Symphonie der Herzen
es dir denn eigentlich, meine Liebe? Du hast dich wohl noch immer nicht so ganz erholt?«
»Nun ja, manchmal fühle ich mich noch ein wenig erschöpft.«
»Das glaube ich dir gern.« Mit mitfühlendem Lächeln schaute |
Beth sie an. »Du bist auch deutlich dünner als vor deiner Abreise nach Schottland. Wir hatten uns schon ernsthaft Sorgen um dich
gemacht.«
Eine knappe Stunde später kamen auch die Greys an, und abermals klagte Georgina über die wenigen Junggesellen, während Georgy von ihrer überstandenen Krankheit berichten musste.
Dafür nahm Jack an diesem Nachmittag sogar seine jüngeren Brüder Henry und Cosmo mit auf die Jagd, und auch Alex durfte mit, wenngleich man ihm vorsichtshalber untersagt hatte, eine Waffe zu tragen.
Die Damen wiederum versammelten sich derweil im Blauen Salon, wo man sich an Weihnachtsgebäck, Champagner und einigen köstlichen kleinen Klatschgeschichten gütlich tat.
Kichernd unterhielt die Frau des Premierministers ihre Freundinnen mit ein paar deftigen Intimitäten über König Williams illegitime Erben: »Königin Adelaide ist sehr gütig zu ihnen und toleriert sie, so gut sie irgend kann. Die Herzogin von Kent hingegen, Prinzessin Victorias Mutter, verabscheut Williams Bastarde geradezu, und John Conroy hat den König sogar aufgefordert, die Illegitimen am besten ganz vom Hofe zu verbannen - um nicht die Moral der jungen Victoria zu gefährden. Das ist doch nicht zu fassen, oder? Ich meine, ganz London weiß, dass Conroy der Liebhaber der Herzogin ist, und dennoch spielen die beiden sich nun als Moralapostel auf.«
»Und weil die Königin keine eigenen Kinder hat, genießt sie die Gesellschaft der jungen Victoria natürlich umso mehr«, fügte Georgina hinzu. »Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Herzogin ihrer Tochter auf einmal verbieten würde, noch länger Kontakt zu ihrer Tante zu haben. Das würde die arme Adelaide gewiss hart treffen.«
»Aber, Gott sei Dank, sitzen auf dem Thron ja nicht die Herzogin und ihr Liebhaber, sondern immer noch William und seine Königin«, erklärte Lady Holland. »Und darum sollten die auch regieren
dürfen, wie es ihnen passt, und nicht, wie diese dumme Herzogin es sich wünscht!«
»Und überhaupt tut die Herzogin doch bloß deshalb so hochwohlgeboren, weil bereits klar ist, dass Prinzessin Victoria eines Tages den Thron besteigen wird. Da meint sie wohl, sich schon jetzt besonders etepetete geben zu müssen, und würde wahrscheinlich sogar behaupten, dass ihre Fürze nach Rosen duften!«
Beth kicherte amüsiert. »Wenn die nächste Ballsaison beginnt, solltet Ihr unbedingt einen Maskenball geben und dazu sowohl die Herzogin als auch des Königs Bastarde einladen. Stellt Euch doch bloß einmal vor, was für ein Spaß das wäre, wenn um Mitternacht alle ihre Masken abnehmen und die Herzogin sich plötzlich ihren Erzfeinden gegenübersieht.«
Während die Damen noch lachten, warf Louisa einen verstohlenen Blick zu ihrer Schwester hinüber. Georgy sah müde aus, sodass Lu entschlossen ihr Glas abstellte und sich entschuldigte. »Besser, wir machen uns jetzt einmal auf die Suche nach Johnny, um unser Stück zu Ende zu schreiben. Und eine kleine Statistenrolle für Rachel wollten wir uns ja auch noch ausdenken. Komm, Georgy, lass uns gehen.«
Kaum dass sie den Salon verlassen hatten, drängte Louisa ihre Schwester aber, sich lieber für ein Weilchen in ihr Zimmer zurückzuziehen und sich hinzulegen, bis der Gong zum Essen ertönte.
Während des Abendessens wandte die allgemeine Unterhaltung sich wie gewohnt schon bald wieder den politischen Geschicken des Landes zu. Zumal sich für Lord John an diesem Abend die einmalige Chance bot, sich unbehelligt von den anderen Parlamentsmitgliedern mit dem Premierminister über das neue Gesetzesvorhaben zu beraten. Und auch sein Vater und Lord Holland klinkten sich interessiert in die Unterhaltung mit ein und befürworteten mit Nachdruck Johnnys ehrgeiziges Ziel.
»Aber wie Ihr wisst«, erklärte John betrübt, »ist dies ja nicht das
erste Mal, dass ich versuche, ein Gesetz zur Begrenzung des Wahlbetrugs durchzuboxen. Bislang jedenfalls hatte ich damit leider noch keinen Erfolg.«
»Und das ist auch nur logisch«, pflichtete Lord Holland ihm bei, »wenn man bedenkt, dass nicht wenige unserer Parlamentskollegen sicherlich die eine oder andere Auszählung haben fälschen lassen -Anwesende natürlich wie immer ausgenommen.«
»Und dennoch habe ich so ein Gefühl, als ob
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