Symphonie der Herzen
ich es diesmal schaffen könnte, das Gesetz durchzubringen.«
»Im Unterhaus werdet Ihr damit sicherlich auch keine Probleme haben«, antwortete der Premierminister. »Da gebe ich Euch durchaus Recht. Es sind diese verdammten Torys im Oberhaus, die das Ganze wieder zum Kippen bringen könnten.«
»Seht Euch vor«, warnte der Herzog von Bedford sowohl seinen Sohn als auch den Premierminister, »das Gesetzeswerk nicht zu früh im Oberhaus vorzustellen. Ihr dürft denen den Entwurf erst dann präsentieren, wenn Ihr Euch absolut sicher seid, dass die wehrten Herren zustimmen werden. Am besten, ich fahre im Januar einfach mit Euch nach London. Vielleicht kann ich ja ein paar der Abgeordneten dazu überreden, der Reform zuzustimmen. Und der liebe Henry wird mir da bestimmt helfend unter die Arme greifen. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass wir unseren Einfluss geltend machen, um eine dringend benötigte Reform auf den Weg zu bringen.«
Mit herzlichem Lächeln wandte die Herzogin sich an den Premierminister. »Der Freund Eures Sohnes, Charles Bennet, ist doch auch ein Tory, nicht wahr? Ich denke, wir dürfen davon ausgehen, dass Lord Ossulston Euch bestimmt seine Stimme geben wird. Wie konnte ich bloß so dumm sein, ihn nicht ebenfalls über Weihnachten zu uns einzuladen? Zumal er, als wir Euch damals in Howick besucht hatten, recht interessiert zu sein schien an unserer lieben Georgy ... Aber wie dem auch sei! Abercorn wird das Gesetzesvorhaben in jedem Fall unterstützen. Da bin ich mir ganz sicher.«
Mit vielsagendem Grinsen blickte Johnny zu Louisa hinüber. »Ich jedenfalls finde es sehr schade, dass James die Weihnachtsfeiertage lieber in Irland verbringt. Ich hatte mich schon auf seine Gesellschaft gefreut.«
Auch der Herzog von Bedford nickte. »Sobald er wieder im Lande ist, werde ich mich bei ihm melden. Ich denke, ich werde ihm sogar vorschlagen, dass wir uns die Ratssitzungen im Oberhaus gemeinsam anhören.«
Schweigend beendete Louisa ihr Dessert. Gütiger Gott!, seufzte sie im Stillen, sobald das Parlament wieder mit seinen Sitzungen beginnt, geht auch die Ballsaison wieder los und Georgy und ich müssen uns wieder auf dem Londoner Heiratsmarkt präsentieren. Sie schloss die Augen und betete: Bitte lass Georgy recht bald einen Antrag erhalten, und bitte lass mich noch einmal davonkommen. Ich will noch nicht heiraten.
Für Louisa verflogen die Weihnachtstage wie im Nu, was nicht zuletzt an Jack lag, der als diesjähriger Spielemeister dafür sorgte, dass die Tage bis zum Rand angefüllt waren mit allerlei Streichen und Vergnügungen. Der Höhepunkt der Weihnachtstage aber war natürlich der Morgen des fünfundzwanzigsten Dezember, als man seine Geschenke austauschte, gefolgt von der traditionellen Weihnachtsfeier für die Angestellten von Woburn Abbey, die ebenfalls jeder eine kleine Aufmerksamkeit überreicht bekamen. Zudem achtete Jack streng darauf, dass die Dienerschaft mindestens genauso viel Spaß hatte wie die Russells und deren honorige Freunde. Am Abend gab es dann noch einmal ein opulentes Festessen, und im Anschluss daran wurde gemeinsam gesungen.
Am Tag nach Weihnachten gaben die Söhne und Töchter von Georgina und John für ihre Eltern und deren Gäste ihre alljährliche kleine Aufführung zum Besten; dieses Mal hatten sie sich für das Stück The Old Bailey entschieden und als Kulisse einige alte Staffagen herbeigeschafft, die Edwin Landseer einst bemalt hatte. Lord John hatte die Hauptrolle - die Rolle des Richters - übernommen, während seine Brüder nach und nach vor sein Pult geführt wurden, um für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden.
Louisa wiederum hatte sich als Polizist verkleidet, komplett mitsamt Pickelhaube und Schnurrbart, und fuchtelte unablässig drohend mit ihrem Holzknüppel herum, während sie die Delinquenten hereinführte. Georgy schlug derweil unheilvoll klingende Akkorde auf dem Cembalo an.
Als Erstes wurden Henry und Cosmo dem Richter präsentiert. Man hatte sie wegen Trunkenheit und flegelhaften Verhaltens festgenommen, und die beiden waren, als sie vor den Richter geführt wurden, noch lange nicht nüchtern. Der Richter aber meinte, nichts Ungewöhnliches an ihnen bemerken zu können, und entließ sie sogleich wieder. »Die beiden haben nicht einen einzigen Tropfen zu sich genommen, das sieht man doch. Klage abgelehnt.«
Das Publikum nahm die Urteilssprechung mit lautem Applaus entgegen.
Als Nächster trat Alexander auf, der, mit einer
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