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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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erging sich in Selbstmitleid. Und eigentlich gefiel es ihr überhaupt nicht mehr, alleine zu schlafen, wie ihr irgendwann bewusst wurde. Ihr Bett war kalt; vor allem aber fühlte es sich leer an. Sie hatte sich schon so daran gewöhnt, Nacht für Nacht an der Seite ihres Ehemannes zu schlafen, ja, regelrecht in dessen Bewunderung zu baden, dass sie sich nun, da er ihr seine Liebe entzogen hatte, vorkam wie eine Schneeflocke, die sich nach der Wärme der Sonne sehnte. Sie konnte sich noch gut an das erste Mal erinnern, als sie sein Bett geteilt hatte. Und wenn ich nun vorgeben würde, wieder einen Albtraum zu haben? Wenn ich wieder im Schlaf schreien würde - würde er dann noch einmal kommen, um mich zu trösten? Kaum aber dass Lu diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, erschauderte sie auch schon vor lauter Unbehagen, und dies nicht nur, weil sie sich ihres Kalküls schämte, sondern vor allem deshalb, weil sie sich ihrem Ehemann mit einer solchen List quasi freiwillig ergeben würde! Noch einmal erinnerte sie sich an die Worte, die er ihr entgegengeschleudert hatte, als sie ihm ihre Vorhaltungen machte: »Wenn es das ist, was du von mir glaubst - wenn du mir so etwas wirklich zutraust, dann werden wir beide niemals eine echte Ehe miteinander führen.«
    »So etwas Ähnliches hat er doch schon einmal zu mir gesagt«, überlegte Lu laut. »Wann war das bloß gewesen?« Plötzlich erinnerte sie sich wieder. Das war, als ich ihm eine Affäre mit Georgy nachsagte! Sicherlich, zumindest dieser Vorwurf hatte sich am Ende als völlig unbegründet erwiesen. Wäre es also denkbar, dass ich mich auch diesmal irre?
    Wütend schüttelte sie ihr Kissen auf und drehte sich um. Ach, Lu, das sind doch bloß Träumereien!, schalt sie sich im Geiste. Werde endlich erwachsen. Kitty Kelly hat selbst gesagt, dass James der Vater ihres Kindes ist.
    Lu schlief erst in der Morgendämmerung ein. Dann aber, kaum dass der Schlaf sie schließlich doch noch übermannte, breitete sich ein seliges Lächeln über ihre Lippen, denn sie träumte, dass sie und ihr Ehemann wieder zusammen in ihrem riesigen Ehebett lägen: Er küsste sie eine volle Stunde lang, beginnend bei ihren Schläfen und ihren Augenlidern, um dann eine feine Spur heißer Küsse über ihren Hals zu hauchen. Er überschüttete sie geradezu mit seiner Bewunderung, und Lu fühlte sich in diesem Augenblick, als sei sie die schönste und begehrenswerteste Frau der ganzen Welt. Verzückt schlang sie ihrem Mann die Arme um den Hals, atmete tief seinen herben Duft ein, und als seine Lippen über ihre kleine Ohrmuschel streiften, erschauerte sie vor lauter Wonne.
    Ich liebe dich, Lu ... Sein zartes Flüstern ließ sie abrupt aus dem Schlaf auffahren. Doch wie sie nun so dasaß und sich verwirrt im Raum umschaute, erkannte Louisa, dass alles bloß ein Traum gewesen war. Und auch seine Küsse, die sie so erregt hatten, waren bloß Einbildung gewesen. Wütend ließ sie sich wieder in die Kissen sinken, während ihr Körper sich nach ihrem Mann verzehrte. Unterdessen stahlen sich sachte einige feine Sonnenstrahlen durch das Fenster, und Lu ließ im Geiste noch einmal ihre ersten Tage auf Barons Court Revue passieren, und sie erinnerte sich, wie James allmorgendlich in ihr Zimmer gestürmt gekommen war, um ihr die Bettdecke wegzureißen. »Zur Hölle mit dir, Abercorn!«, schimpfte sie leise. »Wenn doch endlich alles wieder so wäre wie vor unserem Streit.«
    Müde erhob sie sich aus ihrem Bett und ging zum Fenster hinüber. Nach dem Regenschauer der vergangenen Nacht freute sie sich darauf, endlich wieder die Sonne zu sehen. Vielleicht spielen ja auch wieder die kleinen Füchse auf dem Rasen?, überlegte sie. Dies ist doch genau die Uhrzeit, wenn sie normalerweise zu sehen sind. Dann aber fiel ihr ein, dass man die Füchse ja bloß vom Hauptschlafzimmer aus beobachten konnte. Wütend fügte Lu ihrer imaginären Liste von James’ Verfehlungen einen weiteren Minuspunkt hinzu.
    Mit einem Mal wurde die Zwischentür geöffnet, und Lu atmete scharf ein. Doch es war bloß Molly, die das Zimmer betrat, um Lu ihr Frühstück zu bringen. Enttäuscht ließ Lu die Schultern wieder sinken. »Und ich dachte, es wäre ...«
    »Ich bedaure sehr, Mylady, aber Lord Abercorn ist schon längst auf den Beinen.«
    »Das heißt, er ist nicht nebenan?«, flüsterte Lu erfreut.
    Molly schüttelte den Kopf.
    »Prima! Dann kann ich ja endlich von hier verschwinden.« Hastig öffnete sie die Tür ihres Kleiderschranks,

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