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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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Zeilen handelten nämlich von ihren Emotionen an jenem Morgen, nachdem sie und James sich das erste Mal geliebt hatten. Rückhaltlos hatte Lu ihrem Tagebuch ihre Empfindungen anvertraut;
    Ich war mir gar nicht bewusst gewesen, wie sehr ich mich nach der Liebe und der Bewunderung meines Ehemannes verzehrt hatte, und, ja, ich gebe es unumwunden zu, dass auch sein Körper mich wie magisch angezogen hatte. Was wir beide in der vergangenen Nacht zusammen erlebt haben, war einfach unglaublich, und heute Morgen hat er mir abermals bewiesen, wie sehr er mich liebt. Gestern Nacht habe ich ihm mein Herz geschenkt, und ich weiß, dass ich es niemals bereuen werde, diesen irischen Teufel geheiratet zu haben. Von nun an soll mein Tagebuch ein
    einziger langer Liebesbrief werden - gewidmet meinem geliebten Ehemann. Denn schon ein einziger Gedanke an ihn genügt, und schon habe ich wieder eine Gänsehaut.
    Als Louisa diese Zeilen las, war sie ehrlich ergriffen, wie viel Liebe doch aus ihren Worten sprach, und der Zorn, den sie soeben noch empfunden hatte, schmolz dahin wie Schnee im Sommer. Langsam schloss sie ihr Tagebuch, verriegelte das kleine Schlösschen und legte es zurück in sein Versteck.
    Durch das geöffnete Fenster schallte eine Frauenstimme zu ihr herauf, und rasch trat Lu abermals ans Fenster, um zu sehen, wem diese Stimme gehörte. Wie erwartet, war es Kitty, die sie erblickte, und die, flankiert von James und dem ältesten der Gebrüder Herdman, munter plaudernd durch den Innenhof schlenderte. Das Ziel des Trios waren offenbar die Ställe. Was zum Teufel geht da gerade vor?, schimpfte Lu im Stillen. Ah, jetzt kann ich es mir denken: Sie wollen Kitty wahrscheinlich die Spinnerei zeigen. Plötzlich aber grub sich eine sorgenvolle Falte in Lus Stirn. Kitty sollte in ihrem Zustand besser nicht reiten. Denn wenn es an Weihnachten passiert ist, so ist sie doch nun mindestens schon im siebten Monat. Dann aber erinnerte sie sich wieder daran, dass Abercorn gewiss umsichtig genug wäre, um die Kutsche zu wählen, und Lu seufzte erleichtert - bis von Neuem der Zorn in ihr aufwallte: Trotzdem hätte er ja wenigstens einmal zu mir hochschauen können!
    Um sich irgendwie die Zeit zu vertreiben, nahm Lu eine Nagelfeile zur Hand. Ihre Nägel hatten es nämlich dringend nötig, wieder einmal gepflegt zu werden, schließlich hatte sie erst kürzlich die Setzlinge in ihren privaten kleinen Kräutergarten eingepflanzt, die die Bauersfrauen ihr geschickt hatten. Während Lu also ihre Nägel bearbeitete, wanderten ihre Gedanken abermals zurück zu Kitty: Wahrscheinlich hat sie Todesängste ausgestanden, als sie feststellte, dass sie schwanger ist. Georgy war es ja nicht viel anders ergangen. Und dann auch noch allein in London, unfähig, länger ihrer
    Arbeit nachzugehen - die Sorgen werden sie fast um den Verstand gebracht haben.
    Lu konnte sich in diesem Augenblick schlecht entscheiden, mit wem sie mehr Mitleid hatte: mit sich selbst oder mit Kitty.
    Als die Nachmittagssonne blasser wurde, trat Lu ans Fenster und schaute sinnend in den Sonnenuntergang hinaus. Mit einem Mal hörte sie das Gepolter von Stiefeln und schaute in den Hof hinab. Es war James, der gerade von den Ställen zurück in Richtung Haus marschierte, und er war allein. Lu hatte zwar nicht erwartet, dass Herdman ihn wieder zurück nach Barons Court begleiten würde, aber andererseits war es doch ein wenig merkwürdig, dass nicht wenigstens Kitty wieder mit zurückgekehrt war. Neugierig grübelte sie darüber nach, warum James’ Geliebte wohl bei den Gebrüdern Herdman geblieben war.
    »Gütiger Gott!«, flüsterte sie schließlich. »Heißt nicht der älteste der Gebrüder Herdman auch James?« Wie betäubt blieb Lu neben dem Fenster stehen und dachte nach. »Nein, das kann nicht sein«, murmelte sie schließlich und ließ die Schultern wieder sinken.
    »Oder doch?« Abermals hob sie hoffnungsvoll den Kopf. »Aber ja! Und ob das sein kann! Schließlich hatte ich Kitty nur gefragt, ob James der Vater sei; mehr habe ich nicht gesagt. Und Kitty wiederum hat mit Ja geantwortet. Diese Schlange! In ihrem Kummer wollte sie wohl auch mir einen Stich versetzen und ließ mich glauben, dass mein James sie geschwängert hätte.
    Entschlossen marschierte Louisa hinüber zu dem großen Standspiegel, um einmal eine ernsthafte Unterhaltung mit sich selbst zu führen. »Kein Wunder, dass Abercorn verletzt reagiert hat, als ich ihm vor warf, der Vater von Kittys Kind zu sein.«

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