Symphonie des Todes
trotzdem sind die noch am Leben. Ich muss sagen, ich bin etwas von Ihnen enttäuscht.«
Eve bleckte die Zähne. »Ich glaube, nach der Pressekonferenz werden die beiden nur noch auf dem Zahnfleisch gehen. Ich werde von Ihnen nämlich doch sicher nicht enttäuscht.«
»Ah, ich werde also schamlos von Ihnen benutzt. Ein durchaus befriedigendes Gefühl.« Nadine trank ihren Kaffee aus und spielte mit der leeren Tasse. »Aber vielleicht würden Sie mir ja zum Dank für meine Kooperationsbereitschaft ebenfalls einen Gefallen tun.«
»Mehr als das, was Sie bereits bekommen haben, werden Sie nicht von mir kriegen.«
»Es geht nicht um die beiden Morde, sondern um die Auktion. Mit meinem Journalistenausweis komme ich zwar rein, aber wenn ich ihn benutze, ist es mir nicht erlaubt zu bieten. Und ich würde wirklich gern eine Kleinigkeit von Magda Lane ersteigern, denn ich bin ein echter Fan. Wie wäre es, wenn Sie mir eine Einladung besorgen?«
»Das ist alles?« Eve zuckte mit den Schultern. »Kein Problem, ich schicke Ihnen eine zu.«
Nadine legte den Kopf ein wenig schräg, verzog flehend das Gesicht und reckte Zeige- und Mittelfinger in die Luft.
»Zwei?«
»Es wäre amüsanter, wenn ich das in Begleitung erlebe. Los, seien Sie ein Kumpel.«
»Manchmal ist es wirklich ätzend, ein Kumpel zu sein. Aber ich werde sehen, was ich tun kann.«
»Danke.« Zufrieden sprang die Journalistin auf. »Jetzt muss ich rüber zum FBI und meine Fragen stellen. Schalten Sie den Fernseher ruhig an, damit Sie die beiden bluten sehen.«
»Das werde ich eventuell tatsächlich tun.«
»Hi, Peabody.« Mit einem geistesabwesenden Winken lief die Journalistin an Eves Assistentin vorbei in den Korridor hinaus.
»Peabody, vielleicht schaffe ich es nicht, mir die Pressekonferenz der FBI-ler anzusehen. Sorgen Sie also dafür, dass sie aufgenommen wird.«
»Zu Befehl, Madam. Dann brauchen Sie also nicht persönlich hinzugehen?«
»Nein. Soll das FBI allein versuchen, seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.« Sie rief ihren Bericht auf dem Bildschirm auf. »Ich will eine Teambesprechung, sagen wir um sechzehn Uhr, wenn das McNab und Feeney passt. Reservieren Sie dafür bitte einen Besprechungsraum.«
Auch wenn Peabody innerlich zusammenzuckte, nickte sie gehorsam. »Zu Befehl, Madam. Ich habe mit Charles Monroe telefoniert.«
Obgleich sie in Gedanken ganz woanders war, hob Eve, als sie Peabodys krächzende Stimme hörte, überrascht den Kopf. »Gibt es irgendein Problem?«
»Nein, Madam. Er hat sich an Yost erinnert und bestätigt, dass er regelmäßig in die Oper geht. Am liebsten zu Premieren. Eine Klientin hat Charles auf Yost aufmerksam gemacht und behauptet, er wäre Unternehmer und hieße Martin K. Roles.«
»Das ist ein neuer Alias-Name. Gut. Ich gebe ihn sofort in den Computer ein. Und wie heißt die Klientin?«
»Das wollte Charles nicht sagen. Aber er hat sich bereit erklärt sie anzurufen und zu fragen, woher sie diesen Typen kennt. Falls …« Sie räusperte sich, denn irgendetwas brannte ihr im Hals. »Falls diese Informationen Ihnen nicht genügen, rufe ich ihn gern noch einmal an.«
»Für den Augenblick dürfte es reichen.« Eves Magen lupfte sich leicht, als sie in den Augen ihrer Assistentin Tränen schimmern sah. Auch Peabodys Unterlippe zitterte verdächtig, weshalb sie nochmals wissen wollte: »Also, was ist los?«
»Nichts. Madam.«
»Weshalb sehen Sie dann aus, als würden Sie gleich heulen? Sie wissen ganz genau, wie ich es finde, wenn man während der Arbeit heult.«
»Ich heule ja gar nicht.« Es entsetzte sie, dass sie tatsächlich kurz davor stand, in Tränen auszubrechen, und deshalb fügte sie hinzu: »Ich fühle mich nur nicht ganz wohl, das ist alles. Ich frage mich, Madam, ob ich vielleicht von der Teilnahme an der Besprechung entbunden werden könnte.«
»Wahrscheinlich haben Sie nur zu viele Pommes in sich reingestopft«, meinte Eve erleichtert. »Wenn Ihnen schlecht ist, gehen Sie zur Krankenschwester, damit die Ihnen was gibt. Oder Sie legen sich eine halbe Stunde hin.« Sie schaute auf ihre Uhr, als mit einem Mal ein leises, unterdrücktes Schluchzen an ihre Ohren drang.
Ihr Kopf zuckte hoch, und jegliche Erleichterung verflog, als ihr allmählich dämmerte, was offenbar der wahre Grund für das Elend ihrer Assistentin war. »Verdammt. Verdammt. Verdammt. Sie haben mit McNab gestritten, stimmt’s?«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie in meiner Gegenwart seinen Namen nicht erwähnen
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