Symphonie der Herzen
du dich ja klugerweise für >das kleinere von zwei Übeln< entschieden hast, bist du nun zur Belohnung wenigstens die Marquise von Abercorn - bis dass der Tod uns scheidet.«
Überglücklich sank Louisa in seine ausgestreckten Arme und schmiegte ihr Gesicht an seine Schulter. »Ach, James, ich bin ja so froh, dass du nun endlich Bescheid weißt. Mir fällt wirklich ein Stein vom Herzen.« Ernst schaute sie ihn an. »Und sowieso hätte ich schon längst zustimmen sollen, dich zu heiraten. Im Grunde tut es mir von Herzen leid, dass ich nicht gleich deinen ersten Antrag angenommen habe - an dem Abend, als du mir zu meinem Auftritt im Covent Garden Theatre verholfen hast, meine ich.«
»Und ich wiederum hätte dich nicht so einfach von dannen ziehen lassen dürfen. Ich hätte dich bei mir behalten müssen, hätte dich zur Not sogar zu meiner Gefangenen machen müssen, bis du meinen Antrag endlich angenommen hättest.«
»Du irischer Teufel.« Lächelnd hob Louisa den Kopf und gab James einen sinnlichen Kuss. »Ich liebe es, wenn du so dominant auftrittst.«
»Das werde ich mir merken«, versprach James mit einem verschmitzten Grinsen.
Was habe ich doch für ein Riesenglück, seufzte Lu im Stillen. Er hat mir verziehen - weil er mich liebt!
»Toll, Tara, das hast du prima gemacht.« Lachend betrachtete Lu das kleine Rabenweibchen; es war zwischenzeitlich aus eigener Kraft auf die Fensterbank gehüpft. »Du bist ja ganz schön abenteuerlustig.« Sorgsam füllte Louisa Taras Napf mit frischem Wasser. »Dann wird es wohl Zeit, dass ich nach unten gehe, um dir frisches Futter zu holen, nicht wahr?«
Sie strebte auf die Tür zu, als sie plötzlich bemerkte, wie der kleine Rabe zu Boden sprang und ihr folgte. »Du willst mitkommen? Nun, dann komm!« Langsam ging Louisa weiter, bis sie an der Treppe angelangt war, wo Tara aber lediglich zwei Stufen hinabhüpfte und dann einfach sitzen blieb. »Soll ich dich etwa tragen?«, lachte Lu. Doch dann streckte sie auch schon die Hand aus und ließ den Raben draufklettern. Vorsichtig setzte sie das Tier auf ihrer Schulter ab und ging langsam eine Stufe nach der anderen hinunter; Louisa war geradezu berauscht vor lauter Freude darüber, dass das Rabenweibchen in ihr offenbar keine Feindin sah, sondern eher eine Freundin.
»Wie es scheint«, lachte James, der den beiden auf halbem Wege begegnete, »hast du wohl wieder jemanden in deinen Bann geschlagen, nicht wahr?«
Der kleine Rabe krächzte bestätigend. Louisa aber warnte: »Unterstehe dich, sie mir abspenstig machen zu wollen, du Weiberheld! Im Übrigen hat Tara gerade großen Hunger. Und ich glaube, ihr Flügel heilt auch recht gut. Vielleicht können wir sie ja morgen mit rausnehmen und ihr zeigen, wie man fliegt.«
»Lu, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie bereits fliegen kann. Sie braucht nur noch ein wenig Selbstvertrauen. Aber kümmere du dich ruhig erst einmal um das Futter für deinen Schützling. Danach gehen wir nämlich zu den Ställen, um nach dem Fohlen zu sehen. Und im Anschluss möchte ich dich bitten, zu mir in die Bibliothek zu kommen. Ich möchte ein paar Räume in diesem Haus neu gestalten und hätte gerne deine Meinung dazu gehört.«
»Du willst meine Meinung hören? Das glaube ich nicht. Du versuchst doch bloß, meinem Selbstvertrauen ein wenig auf die Sprünge zu helfen.«
James aber schüttelte den Kopf. »Oh, nein. Ganz gewiss nicht.
Denn wenn du noch selbstbewusster wirst, dann hast in null Komma nichts du hier die Hosen an.«
Louisa schnitt noch etwas Wildbret für den Raben und sah entzückt zu, wie ihr Zögling gierig einige Happen davon verspeiste. Anschließend trug sie das Rabenweibchen zurück in ihr Boudoir, wo es in Sicherheit sein würde.
Wenig später gingen James und Lu auch schon hinüber in die Ställe, wo sie zusahen, wie Jasmine ihr Fohlen säugte. »Kann es sein, dass Sultan schon ein klein wenig gewachsen ist?«
»Nein. Er wirkt nur deshalb etwas kräftiger, weil über Nacht sein Fell getrocknet ist und sich die Härchen aufgestellt haben. Morgen lassen wir die beiden raus auf die Weide. Du darfst dich schon jetzt darauf freuen, ihm zuzuschauen, wie er das erste Mal galoppiert.«
Voller Vorfreude atmete Lu tief ein. »Ach, James. Ich finde alles an Irland einfach so wunderbar.«
Blitzschnell schlang er den Arm um sie und neigte den Kopf, um ihren Mund zu erobern. Dabei streichelte er zärtlich ihre runden Pobacken. »Gib es doch zu«, neckte er sie. »Mehr noch als das
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