Symphonie der Herzen
Winterton zu werden.
Louisa lächelte versonnen. Und ich wiederum hätte die vierte Gräfin von Winterton sein können. Earl Winterton hatte sich ja geradezu nach mir verzehrt - und wer weiß? Vielleicht hätte ich seinen Antrag ja sogar angenommen, wenn er nicht so ein verdammter Kricket-Fanatiker gewesen wäre. »Georgy, Liebes«, wandte sie sich ihrer Tochter zu. »Gibt es irgendetwas Wichtiges?«
»Ja, Mutter. Die Leute von der Presse bitten um Erlaubnis, ein Paar Fotos für die Zeitung machen zu dürfen.«
Louisa lächelte verschmitzt. »Und eitel wie ich bin, kann ich da leider nicht Nein sagen. Los, trommle alle zusammen und sag ih
nen, dass sie jetzt fotografiert werden. Aber achte darauf, dass meine Söhne und Töchter alle vorn stehen. Dahinter möchte ich meine Enkel haben und dann meine Urenkel. Und bitte sorge auch dafür, dass wirklich alle auf dem Bild sind.«
Mit müdem Blick schaute Louisa ihrer Tochter nach, während ihr Herz sich für einen kurzen Moment schmerzhaft zusammenzog. Sie ist meiner Schwester wie aus dem Gesicht geschnitten, überlegte sie. Und auch die Nacht, in der Georgy ihre Fehlgeburt erlitt, ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Es ist, als ob es erst gestern gewesen wäre.
Denn jene Nacht damals veränderte mein Leben. Und mein Schicksal nahm eine Wendung, mit der ich nie gerechnet hätte ...
18
Henry, Beth! Fröhliche Weihnachten, und auf dass noch viele weitere schöne Weihnachten für Euch folgen mögen!« Herzlich begrüßte die Herzogin von Bedford ihre beiden engsten Freunde. »Aber wo ist denn Teddy? Sagt jetzt bitte nicht, dass er nicht mitgekommen ist?«
Mit entschuldigendem Lächeln schaute Beth einmal rasch zu Georgy und Louisa hinüber. »Er ist schon vor ein paar Wochen nach Horsham in West Sussex gereist. Teddy sagte, er fühle sich dazu verpflichtet, seinem Wahlkreis während der Parlamentspause einen persönlichen Besuch abzustatten.«
»Das ist aber sehr anständig von ihm«, lobte Louisa mit zuckersüßem Lächeln.
»Ja«, stimmte Lord Holland ihr zu, »auch wir müssen zugeben, dass wir sehr zufrieden damit sind, wie Teddy sich entwickelt hat. Er ist mit einem Mal so ein verantwortungsvoller junger Mann geworden.«
»Onkel Holly«, grinste Louisa, »du schaffst es immer wieder, mich zum Lachen zu bringen.« Sie blickte kurz zu Georgy hinüber und schenkte ihr ein beruhigendes Lächeln.
»Und trotzdem ist es schade.« Nachdenklich schaute Georgina Holly und Beth an. »Denn auch Edward und Charles und George Grey werden diesmal nicht dabei sein - die drei hat es in die Ferne gezogen, um unserem Land zu dienen. Was ja auch sehr ehrenwert ist, nur leider fürchte ich, werden wir dadurch bei unserem diesjährigen Weihnachtsfest einen akuten Mangel an Junggesellen haben. Hoffentlich kommen wenigstens James Hamilton und sein
Bruder Claud. Ich denke, ich habe in meiner Einladung keinen Zweifel daran gelassen, dass ich mich über ihr Erscheinen sehr freuen würde. Aber ich fürchte, auch die sind wahrscheinlich schon nach Irland abgereist.« Sie schaute Louisa an, die prompt errötete.
Mutter ist ja richtig verärgert darüber, dass Abercorn ihre Einladung nicht angenommen hat, überlegte Lu verblüfft. Ich dagegen finde es herrlich! Denn wenn der jetzt auch hier wäre, würden Mutter und Vater ihn garantiert dazu ermuntern, mir einen Antrag zu machen. Und das muss ja nun nicht sein. »Aber dafür ist doch Johnny da«, erwiderte sie betont munter. »Und Jack hat sich bereits angeboten, dieses Jahr die Rolle des Spielemeisters zu übernehmen.« Dankbar lächelte Lu ihren Bruder an. »Ich bin mir sicher, dass er schon dafür sorgen wird, dass wir alle unseren Spaß | haben.«
»Darauf dürft ihr wetten!«, bestätigte Jack. »Und überhaupt: Wie wäre es, wenn ich für heute Nachmittag rasch noch eine kleine Jagd organisiere? Es liegt ja zum Glück noch kein Schnee, und so, wie ich unsere Damen kenne, würden auch die zu einem scharfen Galopp vor dem Abendessen nicht Nein sagen, oder?«
»Was für eine herrliche Idee, Jack«, schaltete die Herzogin sich ein, »aber bitte plane die Jagd ohne die Damen. Du weißt doch, dass Georgy noch immer nicht so ganz genesen ist.« Sorgenvoll blickte die Herzogin zu Louisa hinüber. »Deine Schwestern werden sich stattdessen mit Johnny zusammensetzen und gemeinsam ein kleines Stück zu Papier bringen, das sie dann hoffentlich an Weihnachten aufführen werden.«
Mit ernster Miene nahm Beth neben Georgy Platz. »Wie geht
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