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Symphonie des Lebens

Symphonie des Lebens

Titel: Symphonie des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sieht uns jemand aus der Klinik und befreit mich von ihr.
    Sie gingen zusammen zurück zur Villa; am Tor blieb Carola ruckartig stehen.
    »Genug mit dem Spiel –«, sagte sie leise. Jean Leclerc sah in den Park. Hilfe, dachte er, Hilfe. »Du bist wirklich ein großer, dummer Junge –« Jetzt sprach sie deutsch; alle Kraft hatte sie verlassen.
    Leclerc stockte der Atem. Die Blumen fielen aus seiner Hand und lagen im Schmutz der Straße.
    »Che… Chérie –«, stammelte er. »Nein … du … mein Gott … Chérie –«
    Er breitete die Arme weit aus und umfing sie. Sie fiel fast an seine Brust, krallte sich an seiner Schulter fest, und als er sie küßte, war es wie früher … alle Angst war gewichen, alle Zweifel versanken, alle Gedanken lösten sich auf in dem einen Gefühl: Er liebt mich – er liebt mich –
    Der Zauber kam wieder über sie, der Traum vom großen Glück.
    Dr. Lombard ließ die Gardine fallen und trat vom Fenster zurück. Schwester Anne hinter ihm hatte große, verwunderte Augen.
    »Sie kann grausam sein«, sagte er und begann, seine Brille zu putzen. »Grausam wie das Feuer, das alles verzehrt, wenn es erst einmal brennt …«
    *
    Die Hotelrechnung bezahlte Leclerc mit der Geste, als wenn man einem Bettler ein Fünf-Francs-Stück in den Hut wirft. Er bezahlte die Rechnung auf den Centime, und keinen Sou mehr. Er gab kein Trinkgeld, er bedankte sich nicht einmal. Der zweite Direktor des ›Atlantic‹ biß die Zähne aufeinander und schluckte die unwürdige Behandlung. Auch als Leclerc sagte: »Schreiben Sie Ihrem Freund Hilman Snider, daß Sie nicht nötig hatten, meine Unterhosen als Pfand zu behalten …«, blieb er ruhig, schwieg und setzte das betroffene Gesicht eines Unglücklichen auf, der keine Möglichkeit sieht, seine Schuld irgendwie wiedergutzumachen.
    Dann kaufte Leclerc in der Blumenhandlung des Hotels einen Strauß gelber Teerosen und fuhr wieder hinauf in das Appartement. Er sah müde und übernächtig aus. Mit einem Löwen zu ringen, ist schon ein sinnloses Unterfangen … wieviel schwerer ist es, den Vulkan einer hungrigen Frau zu löschen. Es war ihm, als seien seine Knochen hohl und jeder Schritt halle in ihm wider bis hinauf unter die Hirnschale.
    Carola wartete auf ihn. Sie saß auf dem Bett, nackt und weißhäutig, die schwarzen Haare aufgelöst um den schmalen, rassigen Kopf. Sie dehnte sich, als Leclerc eintrat, stützte die Arme nach hinten und beugte sich zurück. Sie schämte sich nicht, sie war in ihrer Welt.
    Leclerc bemühte sich, nicht hinzuschauen. Er ging zum Fenster, setzte sich an den kleinen Schreibtisch und legte die Rosen und eine flache Mappe darauf.
    »Du heißt ab heute Vera Friedburg …« sagte er.
    »Wie heiße ich?«
    »Es war kein anderer Paß zu haben. Nur dieser deutsche mit diesem Namen. Woher er kommt, wollte man mir nicht sagen. Ausgestellt ist er in Kiel.«
    »Vera Friedburg –« Carola kam zu Leclerc ans Fenster. Sie beugte sich über ihn und las den Paß. Ihre nackte Nähe, das Atmen ihrer Brust, die gegen seinen Rücken drückte, der Geruch ihrer Haut machten ihn hilflos und willenlos. Er faßte nach hinten und umgriff ihre Hüfte.
    »Zieh dich an, Chérie …«, sagte er heiser.
    »Es ist so schön, nackt zu sein.«
    »Du bringst mich um den Verstand.«
    Sie küßte ihm den Nacken. »Hast du überhaupt jemals Verstand gehabt, mein Liebling …«, sagte sie zärtlich.
    »Der Paß kostet mehr, als sie vorher verlangt haben. Es sind alles widerliche Ganoven. Sie nutzen unsere Zwangslage aus. Sie verlangen 1.000 Francs mehr.«
    »Er ist es wert.« Carola nahm den Paß vom Tisch und trat damit ans Fenster. Das Sonnenlicht umspielte ihren zarten weißen Körper; Leclerc starrte sie an, als sehe er sie so zum erstenmal. Es war unmöglich, sich an dieser Frau sattsehen zu können. Man mußte sie bewundern, immer, wenn ein Blick auf sie fiel. Man konnte gar nicht anders.
    »Der Stempel ist gut, alles stimmt«, sagte sie und klappte den Paß zu. »Vera Friedburg … wirst du dich daran gewöhnen können, mich Vera zu nennen?«
    »Ja, Chérie –«, sagte er heiser.
    Sie sah ihn plötzlich fragend an, den Kopf leicht zur Seite geneigt. Ihre Nacktheit glänzte in der Sonne.
    »Bist du glücklich?« fragte sie.
    »Atemlos glücklich.«
    »Du wirst nie eine andere Frau lieben?«
    »Nie, Chérie.«
    »Ich bringe dich um, wenn du es tust … weißt du das?«
    »Ja –«, sagte er, jetzt wirklich atemlos.
    »Wir fahren in zwei Stunden weg –«
    Leclerc

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