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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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um sich anzuziehen.
    »Nein, das könnt Ihr leider nicht, Mylady«, widersprach Molly ihr mit traurigem Kopfschütteln. »Wenn ich zulasse, dass Ihr von hier flieht, wird Lord Abercorn mich vom Hof jagen, weil ich seinen Befehl missachtet habe.«
    »Wie bitte?« Wütend wirbelte Lu zu ihr herum.
    »Aber ja doch«, bestätigte Molly kleinlaut. »Lord Abercorn hat nämlich gesagt, dass ich mich zwar um Euch kümmern solle, dass ich Euch aber unter keinen Umständen entkommen lassen dürfe. Ihr müsst in Eurem Boudoir bleiben, bis ...«
    »Bis was?«
    »Ach, ich sage das ja eigentlich nur ungern, Mylady.« Es war Molly deutlich anzusehen, welche Qualen sie gerade ausstand.
    »Und trotzdem befehle ich dir hiermit, mir auf der Stelle wiederzugeben, was Lord Abercorn dir aufgetragen hat.«
    »Also, er hat gesagt, dass Mylady das Zimmer erst wieder verlassen darf, wenn sie ... >zur Besinnung gekommen ist und um Vergebung bettelt<.«
    »Wenn ich - was? Wenn ich bettle? Hat er das wirklich gesagt? Nun, dann hat er wohl noch nicht verstanden, dass ich eine Frau bin, die einen Mann grundsätzlich um überhaupt gar nichts anbettelt; besonders dann nicht, wenn sie es dabei mit einem Kerl zu tun hat, der das Land mit Bastarden übersät.«
    Entsetzt schnappte Molly nach Luft und wechselte rasch das Thema: »Ihr habt gar nichts von Eurem Abendessen probiert, Mylady.«
    »Das ist richtig. Und ich werde auch sonst keine Mahlzeit anrühren, bis man mich endlich wieder aus meinem Gefängnis entlässt!«
    Molly knickste einmal schüchtern, platzierte aber dennoch das Frühstückstablett auf Louisas Bett; das Abendessen hingegen nahm sie mit und verschwand.
    Nun war Lu also wieder allein, und wie sie zu ihrem großen Verdruss zugeben musste, duftete der gebratene Schinken überaus köstlich. Mürrisch dachte sie an die Mahlzeit vom Vorabend zurück, die sie nicht angerührt hatte. Der Schuss ging in jedem Fall nach hinten los!, zürnte sie im Geiste. Denn da dieser irische Teufel schon wieder außer Haus ist, hat er gar nicht mitbekommen, dass ich in den Hungerstreik getreten bin. Ich könnte hier wahrscheinlich sogar sterben, und er würde es überhaupt nicht bemerken! Zwar beherrschte Lu sich noch einige Minuten lang und kehrte dem Tablett entschlossen den Rücken, dann aber hob sie doch die große silberne Glocke vom Teller und verschlang heißhungrig die ihr gebrachten Köstlichkeiten.
    Anschließend beschloss sie, solange James außer Hause war, einfach rasch ins Nebenzimmer zu schlüpfen und sich ein paar frische Kleider zu holen. Leise drehte sie den Türknauf an der Verbindungstür - und stellte fest, dass diese verschlossen war! In null Komma nichts hatte Lus Blut wieder den Siedepunkt erreicht. Ja, ist es denn zu fassen? Da hat diese dumme Molly mich doch tatsächlich eingeschlossen!
    Wütend marschierte sie kreuz und quer durch ihr Boudoir, versuchte, dadurch einen Teil ihrer Wut loszuwerden, bis sie unmittelbar vor ihrem Fenster plötzlich stehen blieb und in den Innenhof hinabstarrte. Sie war entsetzt, sehen zu müssen, wie James und Kitty - offenbar in eine innige Unterhaltung miteinander vertieft - langsam in Richtung der Ställe schlenderten. Scharf wie ein Messer fuhr die Eifersucht durch ihr Herz. »Wo zur Hölle wollen die hin?«
    Schwer atmend starrte Lu den beiden hinterher, bis sie hinter der Stallmauer verschwanden. »Du Lügner! Du hattest doch gesagt, dass du mich liebst. Wie konntest du mich bloß so hintergehen?« Erst ganz langsam dämmerte ihr, dass er ihr bisher nur in ihren Träumen seine Liebe gestanden hatte. In der Realität hingegen hatte James ihr noch nichts dergleichen geschworen. Langsam verließ Lu der Mut, und sie wollte sich gerade wieder vom Fenster abwenden, als sie abermals Kitty Kelly erblickte. Raschen Schrittes kehrte diese zum Haus zurück, jedoch ohne James. Dann blieb Kitty noch einen kurzen Moment stehen und winkte irgendjemandem hinterher - Lu war sofort klar, dass dieser Jemand nur James sein konnte. Er unternahm wahrscheinlich gerade einen Ausritt.
    Wütend schnappte Louisa sich den Brieföffner von ihrem Sekretär und versuchte, damit das Schloss der Tür zum Korridor aufzubrechen. Leider aber hatte sie mit ihrem Vorhaben keinen Erfolg, sodass sie sich kurz darauf der Zwischentür zum Schlafzimmer zuwandte. Und Lu gab sich wahrlich alle Mühe, versuchte es wieder und wieder, doch es wollte einfach nicht glücken. Keuchend ließ sie sich in ihren kleinen Sessel fallen und war

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