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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lächelte mokant. »Die Sünde ist der beste Emulgator –«
    Carola Donani schwieg. Sünde, dachte sie. Es ist eigentlich ein primitives Wort für die Himmel und Höllen, die unsere Seelen durchwandern können. Ein kindliches Wort, eine Bibelvokabel … aber welch eine Welt steckt dahinter, wieviel Teufelei und wieviel paradiesische Herrlichkeit. Gott hätte uns kein Herz geben sollen, und in diesem Herzen kein Gefühl … es wäre der beste Schutz vor der Sünde gewesen. Aber so …
    Dr. Lombard erhob sich und legte den Spiegel auf das Bett zurück. »Sie können auch schon in drei Tagen entlassen werden, Madame …«
    »Nein!« Carola sah zu dem Spiegel. Die Sonne blitzte in ihm und blendete sie. »Ich muß mich erst an mich selbst gewöhnen, ehe ich andere an mich gewöhnen kann –«
    Dr. Lombard zwinkerte Schwester Anne zu und verließ mit ihr das Zimmer. Auf dem Flur knöpfte er seinen weißen Kittel auf, als sei es ihm zu heiß geworden.
    »Bleiben Sie in der Nähe, Anne«, sagte er. »Oft kommt die Reaktion später. Halten Sie auf jeden Fall eine Injektion mit Cardiazol bereit. Ich glaube nicht an diese starre Ruhe … sie ist mir zu steinern –«
    *
    Die Sorgen Dr. Lombards waren unbegründet. Carola Donani zeigte eine Haltung, die Bewunderung verdiente. In der Stille ihres schönen Zimmers bereitete sie den Weg in das neue Leben vor, so wie man eine lange Reise um die Welt plant und alle Möglichkeiten, die sich ergeben könnten, in den Vorbereitungen einschließt.
    Sie mietete durch einen Makler ein kleines Haus an der Riviera, südlich Cannes, ein Haus auf einem Felsen über dem Meer. Das Nest eines Liebesvogels, wie der Makler poetisch und prophetisch sagte. Sie brauchte das Haus nicht vorher zu sehen, sie nahm es in Besitz, weil es in kurzer Zeit doch den Hauch ihrer Persönlichkeit ausströmen würde.
    Sie schrieb an einen Juwelier in Nizza, den sie von einigen Gastspielen Donanis in Monaco her kannte, und bot ihm einen Teil ihres Schmucks an. Sie beschrieb die Steine genau und mit Fachkenntnis und nannte auch den Wert, wie er auf der internationalen Diamantenbörse gehandelt wurde. Von diesem Preis bot sie einen Kaufnachlaß von 20 Prozent.
    Zuletzt schrieb sie an Jean Leclerc ins Hotel ›Atlantic‹.
    »Liebster –«, schrieb sie.
    »Du kannst mich übermorgen abholen. Ich werde um 3 Uhr nachmittags aus dem Tor kommen und Dich umarmen. Ich verrate Dir nicht, wie ich aussehe … ich weiß, die Augen Deiner Liebe werden mich sofort erkennen. Ich küsse Dich – wenn die Sehnsucht den Himmel aufreißen könnte … die Welt ginge heute unter … Wie kann man nur so lieben –?«
    Jean Leclerc bekam diesen Brief ausgehändigt in einer peinlichen Situation. Die Geschäftsführung des Hotels ›Atlantic‹ hatte ein Schreiben bekommen. Einen Warnbrief aus London. Absender ein gewisser Hilman Snider. Er warnte die Geschäftsleitung vor dem Betrüger Jean Leclerc, der sich als großer Geiger ausgebe und nichts sei als ein kleiner Ganove.
    Der zweite Direktor des ›Atlantic‹ maß diesem Brief, so selten Schreiben solcher Art in diesem Hause waren, immerhin soviel Bedeutung bei, daß er Jean Leclerc zu sich ins Büro bat. Auch ein Krokodillederkoffer und das Aussehen eines Gentleman können täuschen. Ohne Kommentar, höflich, ein Spieler des Fairplay, legte er Jean Leclerc den Brief vor.
    »Bitte, Monsieur«, sagte er dabei. »Es ist meine Pflicht, Sie davon zu informieren. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich Ihrerseits informieren wollten –«
    Leclerc las zunächst die Unterschrift. Hilman Snider. Ein schwaches Lächeln huschte über seine schönen, weichen Züge. Die schwarzen Locken fielen ihm in die Stirn. Eine Frau mit mütterlichen Ambitionen hätte ihn jetzt in den Arm genommen und gestreichelt.
    »Snider –«, sagte er gedehnt. »Verbrennen Sie den Wisch –«
    »Sie kennen den Absender, Monsieur?«
    »Sehr gut sogar. Ein alter Giftzwerg!«
    »Welchen Grund hat er, uns so etwas zu berichten?«
    »Ich bin fünfundzwanzig Jahre, Monsieur, und Hilman Snider ist neunundfünfzig. Wie würden Sie reagieren, wenn Sie als Sechziger eine Zwanzigjährige lieben und sie an den Fünfundzwanzigjährigen verlieren …?« Jean Leclerc lächelte breit. Er hatte das Herz getroffen, und zwar dort, wo es bei jedem Franzosen verwundbar war. Nichts versteht ein Franzose mehr als alle Komplikationen, die sich mit Frauen ergeben können. Der zweite Direktor faltete den Brief gedankenvoll zusammen.
    »So etwas

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