Symphonie der Herzen
wieder hereinrufen. Sie soll mir helfen, mein Haar aufzustecken. Aber ich denke, das machen wir sowieso besser in meinem Boudoir, damit du dich in Ruhe umziehen kannst.«
»Das sind der Graf und die Gräfin von Belmore«, murmelte James, als er und Louisa mit strahlendem Lächeln in der kleinen Rotunde Posten bezogen, um ihre Gäste zu empfangen. »Erwähne bitte nicht, dass Claud nächsten Monat nach Irland zurückkehrt, um für den Parlamentssitz der Grafschaft Tyrone zu kandidieren.«
»Aber warum denn nicht?«, flüsterte Louisa gespannt.
»Weil der Graf der gegenwärtige Abgeordnete für Tyrone ist.«
Rasch hob Lu ihren Fächer vors Gesicht, um ihr Grinsen zu verbergen. »Du bist ein echter Teufel.« Doch ihren Gästen gegenüber ließ sie sich natürlich nichts anmerken, sondern begrüßte Amar Lowry und seine aus Kent stammende Ehefrau sogar mit Namen: »Sir Lowry, Lady Emily.« Lu war stolz darauf, sich so gewissenhaft auf den Abend vorbereitet zu haben.
Das nächste Paar, das vor Barons Court vorfuhr, waren der Marquis und die Marquise von Londonderry. Wie sich herausstellte, war Charles Vane Stuart ein echter Charmeur. Und auch seine Ehefrau Frances, die etwa zehn Jahre älter war als Lu, war eine auffallende Erscheinung, deren Schönheit einem nahezu den Atem verschlug.
Es folgten George Chichester und seine Frau Anna, die wiederum den Titel des Marquis und der Marquise von Donegal bekleideten.
Das vierte blaublütige Paar waren der Graf und die Gräfin von Caledon. Und auch bei diesen beiden wusste Lu sofort, um wen es sich handelte: Der Graf war nämlich kein Geringerer als Alexander Du Pre, der gegenwärtige Vizekönig.
»Wir alle sind hocherfreut, dass Barons Court endlich wieder eine Hausherrin hat«, intonierte Lady Catherine. »Ihr müsst uns unbedingt einmal auf Caledon House besuchen kommen.«
»Vielen Dank, dass Ihr mich so herzlich willkommen heißt«, entgegnete Louisa. »James und ich werden Eure Einladung liebend gerne annehmen.«
»Lady Abercorn, auch mir ist es ein echtes Vergnügen und eine Ehre, die Tochter des Herzogs von Bedford kennenzulernen. Euer Vater war der wahrscheinlich beliebteste Vizekönig, den Irland jemals gehabt hat.« Der Graf von Caledon zwinkerte ihr einmal verschwörerisch zu. »Es gab ja bereits Gerüchte, dass James Euch nur wegen des politischen Einflusses Eures Vaters geheiratet habe. Nun aber, da ich Euch endlich einmal selber sehe, glaube ich eher, es ist Eure Schönheit, die ihn in ihren Bann geschlagen hat.«
Lu lächelte liebreizend. »Und ich wiederum hatte bereits befürchtet, dass James wohl eher wegen meines Bruders Johnny um meine Hand angehalten hatte. Denn eines Tages, da bin ich mir ziemlich sicher, wird Lord John Russell der nächste Premierminister von England sein.«
Bewundernd schaute Lady Catherine Lu an, während Lady Frances laut erklärte: »Ich bin ehrlich beeindruckt, meine Liebe. Eure Schönheit wird nur noch von Eurem Intellekt übertroffen.«
Unterdessen behandelte Louisa den Oberbürgermeister Fitzgerald mit mindestens ebenso viel Ehrerbietung wie ihre adligen Gäste; vielleicht sogar noch mit einer Spur mehr Charme, wusste sie doch, dass man die wortführenden Stadtverordneten immer besonders gut behandeln sollte.
Und auch während des Abendessens war es für Louisa ein Leichtes, die Konversation in Gang zu halten, schließlich war sie sowohl in der englischen als auch in der irischen Politik wohlbewandert. Vor allem aber unterhielt sie sich mit den anwesenden Herren über deren Pferde und den Rennsport im Allgemeinen, wohingegen sie mit den Damen mehr über Mode sprach. Und sogar die Flachsspinnerei brachte sie bei passender Gelegenheit ins Spiel: »Unsere Spinnerei spinnt ungeheuer feines Garn, ja, ich möchte sogar behaupten, dass es nirgendwo so feines Leinen oder so feinen Kambrik gibt wie hier in Nordirland. In Kürze werde ich ein paar Ballen davon zu meiner Mutter und meinen Schwestern nach Woburn Abbey schicken.«
Doch auch die neueste Kosmetik und Kräutercremes wurden unter den Damen eifrig diskutiert, denn wie alle Frauen machten auch die an diesem Abend geladenen sich Gedanken über eine vorzeitige Hautalterung. Als das Gespräch jedoch auf die Kinder der Damen kam, verstummte Louisa und lauschte stattdessen aufmerksam den unterhaltsamen Schilderungen ihrer Gäste. Erst als man ihr schließlich nahelegte, James ebenfalls mit einem kleinen Erben zu beglücken, wechselte sie mit charmantem Lächeln das
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