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Symphonie der Herzen

Titel: Symphonie der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virgina Henley
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Spannenderes, als uns aus Eurem Leben zu berichten.«
    Die Herzoginwitwe aber schüttelte nur einmal nachsichtig den Kopf und ließ sich in den wuchtigen Polstersessel zurücksinken, um dann scheinbar hochinteressiert den diversen Festreden auf sie zu lauschen, die allesamt ihre unnachahmlichen Vorzüge lobten. In Gedanken allerdings hing sie noch immer den Erinnerungen an einen gewissen James Hamilton nach.
    Mehr als zehn Jahre sollten seit der Party in Carlton House vergehen, bis sie ihn als junge Frau plötzlich wieder traf. Und auch bei dieser zweiten Begegnung hatte sie keinen Blick für ihn übrig gehabt, denn sie litt an gebrochenem Herzen, und zwar so schlimm, wie wohl nur jemand leiden konnte, der zum ersten Mal im Leben verliebt war.

1
    Woburn Abbey Mai 1830
    Darf ich jetzt gucken?« Liebevoll streichelte Louisa über den glänzenden Hals ihres Ponys, während ihr Herz wie wild klopfte - ein einziger Blick auf den attraktiven jungen Mann, der dort gerade an ihrem Porträt arbeitete, genügte, und schon glaubte sie, vor lauter Verzückung in Ohnmacht zu fallen.
    »Nein, jetzt noch nicht, Fräulein Ungeduldig. Das Licht ist im Augenblick gerade ganz fantastisch. Das muss ich ausnutzen. Zehn Minuten noch, ja? Mehr verlange ich gar nicht.«
    »Und dann seid Ihr fertig, Lanny?«
    »Nein, auch dann bin ich noch lange nicht fertig.« Leicht enerviert, doch mit einem nachsichtigen Lächeln auf den Lippen schaute er sie an. »Vielleicht ja morgen... oder übermorgen. Ich weiß es noch nicht. Ihr findet das Posieren wohl schrecklich langweilig, wie?«
    »Aber nein, ganz und gar nicht!« Louisa spürte genau, wie sie gerade vom Hals bis zum Haaransatz puterrot anlief, und fügte ein wenig schüchtern hinzu: »Tatsächlich freut es mich sogar, wenn ich wieder einmal einen meiner Nachmittage in Eurer Gesellschaft verbringen darf.« Wenns nach mir ginge, seufzte sie im Stillen, würde Euer Gemälde niemals fertig werden.
    Louisas Vater, der Herzog von Bedford, war nun schon seit mehr als vier Jahren der Mäzen von Edwin Landseer, und vor Kurzem hatte er den talentierten Künstler angewiesen, einige Porträts von Georgina und seinen jüngeren Kindern zu malen.
    Lange Zeit hatte Louisa in dem Künstler bloß einen der vielen Freunde der Familie gesehen - bis er sich schließlich daranmachte, sie zu porträtieren. Denn kaum dass sie damit begonnen hatte, für ihn Modell zu stehen, war auf einmal ihre Liebe zu ihm entflammt, und so klammerte sie sich nun immer fester an die Zügel ihres geduldigen kleinen Ponys, während sie sich Pinselstrich um Pinselstrich mehr in den jungen Maler verliebte.
    »Ich möchte auf dem Bild gerne genauso schön aussehen wie meine Mutter!«, erklärte sie voller Ungeduld. »Meint Ihr, Ihr kriegt das hin?« Natürlich hatte man ihr im Laufe ihres Lebens schon ein ums andere Mal gesagt, dass sie quasi das Ebenbild ihrer überaus attraktiven Mutter sei, doch Louisa hatte noch immer ihre Zweifel, was ihr Aussehen anbelangte.
    »Aber Lady Louisa, was redet Ihr denn da? Ihr seid so oder so die schönste junge Dame, die ich je porträtiert habe. Und überhaupt seid Ihr Eurer Mutter mit Eurem wundervollen dunklen Haar und den leuchtend grünen Augen quasi wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Schüchtern senkte Louisa den Blick zu Boden. Solch ein herrliches Kompliment - und dann auch noch aus dem Munde von Edwin Landseer! Überhaupt war dies das erste Mal, dass ein Mann ihr zu schmeicheln versuchte, und in Louisas Magen flatterte plötzlich ein ganzer Schwarm von Schmetterlingen.
    Mit einem Mal spürte sie, wie irgendetwas sie an der Wange traf. Zuerst dachte sie noch, es wäre womöglich ein Insekt, und tastete vorsichtig danach, als nur einen knappen Wimpernschlag später auch schon das nächste Geschoss folgte. Diesmal traf es sie mittig am Kinn, und aus dem Gebüsch ertönte gedämpftes Gekicher. Geistesgegenwärtig ließ Louisa die Zügel ihres Ponys los, griff auf gut Glück in den Maulbeerbusch hinein und zerrte wenig später ihren jüngsten Bruder, den kleinen Alex, daraus hervor. »Ihr verdammten Strolche solltet ihm nicht so gemeine Streiche beibringen!«, rief sie mahnend ihren anderen, noch immer in dem Gebüsch verborgenen
    Brüdern zu. Dem kleinen Alex hingegen drückte sie trotz seiner Frechheiten einen herzhaften Kuss auf die Wange, und ein glückliches Grinsen breitete sich über sein rundliches Gesicht.
    Cosmo und Henry wiederum, die in diesem Jahr bereits elf beziehungsweise zwölf

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