleich neben ihr Platz zu nehmen, war sie doch ein wenig enttäuscht.
    Schweigen breitete sich aus, während James scheinbar unbeteiligt aus dem Fenster schaute. Als sie an einer der alten Kirchen vorbeikamen, erinnerte er sich plötzlich wieder an ein Erlebnis aus seiner Kindheit und begann zu erzählen: »Mein Stiefvater, Aberdeen, besitzt ein Haus in der South Audley Street. Als ich noch klein war, sind wir von dort aus jeden Sonntag in die Drury Lane zur Kirche marschiert. Und wieder zurück, natürlich. Aberdeen ist strenger Presbyterianer. Sonntags eine Kutsche zu nehmen war für ihn einfach undenkbar.«
    »Von der South Audley Street in die Drury Lane und wieder zurück? Aber das sind ja mehrere Kilometer.«
    »Mir und Claud hat das nie viel ausgemacht. Aber für meine Mutter war es sehr anstrengend, zumindest phasenweise.«
    Damit meint er wohl jene Phasen, wenn seine Mutter schwanger war. Louisa war entrüstet. »Dieser Aberdeen scheint ein echtes Monster zu sein! Und das alles im Namen der Kirche. Wie kommt es bloß, dass Ehemänner immer die totale Macht über

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