Symphonie der Herzen
Thema.
Glücklicherweise konnte Louisa mit so mancherlei Anekdoten über die prominenten Untertanen des Landes aufwarten, und sogar die neugierigen Fragen der Damen über den König und die Königin sowie die junge Thronerbin wusste sie mit ebenso viel Takt wie Esprit zu beantworten.
Unterhielt Louisa sich dagegen mit einem der geladenen Herren, so sprach sie eher wenig und schenkte dem Betreffenden stattdessen ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit, was für die meisten der Herren nämlich noch sehr viel verführerischer war als etwaige offenkundige Flirtversuche. Zumal Louisa schon in jungen Jahren von ihrer Mutter gelernt hatte, dass das Lieblingsthema der meisten Männer ohnehin sie selbst waren.
Während des gesamten Abendessens war im Hintergrund leise
Musik zu hören, doch da die Musiker im Nebenzimmer saßen, blieb die allgemeine Konversation durch ihr Spiel unbehelligt. Nach dem Essen geleitete Lu ihre Gäste dann für ein paar Drinks und einige swatemates in die große Halle.
Als es schließlich spät geworden war, bot Lu all jenen an, die weiter entfernt als im Nachbarort Omagh wohnten, die Nacht auf Barons Court zu verbringen, und fast alle nahmen die Einladung dankend an; ihre Gäste aus der näheren Umgebung hingegen verabschiedeten sich kurz darauf und erklärten, dass es für sie nun wohl an der Zeit wäre, sich auf den Heimweg zu machen.
Erst gegen ein Uhr morgens konnten Lu und James sich schließlich in ihr Schlafzimmer zurückziehen.
»Unsere erste offizielle Dinnerparty war ein voller Erfolg«, lobte James sie. »Und das alles verdanke ich allein dir. Ich denke, ich habe wohl die richtige Wahl getroffen, als ich die Tochter des Herzogs und der Herzogin von Bedford geheiratet habe.«
»Meinst du das jetzt auf deine politischen Ambitionen bezogen? Oder wolltest du mir damit sagen, dass Barons Court noch nie eine so gute Gastgeberin wie mich gesehen hat?«
»Beides, natürlich. Obgleich da auch noch ein gewisser eher intimer Grund eine tragende Rolle spielt. Während der vergangenen beiden Stunden konnte ich nämlich an nichts anderes mehr denken, als daran, dir endlich dein rotes Korsett auszuziehen.«
»Nun, sagt man nicht, dass die Vorfreude den Genuss im Allgemeinen noch verstärkt?« Mit vielsagendem Lächeln erlaubte Lu ihm, ihr aus dem karmesinroten Taftkleid herauszuhelfen, um dieses sogleich vorsichtig zurück in den riesigen Kleiderschrank zu hängen. »In dem Fall darfst du dich jetzt nämlich freuen und deine Vorfreude noch ein wenig länger auskosten, da ich mich jetzt erst einmal um unseren jungen Raben kümmern werde.«
Begehrlich glitt James’ Blick über das provokante Korsett seiner jungen Ehefrau und deren leicht emporgedrückte Brüste.
»Ich warne dich: Reiz mich nicht!«
Louisa lächelte und schmunzelte im Stillen: Doch, genau das hatte ich damit beabsichtigt.
Am nächsten Tag, nachdem ihre Gäste sich verabschiedet hatten, unternahm Louisa mit ihrem kleinen Rabenweibchen abermals einen Ausflug in den Park. »Sie hat die letzte Nacht auf dem Sims über der Gardinenstange verbracht«, erzählte Lu James stolz. »Das heißt, sie muss da selbst hochgeflogen sein. Vielleicht ist sie ja jetzt so weit, richtig zu fliegen.«
Neugierig Ausschau haltend, hockte Tara auf dem Knauf von Louisas Sattel, als sie sich wenig später auf den Weg in den Park machten. Unter einem der riesigen Bäume hielt Louisa an und wollte Tara gerade auf einen der Äste setzen, als James ihr erklärte: »Setze sie so hin, dass sie mit dem Gesicht zum Wind sitzt. Wenn Vögel abheben oder wieder landen, dann am liebsten mit dem Gesicht zum Wind. Dadurch bleiben ihre Federn schön dicht am Körper liegen, und sie können ihre Flugbahn besser steuern.«
»Wo hast du denn das bloß alles gelernt? Du bist ja ein halber Zoologe!«
»Sagen wir so: Ich hatte keine allzu glückliche Kindheit, und da habe ich meine Zeit eben lieber in der Gesellschaft von Tieren und Kobolden verbracht.«
Vorsichtig setzte Louisa Tara auf einem der unteren Äste ab, das Gesicht dem Wind zugewandt. Anschließend traten sie und James leise ein paar Schritte zurück und beobachteten das Tier. Es dauerte eine Weile, doch dann kam auch schon ein Artgenosse von Tara herangeflogen und nahm auf einem der oberen Äste Platz.
»Ich glaube, das ist das Männchen, das vor ein paar Tagen schon einmal hier war«, flüsterte James.
Und wieder einmal schienen die Raben sich krächzend miteinander zu verständigen, während das
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