Symphonie der Herzen
doch nur schwer zu ignorierende Eifersucht machte sich in ihrem Inneren breit, während Lu im Stillen fluchte: Bestimmt trifft er sich mit einem dieser Chormädchen!
»Ich muss sagen, ich bin wirklich begeistert von dem Stück.« Galant half James Kitty in den Mantel. »Und ich hatte auch keine Schwierigkeiten, Euch im Chor auszumachen.«
»Mit meinem karottenroten Haar bin ich ja auch nicht so leicht zu übersehen«, lachte seine alte Freundin aus Kindertagen und schüttelte ihre üppige Mähne.
Nur einen kurzen Fußmarsch vom Covent Garden Theatre entfernt lag in der Bedford Street ein kleines Hotel, das zudem ein exzellentes Restaurant führte. James beobachtete amüsiert, wie Kitty staunend die luxuriöse Inneneinrichtung betrachtete. Als sie jedoch nur Männer an den zahlreichen kleinen Tischen sitzen sah, blickte sie James mit einem leichten Stirnrunzeln an und raunte: »Seid Ihr Euch sicher, dass wir hier richtig sind?«
»Ja, das bin ich, Kathleen. Vertraut mir. Übrigens dürft Ihr mich auch gerne wieder >James< nennen.«
»Ich nenne Euch >James<, wenn Ihr darauf besteht. Dann müsst Ihr mich aber auch >Kitty< nennen.«
»Abgemacht. Und jetzt sagt mal: Was möchtet Ihr denn gerne essen?«
»Keine Ahnung. Bestellt Ihr lieber für mich. Ich esse das Gleiche wie Ihr.«
Ohne lange zu überlegen bestellte James für sie beide einfach Lammschnitzel mit Minzsoße. Dazu reichte man ihnen neue Kartoffeln, Möhrchen und grünen Salat. Und natürlich orderte er auch noch eine Flasche würzig-kräftigen Bordeaux und beobachtete dann voller Genugtuung, wie Kitty kräftig zulangte. Ihm selbst allerdings war nicht ganz so sehr nach Essen zumute, und so nippte er nur hin und wieder an seinem Wein, während er an das Treffen mit seinem irischen Notar und Anwalt Rowan Maloney zurückdachte. Gleich nachdem James volljährig geworden war, hatte er Maloney aufgesucht, um sich von ihm auf den neuesten Stand bringen zu lassen, was sein Vermögen betraf.
Denn wenngleich Abercorn schon im Alter von sieben Jahren die gesamten Titel seines Großvaters geerbt hatte, so waren die jährlichen Erträge, die ihm Barons Court und seine weiteren Anwesen in Irland, England und Schottland einbrachten, doch stets in einen treuhänderisch verwalteten Vermögensfonds geflossen, auf den nur sein Stiefvater, der Graf von Aberdeen, Zugriff gehabt hatte. Von nun an jedoch flossen diese Erträge direkt an James, und sein Stiefvater ging leer aus.
Außerdem hatte sein Anwalt noch eine kleine Überraschung für ihn bereitgehalten, nämlich einen Brief, den James’ Großvater einst an ihn verfasst hatte, den dieser aber erst zu lesen bekommen sollte, wenn er erwachsen war. Alles in allem ging es darin in erster Linie um die künftige Verwaltung seines Erbes, an die der Patriarch angenehmerweise nur sehr wenige Bedingungen geknüpft hatte. Auf der zweiten Seite jedoch enthüllte er seinem Enkel plötzlich ein Geheimnis, das dieser nie für möglich gehalten hätte:
Ich habe mit meinem Anwalt eine großzügige Leibrente für meine liebe Mrs Connelly vereinbart. Diese geht direkt von deinen Erträgen ab, ich bin mir jedoch sicher, du wirst es verschmerzen. Denn Kate war für mich in meinen letzten fahren weitaus mehr als bloß eine Haushälterin, und ich gebe frei und unumwunden zu, dass ich der Vater ihrer Tochter bin - obgleich Mrs Connelly mich bat, Kathleen lieber nichts davon zu erzählen, halte also auch du dich bitte daran. Dennoch verfüge ich hiermit, dass nicht nur du, sondern auch sie in Barons Court stets ein sicheres Zuhause haben sollen.
»Kathleen ... Kitty«, setzte James nach einer längeren Pause ein wenig zögerlich an. »Nun, da Ihr bereits eine ganze Weile im lasterhaften London verbracht habt, wie Ihr es nennt, wie steht es denn da mit Eurem Wunsch, langsam wieder nach Barons Court zurückzukehren? Ihr könntet dort -«
»Aber, Mylord, wie kommt Ihr denn darauf?«, unterbrach Kitty
ihn empört. »Ich liebe es hier! Barons Court ist ja sehr schön, besonders wenn man nur einmal zu Besuch dort ist... Aber ich könnte doch niemals auf Dauer dort leben! Nicht, nachdem ich London kennengelernt habe.«
James schwieg einen Moment. »Tja, dann möchte ich zumindest, dass Ihr wisst, dass Ihr jederzeit nach Barons Court zurückkehren könnt. Es soll von nun an ein sicherer Hafen, eine Art Zufluchtsort für Euch sein - solltet Ihr jemals einen brauchen. Ihr seid dort stets willkommen. Vergesst das nicht.«
»Danke, James, das ist
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