Symphonie der Herzen
scherzte Edward. »Ich habe mich derweil Eurer Schwestern erbarmt und bin für Euch eingesprungen.«
Louisa tat so, als hörte sie die Scherze ihres Bruders gar nicht, sondern erhob sich einmal rasch auf die Zehenspitzen und drückte Wriothesley zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. »Beachte ihn einfach gar nicht, Wrioth. Edward war doch froh, dass er auf diese Weise einmal allen seine neue Uniform präsentieren konnte. Und wie bezaubernd du wieder aussiehst, Eliza. Ich danke euch beiden recht herzlich, dass ihr die Zeit finden konntet, zu unserem Ball zu kommen.«
Georgy hingegen starrte voller Missfallen auf den steifen weißen Kragen ihres ältesten Bruders, der ihn ohne jeden Zweifel als kirchlichen Würdenträger auswies, und spottete: »Noch nicht einmal ein ordentliches Halstuch hast du, wie? Vater würde dir gewiss gerne eines von seinen leihen.«
»Georgianna, ich möchte dich darauf hinweisen, dass eine solche Bemerkung für eine Dame deines Standes absolut unangemessen ist.« Mit unnachgiebigem Blick starrte Wriothesley Georgy an, woraufhin zumindest Louisa und Edward den Anstand besaßen, verlegen zu erröten.
Nach einer guten Stunde, als die Schwestern endlich auch den letzten ihrer Gäste begrüßt hatten, folgte der lang ersehnte erste Tanz. Georgy, als die ältere der beiden Schwestern, wurde von ihrem Vater auf die Tanzfläche geführt, Louisa hingegen tanzte mit Lord John.
»Lady Lu«, witzelte Johnny, »ich prophezeie Euch einen überaus erfolgreichen Start auf dem Heiratsmarkt. Es wimmelt hier ja nur so vor lauter Junggesellen, die alle bloß darauf warten, einen Tanz mit Euch zu ergattern.«
»Mir wäre es lieber, die würden mich einfach allesamt in Ruhe lassen«, murrte Lu. »Ja, hast ganz richtig gehört. Ich lasse mir von einem Mann nun einmal nicht gerne die Richtung vorgeben.«
Mit einem vielsagenden Grinsen schaute Johnny auf sie hinab und raunte: »Aber das wird gewiss nicht auf ewig so bleiben, glaub mir. Eines Tages wirst du den einen kennenlernen, und plötzlich ist alles anders. Und vielleicht passiert das sogar schneller, als du denkst. Warte es nur ab.«
Lu allerdings antwortete nicht, sondern wechselte abrupt das Thema. »Übrigens, herzlichen Glückwunsch zu deiner Beförderung zum Zahlmeister der Armeen.«
»Ja, es hat sich bereits bezahlt gemacht, dass der Premierminister und ich miteinander befreundet sind.«
»Lass diese Scherze! Du weißt doch ganz genau, dass du die Beförderung allein aufgrund deiner Leistungen erhalten hast. Die Politik war ja von jeher deine große Leidenschaft. Und ich vermute mal, das ist auch der Grund, weshalb du nie geheiratet hast.«
»Du hältst mich also für den sprichwörtlichen ewigen Junggesellen? Nun, dann lass dir sagen, dass ich erst kürzlich eine überaus attraktive junge Witwe kennengelernt habe. Und da du nun schon von dir aus das Gespräch auf das Thema Heiraten bringst -« Wütend funkelte Louisa ihn an, woraufhin John einen Moment innehielt, ehe er mit noch einer Spur mehr Spott in den Augen leise fortfuhr: »Da du dieses dir so verhasste Thema also schon von ganz allein aufs Tapet bringst, verrate ich dir hiermit ganz im Vertrauen, dass deine Eltern bereits hehre Hoffnungen hegen, was deinen zukünftigen Ehemann angeht. Ich rate dir nur eines: Kipp das Kind nicht mit dem Bade aus, und denke erst einmal ein Weilchen nach, ehe du deinem potenziellen Ehegatten einen Tritt versetzt.«
»Johnny, ist das wirklich wahr?«, fragte Lu. »Du bist verliebt?« Seinen kleinen Vortrag schien sie gar nicht mehr wahrgenommen zu haben, so sehr beschäftigte sie die Nachricht, dass ausgerechnet ihr Bruder Johnny offenbar doch mit dem Gedanken spielte, das Ehegelübde abzulegen.
»Warum fragst du?«
»Weil ich mir nicht so ganz sicher bin, wie sich das anfühlt. Ich dachte, du könntest es mir sagen.« Sie schluckte einmal, ehe sie leise fortfuhr: »Vor nicht allzu langer Zeit glaubte ich noch, in Edwin Landseer verliebt zu sein. Irgendwann aber hat sich das dann doch bloß als eine dumme Schwärmerei herausgestellt.«
John blickte seine Schwester stirnrunzelnd an und knurrte: »Er hat sich doch wohl hoffentlich nicht an dich herangemacht?«
»Aber um Himmels willen, nein! Lanny hat sich immer wie ein echter Gentleman verhalten.« Ich glaube sogar, dachte sie, er wusste noch nicht einmal, dass ich mich überhaupt in ihn verliebt hatte -wofür ich auf ewig dankbar sein werde! Sie seufzte einmal. Nicht auszudenken, wenn er davon
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