Symphonie des Todes
brauchen.« Er hockte sich vor Summerset und sah ihm prüfend in das aschfahle Gesicht. »Ich habe den Mann gesehen, der Sie angegriffen hat. Es hat auch ihn erwischt, aber offenbar nicht ganz so schlimm wie Sie.«
»Das bestreite ich.« Dann aber entfuhr dem eleganten Summerset ein Fluch, weil er seinen Kopf schützend zwischen die Knie sinken lassen musste, als ihn erneut ein starker Schwindel überfiel.
»Den besten Treffer hat der arme Teufel abbekommen, der vollkommen unbeteiligt neben Ihnen stand. Er hat sich danach nicht mehr gerührt«, erklärte der Gemüsehändler amüsiert. »Jetzt wird sicher die Polizei nach Ihnen suchen. Aber was das Schlimmste ist, Sie haben meine wunderbaren Trauben ruiniert.«
»Meine Trauben. Schließlich habe ich dafür bezahlt.«
Eve schlüpfte in ihre Jacke, trat frustriert gegen ihren Schreibtisch und versuchte zu entscheiden, ob sie ihren Gatten alarmieren sollte, weil der polizeiliche Bewacher, wie von ihm vorhergesagt, von seinem Butler abgeschüttelt worden war.
Ach, verdammt, sagte sie sich. Sie hatte alle Hände voll zu tun, und deshalb sollte Roarke sich um diesen Trottel kümmern, entschied sie.
Noch während sie ihr Link einschaltete, um Roarke anzurufen, trat der Grund für ihre Sorge höchstpersönlich in ihr Büro.
»Was zum Teufel machen Sie hier?«
»Glauben Sie mir, Lieutenant, dieser Besuch ist mir mindestens ebenso unangenehm wie Ihnen.« Summerset sah sich verächtlich in dem kleinen, voll gestopften Zimmer mit dem schmutzstarrenden Fenster und dem wackeligen Schreibtischsessel um. »Nein, ich sehe, so unangenehm wie mir kann es Ihnen gar nicht sein.«
Sie umkurvte ihn und warf schlecht gelaunt die Zimmertür ins Schloss. »Sie haben meine Männer abgehängt.«
»Vielleicht bin ich gezwungen, mit einer Polizistin unter einem Dach zu leben, aber ich bin nicht dazu verpflichtet, mir von diesen Typen während meiner Freizeit hinterherschnüffeln zu lassen.« Er schnaubte leise. »Die Kerle, die mich bewachen sollten, sind nicht nur unfähig, sondern obendrein auch äußerst auffällig gewesen. Wenn Sie mich schon beleidigen mussten, indem Sie mich haben verfolgen lassen, hätten Sie wenigstens jemanden nehmen können, der eine anständige Ausbildung genossen hat.«
Sie konnte ihm schwerlich widersprechen. Sie hatte zwei der besten Bewacher ausgewählt und ihnen bereits sehr deutlich zu verstehen gegeben, was sie von ihrer Arbeit hielt. »Falls Sie hierher gekommen sind, um eine Beschwerde einzureichen, wenden Sie sich an den Beamten am Empfang. Ich habe zu tun.«
»Auch wenn es sicher unvernünftig ist, bin ich hier, um eine Aussage zu machen. Unter den gegebenen Umständen wende ich mich, da ich Roarke keine Unannehmlichkeiten bereiten möchte, lieber direkt an Sie.«
»Unannehmlichkeiten?« Sofort erwachte ein äußerst ungutes Gefühl in ihr. »Was ist passiert?«
Noch einmal warf er einen Blick auf die Sitzgelegenheiten, die es in diesem Zimmer gab, und entschied dann seufzend, dass er wohl am besten stehen blieb.
Eins musste er ihr lassen. Nach einem kurzen, explosiven Fluch hörte sie ihm schweigend und mit zusammengekniffenen Augen zu.
Als er mit der seiner Meinung nach bewundernswert prägnanten und gleichzeitig detailreichen Erklärung fertig war, wurde er von ihr mit Fragen, die ihm niemals in den Sinn gekommen wären, bombardiert.
Ja, er kaufte gewohnheitsmäßig in dem Gemüseladen ein, immer am gleichen Tag, immer zur gleichen Zeit. Meistens sah er hinterher den Leuten beim Verlassen und Besteigen des Maxibusses zu, weil ihm das, wie er es nannte, etwas ungehobelte Ballett der Fahrgäste gefiel.
Yost war von links hinten aufgetaucht. Ja, er selbst war Rechtshänder.
Yost hatte eine sandfarbene Perücke mit einem militärisch kurzen Schnitt und trotz des warmen Wetters einen perlgrauen Mantel angehabt. Aus einem leichten Material. Der Schuss aus seinem Stunner hatte Yost an der rechten Schulter gestreift, weshalb der die Spritze hatte fallen lassen müssen, bevor er die Gelegenheit hatte, Summerset den gesamten Inhalt zu injizieren.
Bei Yosts Verfolgung hatte er mit seinem Stunner einen unbeteiligten Passanten mitten in die Brust getroffen, doch zum Glück hatte der Mann sich von dem Treffer und auch von den Abschürfungen und den blauen Flecken, die er bei dem Sturz auf den Bürgersteig davongetragen hatte, halbwegs wieder erholt.
»Weiß irgendjemand, dass Sie eine illegale Waffe bei sich hatten?«
»Der Gemüsehändler.
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